Rede von Heydar Aliyev beim offiziellen Empfang zu der Wahl des Präsidenten der Republik Aserbaidschan - Palast "Gülüstan", den 18.Oktober 1998


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

sehr geehrte Gäste,

heute ist ein bedeutender Tag im Leben des aserbaidschanischen Volkes - der siebente Jahrestag der Erklärung der staatlichen Unabhängigkeit in Aserbaidschan und der Inaugurationstag des vom aserbaidschanischen Volk in den Präsidentschaftswahlen am 11. Oktober gewählten Präsidenten.

Das ist Allahs Wille, dass diese beiden bedeutenden Ereignisse miteinander zusammengefallen sind. Ich meine, dass es gar kein Zufall ist. Als Aserbaidschan vor sieben Jahren der Welt seine staatliche Unabhängigkeit erklärte, war es tatsächlich noch nicht unabhängig. Ein Verfassungsakt über die Unabhängigkeit wurde verabschiedet und der Staat hat der Welt seinen Wunsch erklärt, unabhängig zu leben. Das ist zweifellos ein historisches Ereignis. Aber es gab einen schwierigen Weg zwischen der Unabhängigkeitserklärung und dem unabhängigen Leben. Obwohl das aserbaidschanische Volk große Einbuße und Verluste erlitten hat, obwohl innerhalb der Republik sehr komplizierte Prozesse geschehen sind, ist das aserbaidschanische Volk diesen schwierigen Weg erfolgreich gegangen.

Im Juni 1993 stand aserbaidschanisches Volk dem Gipfel des Prozesses, der im Oktober 1991 begonnen hat, dem Bürgerkrieg, gegenüber und war durch die Spaltung bedroht. Obwohl das Wort "Gipfel" einen positiven Sinn hat, verwende ich es heute leider im negativen Sinne. 1993 war für Aserbaidschan ein entscheidendes Jahr. Ob die Unabhängigkeit Aserbaidschans dauern, Aserbaidschan als ein unabhängiger Staat bestehen wird, oder der Staat wird infolge der zerstörerischen Tätigkeit der im Ergebnis der inneren Zwietracht und des Bürgerkriegs entstehenden separatistischen Kräfte gespaltet, zerstört werden. Wie die bekannte Phrase ausdrückt, stand Aserbaidschan vor der Auswahl "Sein oder Nichtsein". Aber unser Volk hat in diesen schweren kritischen Momenten seine Weisheit, seinen Verstand, sein inneres Potenzial noch einmal demonstriert und Aserbaidschan hat diese Gefahr abgewendet. Wir haben Aserbaidschan vor dieser Gefahr gerettet. Urheber jener Gefahr, jener Taten, die Aserbaidschan zur großen Tragödie gezogen haben, versuchen jetzt jene Periode, jene Tage, jene schweren Momente zu vergessen. Aber das Volk hat nichts vergessen und wird nicht vergessen.

Ich fühle mich glücklich, dass man in jenem schwierigen Moment, in dem das Schicksal Aserbaidschans entschieden wurde, gerade an mich gewandt hat. Ich habe als Sohn meine Pflicht vor meiner Heimat erfüllt, meine Ergebenheit noch einmal demonstriert, mich ins Feuer geworfen. Zusammen haben wir Aserbaidschan aus dieser schwierigen Lage herausgetragen. In jenem schwierigen Jahr hat das aserbaidschanische Volk mich zum Präsidenten gewählt. Ich werde meinem Volk, meiner Nation, den aserbaidschanischen Bürgern für das Vertrauen, das sie mir in allen Etappen meines Lebens geschenkt haben, ewig dankbar sein. Auch das aserbaidschanische Volk weiß, dass ich mein ganzes Leben gewidmet habe, meinem Volk zu dienen.

Auf diesem schwierigen Weg, den das aserbaidschanische Volk von 1993 bis heute ging, stand ich im Dienste meines Volkes. Deshalb ist es nicht zufällig, dass der Tag der Erklärung der staatlichen Unabhängigkeit - der 18. Oktober 1991 und die Inaugurationszeremonie des Präsidenten, der vom Volk in den ersten Präsidentschaftswahlen gewählt ist, zum ersten Mal zusammengefallen sind.

