Interview des Präsidenten der Repuplik Aserbaidschan Heydar Aliyev mit Marina Nekrasova, der Stellvertreterin der Informationsagentur des Präsidialamtes Russlands - Moskau, den 18. Januar 1996


Frage: Heydar Aliyevitsch, wie Experten schreiben, Aserbaidschan gehört unter den GUS - Ländern zur Republik, wo Frieden herrscht. Ich möchte Ihnen diesbezüglich eine Frage stellen: "Was hat Ihre Republik, die eine bessere und schönere Zukunft hat und sich viel weiter entwickelt, zum GUS - Verein gebracht? Was bedeutet für Sie eigentlich die GUS? Warum haben Sie sich entschieden, zum GUS- Mitglied zu werden ? "

Antwort: Erstens muss ich sagen, dass es nicht richtig ist, Aserbaidschan als Republik zu bezeichen, wo Frieden herrscht. Weil die Aggression von der armenischen Seite gegen Aserbaidschan schon 7 Jahre dauert und 20 % des Territoriums von Aserbaidschan wurden von den armenischen Streitkräften besetzt. Mehr als eine Million Bürger wurden aus ihrem Gebiet vertrieben und sie leben zur Zeit unter schwersten Bedingungen in Zelten.

All diese Punkte erschweren das Leben in Aserbaidschan sehr. Trozdem haben wir es geschafft, dass seit 1,5 Jahren zwischen Armenien und Aserbaidschan der Waffenstillstand herrscht. Das heißt, dass wir schon seit 20 Monaten in Frieden leben. In diesem Sinn kann man sagen, ja, wir leben in Frieden. Im Vergleich zur Vergangenheit ist es nun ruhiger hier. Aber leider erschweren uns der Krieg und andere Faktoren unser Leben. Es wurde z. B: der Verkehr im Norden von Aserbaidschan eingeschränkt. Und dann wurde auch noch die Grenze- die Bahn und die Autobahn zu Russland geschlossen. All das wirkt sich negativ auf unsere Arbeit aus. Aber trotz alldem haben wir es geschafft viele politische Hindernisse zu beseitigen und unsere Gesellschaftspolitik zu stabilisieren. Ich bin mit all dem einverstanden, was Sie gesagt haben und das die Lage in der Republik besser geworden ist.Denn früher war es leider nicht so.

Früher war die Innen- und Aussenpolitik in Aserbaidschan sehr schwer. Aber wir haben in diesem Sinn viel erreicht, sogar den Frieden in dieser Republik.

Jetzt beantworte ich Ihre Frage: Was hat Aserbaidschan in den GUS-Verein geführt? Dass Aserbaidschan kein GUS-Mitglied war, wissen Sie auch. Als Aserbaidschan 1993 an der Schwelle des Bürgerkrieges stand, waren wir immer noch kein GUS - Mitglied. Ich musste die Öffentlichkeit sowie das Volk davon überzeugen, dass es notwendig ist, dass Aserbaidschan zum GUS - Mitglied wird.

Warum sind wir dem GUS - Verein beigetreten? Die Länder, die schon GUS-Mitglieder sind,waren jahrzehntelang der Bestandteil eines Staates, so wie früher auch. Deswegen hatten wir viel Gemeinsames in dieser Zeit, besonders in der Sowjetzeit. In der Sowjetunion richtige produktive Kräfte zu finden und sie dann zu verlegen, haben uns geholfen, um die Industrie und die Wirtschaft unserer Republik weiter zu entwickeln. Wir sind ja alle Menschen. Früher gab es keine Grenzen und jeder durfte die ganze Sowjetunion bereisen. Es lebten Menschen in Aserbaidschan, andere haben angefangen außerhalb Aserbaidschan ihr Leben aufzubauen. In Russland und in Moskau leben viele Aserbaidschaner. Man darf deswegen nicht alle Beziehungen abbrechen und einfach Grenzen errichten. Bei der Übergangsperiode von einem sozial - politischen System zum anderen, ist der Bedarf sehr groß, alle Schwierigkeiten zu beseitigen, um in dem sozial - politschen Leben in Ruhe und Frieden zusammen leben zu können.

Deswegen sind wir dem GUS-Verein beigetreten. Wir haben in den letzten 2 Jahren nichts verloren, sondern nur vieles gewonnen.

