Einführungsvortrag des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev beim Gespräch mit der Gruppe von Chodschali Bewohner anlässlich des vierten Jahrestages des Völkermords in Chodschali - Der Präsidentenpalast, den 24. Februar 1996


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Wir begehen die Gedenkfeiern zum 4. Jahrestag der Tragödie in Chodschali. Es ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte unseres Volkes, unserer Nation. Es ist tragisches Drama unseres Volkes. Zugleich ist dieser Trauerfall ein Zeichen der Treue zu der Heimat, dem Land und der Nation. Die Gefallenen in Chodschali opferten ihr Leben im Kampf für die territoriale Unversehrtheit und Unabhängigkeit Aserbaidschans. Die Erinnerung an sie wird ewig leben. Ihr Märtyrertum wird zum Vorbild des Heroismus für unsere künftigen Generationen sein und wir werden ihrer immer in Ehren gedenken.

Im Kampf zur Verteidigung unseres Landes sind bereits 8 Jahre vergangen und 8 Jahre sind es her, dass die Aggression Armeniens gegen Aserbaidschan begonnen hat. 8 Jahre setzt diese Aggression fort und unsere Bevölkerung steht weiter im Dienst der Verteidigung unserer Heimat.

Der Krieg forderte von dem aserbaidschanischen Volk zahlreiche Opfer. Die mutigen, tapferen Söhne unseres Volkes kamen im Kampf um die Verteidigung unserer Territorien ums Leben. Aber die Tragödie in Chodschali hat in der gesamten Geschichte unseres Landes eine besondere Bedeutung. Und dies besteht darin, dass es, einerseits ein Beispiel der Treue jedes Chodschali-Bewohners zu seiner Heimat und Nation, andererseits der Völkermord an Aserbaidschanern ist, der von den nationalistisch barbarischen Kräften Armeniens ausgeübt wurde. Eine beispiellose Äußerung der Wildheit. Wie Sie wissen, ist es auf der Regierungsebene beschlossen worden, die Tragödie von Chodschali als Tag des Völkermordes zu ehren.

Bevor ich meine Anrede halte, möchte ich Sie bitten, eine Schweigeminute zum Gedenken an alle Märtyrer, die für die Landesverteidigung gefallenen Söhne Aserbaidschans einzulegen. Gott habe sie selig!

An diesem Tag wäre es uns lieber, sich mit jedem Chodschali-Bewohner zu treffen. Aber Sie wissen, das ist unmöglich. Unsere aus Chodschali vertriebenen Landsleute haben sich an verschiedenen Orten Aserbaidschans angesiedelt. Ich denke, dass ich heute mit allen Chodschalinern treffe, indem ich Sie heute hier empfange. Ich möchte sagen, dass ich mich über dieses Treffen sehr freue. Seit vier Jahren trauern Sie über Unglück, Tragödie und Verluste, die Ihnen, Ihren Verwandten und Mitbürgern geschehen sind. Wir alle sind in tiefer Trauer, sowohl um die Gefallenen in Chodschali, als auch um die gesamten Menschenverluste, die wir erleiden mussten. Heute ist es unsere Pflicht, sich an jene Tage zu erinnern, um Gottes Gnaden für diejenigen zu bitten, die ums Leben gekommen sind und andere, die am Leben sind, zu helfen und Maßnahmen für ihre Lebensverbesserung zu treffen. Ich denke, dass das Ziel unseres heutigen Treffens und unserer Gespräche ausschließlich daran liegt. Ich will Ihnen zuhören.

Schlussbemerkungen

Unser heutiges Treffen ist von enormer Bedeutung und sehr wichtig. Gleichzeitig erweckt es aber Enttäuschungsgefühle.

Unser Volk erwies Heldentäte, hervorragende Verdienste in ihrer Jahrhundertelangen Geschichte. Es kämpfte um seine Freiheit, seinen Wohlstand und sein Glück. Aber ohne Niederlagen kam man in verschiedenen Phasen seiner Geschichte auch nicht umhingekommen. Unser Volk wurde von Unglück und tragischen Zeiten heimgesucht.