Seiner Heimat, seinem Volk zu dienen ist die Pflicht jedes Bürgers. Das Vertrauen für den Dienst zu gewinnen und dieses Vertrauen zu rechtfertigen ist eine große Ehre. Ich bin glücklich, dass ich mein Leben lang meiner Heimat, meinem Land, meinem Volk diente. Ich hielt es immer für den Sinn meines Lebens. Und bis zum Ende wird ergebenes Dienen meinem Volk zu dem Sinn meines Lebens. Aber jeder, der dem Volk dient, wünscht dem Verdienst nach anerkannt zu werden. Ich wünschte es auch. Ich bin glücklich, dass meine Verdienste vor dem Volk belohnt sind. Das Volk hat im Laufe der Jahrzehnte mir, einem einfachen Sohn Aserbaidschans, ein großes Vertrauen geschenkt. Ich wiederhole das noch einmal, dass das Dienen dem Volk die Hauptpflicht jedes Bürgers ist. Aber nach Verdiensten anerkannt zu werden und das große Vertrauen zu gewinnen gelingt nicht jedem. Ich bin glücklich, dass ich solch ein Vertrauen gewonnen habe, und das Volk mir sein Vertrauen geschenkt hat.

Das Gefühl, das ich heute habe, ist die grenzenlose Dankbarkeit meiner Heimat, Nation, meinem Volk, unseren Bürgern. Ich bin grenzenlos dankbar, dass meine Arbeit so hoch geschätzt ist. Und ich bin grenzenlos dankbar, dass das Volk mir wieder vertraut hat, und ich bin der Präsident der Republik Aserbaidschan, der vom Volk aufgrund der demokratischen Prinzipien wieder gewählt werden ist. Ich bin stolz darauf, das ist eine große Ehre für mich. Mehrmals äußere ich meine Dankbarkeit. Deshalb bitte ich, die Gläser auf die unabhängige Aserbaidschanische Republik zu heben. Mit dem Gefühl der grenzenlosen Dankbarkeit dem aserbaidschanischen Volk bitte ich, alle Gläser auf unser Volk zu heben.

Aserbaidschan ist mein Herz. Aserbaidschan ist mein Atem. Aserbaidschan ist mein Leben. Jeder Bürger kann freundliche Worte über Aserbaidschan aussprechen. Mein Herz war immer mit meiner Heimat Aserbaidschan verbunden, mit den Gefühlen ausgefüllt, die mit Aserbaidschan verbunden sind. Es ist unmöglich diese Gefühle mit Worten zu äußern. Sogar die Worte unseres großen Dichters Samed Wurgun äußern sie nicht völlig. Doch brauchen wir in dieser Stelle Gedichte, und deshalb will ich Worte von Samed Wurgun noch einmal zitieren:

Wer reißt je aus dem Herzen die Seele heraus?

Wie käme je ohne dich, ohne Atem ich aus?

Jede Stadt steht mir offen und jegliches Haus!

Ich bin dein, bin dein Sohn, geb mich hin deinem Bann,

Aserbeidschan, Aserbaidschan!

Aserbaidschan! Zu Ehren Aserbaidschans! Zu Ehren des aserbaidschanischen Volkes!

Mit Vergnügen erkläre ich, dass wir heute auf der Inaugurationszeremonie des Präsidenten des unabhängigen Aserbaidschans sehr geehrte Gäste aus den Nachbarländern haben.

Es ist Ihnen bekannt, dass man nach der Tradition, den bestimmten diplomatischen Regeln keine Einladung auf die Zeremonie der Inauguration sendet. Aber die Vertreter der freundschaftlichen Nachbarländer sind den Willen ihrer Staaten äußernd nach Aserbaidschan zu Besuch gekommen und nehmen an dieser Zeremonie teil. Natürlich freut das unser Volk, unsere Bürger und persönlich mich sehr.

Ich bin damit sehr zufrieden, dass heute an diesem bedeutenden Tag sehr hochgestellte Delegationen der Nachbarländer unsere Freude mit uns teilen. Die Delegation der Russischen Föderation, der Republik Türkei, der Islamischen Republik Iran und der Republik Georgien sind heute in Aserbaidschan. Die Präsidenten der kaukasischen Republiken der Russischen Föderation haben diesem Ereignis eine besondere Bedeutung beigemessen und befinden sich heute unter uns. Das freut unsere Öffentlichkeit.

Ich bin sehr zufrieden, dass die Delegation der Russischen Föderation, die unser Freund ist, heute hier mit uns ist. Russland und Aserbaidschan sind eng miteinander verbunden. Das unabhängige Aserbaidschan hält die Entwicklung und Festigung der freundschaftlichen Beziehungen mit der Russischen Föderation für wichtig. Wir tun und werden es im Namen der Interessen unserer Völker, Länder und Staaten immer tun.