Frage: Heydar Aliyevitsch, Sie haben sich vor der Begegnung auf Hochebene mit dem Präsidenten Russlands Boris Nikolajevitsch Jeltsin und dem Ministerpäsidenten getroffen. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Antwort: Ich war mit diesen Treffen sehr zufrieden. Ich denke, dass diese Treffen sehr hilfreich waren. Das Ergebnis ist auch sehr gut. Ich habe mit dem Präsident Boris Nikolajevitsch Jeltsin einige sehr wichtige Fragen besprochen. Zuerst haben wir über die endgültige Lösung des Berg - Karabach - Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan diskutiert. Wir haben unsere Meinungen darüber ausgetauscht. Boris Nikolajevitsch hat beschlossen, sich mit dieser Frage aktiv zu beschäftigen. Ich halte es für richtig, dass er es tut. Wir haben eine Einigung über manche Maßnahmen erzielt. Diese Maßnahmen müssen für die Beseitigung dieses Konfliktes und für die Einstellung Kampfhandlungen realisiert werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir dies schaffen.

Ich habe über diese Frage auch mit dem russischen Ministerpräsident Viktor Tschernomirdin diskutiert. Mit Boris Nikolajevitsch haben wir einige Fragen der zweiseitigen Beziehungen zwischen Russland und Aserbaidschan besprochen. Meiner Meinung nach, haben wir die Besprechung dieser Probleme bei gegenseitigen Verständigung beendet können.

Ich habe mit Viktor Stepanovitsch Tschernomirdin über die bilateralen Beziehungen, wirtschaftlichen Partnerschaften und einige weitere Fragen diskutiert. Eine wichtige Frage war der Ölpipelinbau für den Export des aserbaidschanischen Öls über Russland ans Schwarze Meer. Diese Frage wurde innerhalb weniger Monaten erörtert und vorbereitet. Wir haben mitentschieden und den Vertrag unterzeichnet. Das ist ein wichtiger Vertrag. Boris Nikolajevitsch auch hat das unterstützt. Außerdem haben unser Premierminister Fuad Qulijev und Aleksej Bolshakov, der Stellvertreter von Viktor Stepanovitsch, das zweiseitige wirtschaftliche, langfristige Abkommen, das bis 2000 gültig ist, unterzeichnet. Wir haben ebenfalls einen Handelsvertrag für 1996 unterzeichnet. Ich bin der Meinung, dass wir vieles gemacht haben. Ich bin mit diesen Ergebnissen sehr zufrieden.

Frage: Ich habe noch eine Frage. Da diese Frage die Einwohner von Russland sehr beunruhigt, und da Sie seltene Erfahrungen bei der Lösung bewaffneter Konflikte haben, kann ich diese Frage nicht stellen. Auf jeden Fall, als Sie an der Macht waren, haben Sie erreicht, dass die Republik seit bestimmter Zeit in Frieden lebt. Gerade dies lässt mich an Sie solch eine Frage stellen: " Sie wissen schon, was für eine schwierige Situation in Tschetschenien vorhanden ist. Welche Lösung haben Sie für diesen Konflikt? Was könnten Sie dazu sagen? "

Antwort: Was in Tschetschenien passiert, beunruhigt nicht nur Russland, oder die ganze Welt, sondern auch Aserbaidschan. Wir leiden darunter auch. Weil die Grenze zwischen Russland und Aserbaidschan auf Grund dieser Ereignisse geschlossen ist. Deswegen wollen wir, dass im Kaukasus, im Nordkaukasus sowie in der Nähe von Aserbaidschan liegenden Region Frieden herrscht. Deswegen wollen wir auch eine Lösung des Konfliktes. Ich will aber jetzt über die Lösungsmöglichkeiten dieser Frage nichts sagen. Es ist in jetziger Lage unmöglich, etwas zu sagen. Aber ich bin sicher, dass russische Leitung dieses Problem bald lösen wird.

Frage: Heydar Aliyevitsch, meine letzte Frage: " Welche Frage würden Sie an sich in unserer Sendung stellen und wie wäre Ihre Antwort? "

Antwort: Wir treffen uns heute zum erstenmal und anscheinend ist Ihre Sendung eine gute Sendung. Das Program "Moskau - Kreml" hat für Russland, auch für alle andere Länder, die mit Russland und Aserbaidschan gute Beziehungen haben, von großer Bedeutung. Ich wünsche Ihrer Sendung weiterhin viel Erfolg, und dass sie ewig existieren wird. Ich denke, dass sie weiter existieren wird und der Weiterentwicklung Russlands, auch der Festigung der Beziehungen zwischen Russland und den GUS - Ländern, sowie Aserbaidschan helfen wird. Danke sehr.

 
"Heydar Aliyev: Unsere Unabhängigkeit ist für immer" (Auftreten, Reden, Erklärungen, Interviews, Briefe, Aufruf, Dekret) - Aserneschr, Baku - 1998, 5. Band, Seite 283