Im 20. Jahrhundert sind zahllose Verbrechen armenischer Nationalisten, Mörder, Banditen gegen Aserbaidschaner zu verzeichnen. Anfang des Jahrhunderts und in den Jahren 1918-1920 gab es Angriffe, Gewaltantäte, Bluttaten gegen Aserbaidschaner. Danach - die armenische Aggression gegen Aserbaidschan, die massenhafte Vertreibung Aserbaidschaner aus ihrer Heimorten, Verlust unserer Mitbürger, viele Todesopfer, die wir im Krieg um Karabach bringen mussten, ist ein Beweis feindseliger Haltung Armeniens zu Aserbaidschan. Noch dazu die Fehler, Verrat und Verbrechen der früheren Jahre führten zu der Eroberung des 20 Prozent des aserbaidschanischen Territoriums. Über eine Million Aserbaidschaner sind ihres Heims entbehrt und leben als Flüchtlinge.

In dieser schwierigen Situation hat die Tragödie in Chodschali eine besondere Bedeutung für uns. Der Völkermord an Chodschali gilt als das grausamste Massaker an der aserbaidschanischen Bevölkerung. Das soll genauso in das Buch unserer Geschichte eingetragen werden. Wir müssen immer unserer Bevölkerung, den anderen Nationen, der Weltgemeinschaft erläutern, wie brutal und unmenschlich dieses Ereignis war. Man kann dieses Ereignis nie vergessen. Mit der Zeit soll man der Welt, unserer Bevölkerung und jungen Generationen über diese Tragödie deutlich machen, damit alle wissen, was unserem Volk widerfahren ist und zugleich wie viele Opfer es für seine Freiheit und Heimat bringen musste und welche Heldentaten vollbrachte. Hier wurde es angemerkt, dass viele Kinder, Frauen, alte Menschen, hilflose und unschuldige Menschen an jenem Tag, in jener Nacht erbarmungslos ermordet worden waren. Aber dabei hatten die tapferen und mutigen Söhne unseres Volkes gegen Angriffe der bis an die Zähne bewaffneten armenischen Truppen und des kriegserfahrenen Regiments der alten Sowjetarmee ihr Leben eingesetzt. Sie kämpften auf Leben und Tod und errangen den Namen Nationale Helden.

Darum sind die zwei Seiten dieses Ereignisses für uns bedeutend und beides muss genauso propagiert werden; von beide Seiten müssen breite Massen unterrichtet werden. Wir müssen weiter dies tun und es als unsere Aufgabe betrachten.

Aus heutigem Gespräch ziehe ich folgenden Schluss, dass wir den Völkermord an der aserbaidschanischen Bevölkerung, der von den armenischen Aggressoren und dem 366. Regiment der Sowjetarmee angerichtet wurde, an die Weltgemeinschaft anschaulicher und ausdrucksvoller vermitteln sollen.

Ich schlage vor, dass ein Appel bezüglich des 4. Jahrestages von Chodschali im Namen von aserbaidschanischen Intellektuellen, verschiedenen Organisationen an die Weltgemeinschaft gesendet wird. An die Vereinten Nationen, an das Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte und andere internationalen Organisationen muss geschrieben werden. Das ist nötig.

Man kann sich jedoch nicht damit begnügen, dass über den Völkermord in Chodschali Bücher geschrieben und Filme gedreht werden. Damals kamen die Nachrichten aus dem Kriegsfeld, als die Wunden noch nicht verheilt waren. Nein, es muss immer sein. Immer. Jedes Jahr, jeden Tag. Auch 5 Jahre später, 10 Jahre später. Man kann dieses Ereignis nie vergessen. Die Weltgemeinschaft soll darüber wissen, es muss der Welt bekannt werden, wie die armenischen Eroberer grausam und brutal waren und welche Verbrechen an der aserbaidschanischen Bevölkerung sie im Widerspruch zu den allgemein anerkannten Normen der Menschheit begangen haben.

Das müssen wir unbedingt tun. Ich spreche gerade allgemein darüber, aber ich glaube, Sie können mit jeweils zuständigen Mitarbeitern unserer Administration darüber diskutieren und Gedankenaustausch machen. Hier bedarf es einer zügigen Aktion und einer Propagandakampagne. Aber es muss einen regulären und konsequenten Charakter haben. Wir müssen der Welt beweisen, welche ungeheuerlichen Brutalitäten gegen friedliche, unschuldige und hilflose Chodschaliner begangen wurden.

Hier war die Rede über jene, die entführt und bisher spurlos verschwunden sind. Ich gebe die Anweisung den Mitarbeitern unseres Präsidentenapparats, dem Minister für Nationale Sicherheit, dass er sich damit beschäftigt und sich mit der kompetenten Organisationen in diesem Bereich konsultieren lässt. Wahrscheinlich, müssen Sie, Herr Ramiz Mehdiyev, sich versammeln, besprechen und bestimmen, welche Kanäle zu nutzen sind, um entführte Kriegsgefangene und diejenigen, über deren Schicksal bislang nichts bekannt ist, findig zu machen.