Ich bin froh, dass die hochgestellte Delegation der Russischen Föderation - der Außenminister Igor Sergejewitsch Iwanow, Minister der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Boris Nikolajewitsch Pastuchow, der stellvertretende Vorsitzende der Staatsduma Russlands Michail Guzerijew, die Volkskünstlerin Aserbaidschans und Russlands, unsere Lieblingssängerin Lüdmila Georgijewna Sykina und unsere anderen Freunde heute zusammen mit uns sind.

Ich bin froh, dass der vollziehende Sekretär der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Boris Abramowitsch Beresowski mit uns ist. Das alles demonstriert die Bedeutung unserer freundlichen Beziehungen sowohl für Russen, als auch für Aserbaidschaner. Heute erkläre ich, dass wir diese Beziehungen noch mehr entwickeln und vertiefen werden. Sehr geehrte Freunde, ich danke Ihnen dafür, dass Sie hierher gekommen sind und sich unter uns befinden.

Eine große Ehre für uns ist, dass sich die Delegation aus der brüderlichen Republik Türkei heute in Aserbaidschan befindet. Ich bin damit sehr zufrieden, dass die türkische Delegation der Minister für Energetik und Naturschätze der Türkei, unser Freund Herr Dschümhur Ersumer vorstellt. Ich äußere unseren Freunden, unseren Brüdern aus der Türkei und dem Minister Herrn Dschümhur Ersumer meine Dankbarkeit. Nochmals erkläre ich, dass die freundschaftlichen, brüderlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Aserbaidschan ewig und unerschütterlich sind. Wir werden diese Beziehungen weiter entwickeln und festigen.

Ich bin froh, dass sich Delegation des freundschaftlichen Landes - der Republik Georgien, unter dem Vorsitzenden des Speakers, unseres Freundes Surab Schwanija hier befindet. Die georgisch-aserbaidschanische Freundschaft mit ihren großen historischen, tiefen Wurzeln dient heute als ein klares Beispiel für die Freundschaft, gegenseitige Liebe, hundertjährige Nachbarschaft ohne Konflikte. Dies sind internationale Beziehungen, zwischenstaatliche Beziehungen, und wir schätzen sie hoch. Wir werden alle Maßnahmen treffen, um die Freundschaft zwischen unseren Völkern und Ländern zu festigen und zu entwickeln.

Ich bin froh, dass auch der hochgestellte Vertreter unseres Nachbarstaates - der Islamischen Republik Iran heute in Aserbaidschan unter uns ist und am Tag der Unabhängigkeit Aserbaidschans, an der Inaugurationszeremonie des aserbaidschanischen Präsidenten teilnimmt.

Das ist ein historisches Ereignis für unser Volk und unsere Öffentlichkeit, dass die Präsidenten der brüderlichen kaukasischen Republiken nach Aserbaidschan gekommen sind und an der Inaugurationszeremonie des vom Volk gewählten Präsidenten teilnehmen. Ich schätze das hoch und ich halte es für das Ereignis von besonderer Bedeutung. Es zeigt die Solidarität der kaukasischen Völker, die Realität "des Kaukasischen Hauses", die Möglichkeit der Gründung des ruhigen Kaukasus. Das zeugt davon, dass sie frei und ergeben ihren Traditionen, ihren historischen Wurzeln leben, sich gleichzeitig zusammen befinden, gegenseitige Beziehungen knüpfen, einander unterstützen wollen. Auf dem Hintergrund der Ereignisse, die in verschiedenen Regionen des Kaukasus geschehen, ist es außerordentlich wichtig.

Das Treffen der Führer der kaukasischen Völker, der Präsidenten der kaukasischen Republiken heute in Baku, in Aserbaidschan zeugt davon, dass wir unsere Bemühungen im Namen der Interessen jedes kaukasischen Volkes, jeder kaukasischen Republik, gleichzeitig im Namen der Freundschaft, des gegenseitigen Verständnisses im Kaukasus, im Namen der Festigung des Friedens und der Stabilität vereinigen können. Für uns, Kaukasier, ist es jetzt besonders notwendig. Der Kaukasus ist eine einzigartige Region der Welt, einzigartig nach seiner Natur, Multinationalität, den Bräuchen und Sitten, historischen Wurzeln. Unsere Völker haben in diesem uralten Kaukasus seit Jahrhunderten, Jahrtausenden zusammengelebt, einander unterstützt, geholfen. Warum sollen wir denn nicht zusammen schreiten, um den Kaukasus heute in eine friedliche, stabile Region umzuwandeln, damit der Kaukasus ein Beispiel der religiösen Toleranz, Stabilität und Sicherheit für die ganze Welt wird? Ich bin sicher, dass wir fähig sind, das zu machen. Dessen Unterpfand ist es, dass wir heute zusammen sind.

Ich begrüße vom Herzen die dagestanischen Völker und ihren Führer, unseren Freund Magomedali Magomedow.

Herzlich begrüße ich das mutige tschetschenische Volk und seinen Führer Aslan Meshedow.

Herzlich begrüße ich das tapfere inguschische Volk und seinen berühmten Sohn, den Helden Ruslan Auschew.

Auch begrüße ich Kabardino-Balkarien - die Republik, die sich im Zentrum des Kaukasus befindet, die schöne Natur, mutige Menschen, und gleichzeitig viele Probleme hat. Ich bin froh, dass der Führer Kabardino-Balkariens, unser Freund Walerij Magomedowitsch Kokow diese Republik würdig leitet. Heute ist sein Geburtstag. Für mich ist es besonders angenehm, dass er an seinem Geburtstag nach Aserbaidschan gekommen ist, sich neben den Freunden befindet. Ich denke, dass wir den Geburtstag unseres Freundes Walerij Kokow zusammen feiern sollten.

Vom Herzen begrüße ich den Präsidenten Nordossetien-Alanien, unseren Freund Alexander Sergejewitsch Dsassochow. Während seiner Amtszeit in Moskau war Alexander Sergejewitsch Dsassochow häufig in Aserbaidschan. Er kennt Aserbaidschan sehr gut, und wir kennen ihn auch gut. Sein Sieg in den letzten Wahlen in der Republik der Nordossetien war für uns ein sehr frohes Ereignis. Ich wünsche dem ossetischen Volk Glück und Wohlergehen, unserem Freund Alexander Sergejewitsch Dsassochow - neue und neue Erfolge.

Wir sind darüber außerordentlich froh, dass der Präsident Adygejas Aslan Dscharimow hier ist. Adygeja ist eine einzigartige Republik, ein einzigartiges Land. Leider war sie in der Vergangenheit an die Region Krasnodar verbunden. Heutzutage ist Adygeja eine abgesonderte Republik, das Subjekt der Russischen Föderation. Wir sind darüber sehr froh. Wir sind auch froh, dass der Präsident von Adygeja Aslan Dscharimow unter uns ist. Ich gratuliere ihm herzlich und wünsche dem adygeischen Volk viel Erfolg.

Das Schicksal von Karatschai-Tscherkessien ist uns bekannt. 1944 wurden auch Karatschaier, wie Tschetschenen und Inguschen deportiert. Sie haben eine große Tragödie erlebt. Ich bin froh, dass jetzt die Republik Karatschai-Tscherkessien existiert, sich entwickelt und ihren würdigen Platz im Kaukasus nimmt. Ich bin überzeugt, dass Karatschaier, Tscherkessen als mutige Völker ihr Leben so errichten werden, wie sie es wollen. Für uns ist es angenehm, dass der Präsident der Karatschai-Tscherkessien Waldimir Chubijew heute in Baku, in Aserbaidschan ist.

Meiner Meinung nach habe ich alle Gäste aus Kaukasus genannt. Habe ich jemanden vergessen? Sehen Sie, wie angenehm es für mich ist, dass ich das alles in einem Zuge sage.

Nochmals will ich über den Kaukasus, über seine schöne Zukunft sagen. Ich glaube, dass wir, die Kaukasier, zusammen mit unseren Nachbarn, freundlichen Ländern den Kaukasus in eine friedliche, freie, stabile und blühende Region umwandeln werden.

Ich hebe mein Glas auf die Freundschaft und Zusammenarbeit Aserbaidschans mit den Nachbarn, auf die Freundschaft und Zusammenarbeit der kaukasischen Länder und Völker, auf den Frieden und das Wohlergehen, die Freiheit und Unabhängigkeit, auf die aufrichtigen und treuen Freunde, auf die ewige Freundschaft. Aserbaidschan ist zu solcher Freundschaft bereit, Aserbaidschan wird sich auch künftig bemühen, die freundschaftlichen Beziehungen mit allen Ländern anzuknüpfen, wir werden immer unter den Bedingungen des Friedens, der Solidarität und des gegenseitigen Verständnisses mit den Nachbarn leben. Sie können davon überzeugt sein, dass das unabhängige Aserbaidschan seine Beste tun wird, damit im Kaukasus, in unserer Region Frieden herrscht, damit die Beziehungen mit unseren Nachbarn friedlich, freundschaftlich werden.

Auf unsere Gäste, Freunde, auf Ihr Wohl liebe Freunde!