Es kann sein, dass einige von ihnen nicht am Leben sind. Man muss dieser Realität ins Auge schauen, aber es gibt bestimmt noch Lebende. Es gibt manche, die bis jetzt noch leben, sie müssen gefunden werden. Über die, die nicht am Leben sind und umgekommen sind, muss genaue Information eingezogen werden. An dieser Aufgabe muss man sehr ernst herangehen.

Gegenüber Chodschaliner muss man besonders aufmerksam sein. Alle, die hier Rede gehalten haben, waren mit den Leistungen unserer Staatsbehörden zufrieden. Es freut mich. Aber ich denke, es liegt auch gewisse Wahrheit den gesagten Worten zugrunde. Überhaupt, die Aserbaidschaner besitzen einen Charakterzug und das ist die Dankbarbezeugung. Wenn uns ein bisschen geholfen wird, nehmen wir es als eine übermäßige Hilfe an. Insbesondere Sie, die aus ihren Häusern vertrieben wurden, ihren Besitz und ihre Verwandtschaft verloren haben, halten eine winzige Sorge für große Hilfe. Aber ich denke, es muss noch mehr Fürsorge organisiert werden. Ohne Zweifel muss für alle Flüchtlingen, alle Familien und Kriegsopfer, sowie Kriegsinvaliden und im Krieg schwer beschädigten Menschen Sorge geleistet werden. Aber, die die Brutalität der Armenier in Chodschali war am gnadenlosesten. Dies muss man auch ins Auge fassen.

Die Redner hier haben es angedeutet, dass sie 5-6 Personen von ihren Familien verloren haben. Einigen ist es vor den Augen passiert. Auch unter denjenigen, die heute keine Rede gehalten haben, gibt es solche. Wissen Sie, seine Nächsten zu verlieren, ist etwas, woran man sich mit der Zeit gewöhnt. Aber, wenn es vor eigenen Augen passiert und man dem Vater, Bruder, der Schwester oder dem Sohn nicht helfen kann und sie sterben, hinterlässt es noch mehr offene Wunden. Dies drückt das Herz.

Darum soll auch die psychologische Seite des Problems nicht unberücksichtigt bleiben. Es soll in Betracht gezogen werden, dass dieses Unglück über sie auf die grausamste Weise hereinbrach. Darum sind sie auf materielle, medizinische, sowie auf menschliche Hilfe angewiesen. Ich beauftrage damit alle unsere Regierungsorgane, öffentlichen Vereine und erwarte es.

Überdies komme ich heute zum Schluss: erstens wenn die Tragödie in Chodschali das Resultat der armenischen Grausamkeit ist, zweitens auch die Folge der verbrecherischen und ich würde sagen, verräterischen Misshandeln der zuständigen Regierungsbeamten ist. Darum müssen wir neben der Kritik an armenischer Brutalität und Demaskierung ihrer Kriegstaten in der Welt, auch die Verbrechen und Verrat unsererseits an den Tag bringen. Diese Taten sind sichtbar.

Heute haben alle Redner, insbesondere der Verwaltungsleiter von Chodschali detailliert berichtet. Diese Darstellungen stellen die Verbrechen unsererseits bzw. verschiedener Staatsvertreter und hauptsächlich des Staatschefs unter Beweis. Ich finde, es gab in diesen 4 Jahren noch ein Fehler. Und das ist, dass es versucht wurde, der Öffentlichkeit diese Verbrechen zu verschweigen. Ich mache daraus folgenden Schluss, dass einige daran interessiert waren. Hier wurde es angesprochen, ich denke auch genauso, dass der Schuld für diese Tragödie nicht nur bei den Beamten im Regierungsapparat, sondern auch bei den politischen Gruppen liegt, die um Regierungsposten rangen. Deshalb war weder die Regierung noch die Opposition daran interessiert gewesen, die Geheimnisse dieser Taten zu enthüllen. Man kann dies mit großer Sicherheit feststellen.

Ich erinnere mich daran, dass der Verwaltungsleiter von Chodschali Herr Mammadov zu mir nach Nachitschewan gekommen ist. Es war Ende September, oder?

Elman Mammadov: Am. 30 September.

Heydar Aliyev: Ja, am 30. September.Auf Bitte des Volkes in übernahm ich die Pflichten des Vorsitzenden des Obersowjets der Autonomen Republik Nachitschewan. Es war eine schwierige, verwirrte Zeit. Sie wissen, dass damals der Zerfall der Sowjetunion begann. In Nachitschewan begann dieser Prozess noch früher als anderswo. Das Gebietskomitee der Kommunistischen Partei stellte ihre Arbeit ein. Als ich am 1., oder es war am 2. September, in Nachitschewan ankam, gab es Tumulte und die Bevölkerung hegte ihren Hass gegen die Regierung auf den Straßen. In dieser schwierigen Situation brauchte man unbedingt die Wiederherstellung der Ordnung. Die Zeit war herausfordernd und ich trat die Funktion des Obersowjets der Autonomen Republik Nachitschewan an. Wir arbeiteten unter sehr anstrengenden Bedingungen, es gab diverse Probleme. Aber mir auch machte die Lage um Karabach Sorge. Sie können sich daran erinnern, dass im Februar 1991 die erste Sitzung des Obersowjets der Aserbaidschanischen Republik einberufen wurde. Ich wurde damals aus dem Wahlbezirk Nachitschewan zum Abgeordneten gewählt. Ich hielt dann eine Rede und sagte, dass wir Karabach verlieren. Wollen wir uns nicht zusammensitzen, diskutieren, was wir machen können, um Karabach beizubehalten und zurückzugewinnen. Damals wurde gegen mich verleumderische Aussagen gemacht. Sie haben es im Gedächtnis, dass ich mehrfach unterbrochen wurde. Manche entgegneten mir: "Sie lügen hier an, Ihr Ziel ist gegen die Regierung gerichtet, Ihre Worte sind falsch. Sie möchten den Sturz der Regierung. Karabach war bisher nie so fest unter unserer Kontrolle wie jetzt".

Sind diese Worte in Ihrer Erinnerung? Das war Anfang 1991. Im September 1991 dachte ich auch viel über Karabach in Nachitschwan nach. Ich war besorgt. Gelegentlich kamen Leute aus Karabach mich in Nachitschewan besuchen, auch unbekannte Leute aus Schuscha, aus Bezirken. Aus Latschin kamen Anrufe, in denen ich um Hilfe gebeten wurde. Ich half mit allem, was ich konnte.

Damals war auch Mammadov zu Besuch bei mir. Ja, ich akzeptierte das als ein außerordentlich wichtiges Ereignis und erklärte in der Sitzung des Obersowjets, dass der Verwaltungsleiter von Chodschali, das im Moment belagert wird, in Nachitschewan eingetroffen ist. Ich stellte ihn in der Sitzung vor und er hielt eine Rede. Wir bekundeten unsere Solidarität mit Chodschaliner und äußerten unsere Gedanken diesbezüglich. Dann redeten wir unter vier Augen und ich machte auch meine Empfehlungen.

Was ich sagen will, ist, dass uns, unserer Bevölkerung die Frage des Berg-Karabachs, die Intervention Armeniens gegen Aserbaidschan immer Sorge gemacht hat. Jeder war bestrebt, seinen positiven Beitrag zu leisten. Aber leider erfüllten die zuständigen Menschen ihre Pflichten nicht, sie übten Verrat an die Heimat.

Zur Untersuchung der Ursachen der Chodschali Tragödie wurde ein Ausschuss eingesetzt. Ich war auch neugierig, welche Resultate dieser Ausschuss erzielen wird. Später wurden alle Untersuchungsergebnisse im Fernsehen gezeigt. Ich sah mir Fernsehsendung an, insbesondere den Bericht von Eli Omarow - er war der Sekretär des Ausschusses. Ja, dieser Bericht war nicht ausreichend gut. Aber wegen der Gerechtigkeit muss gesagt werden, dass dieser Bericht viele objektive Tatsachen enthielt. Leider führte die Diskussion darauf hin, dass es sowohl Schuldige gibt, als auch keine. Sie wissen, infolgedessen hat Mutellibow am 14. Mai wieder das Präsidentenamt zurück übernommen. Sein Comeback war mit Chodschali direkt verbunden. Aus den Ergebnissen der Untersuchung kam heraus, dass er nicht der Schuldige sei. Der Leiter des Ausschusses Ramis Fataliyev wurde in der Sitzung ausgefragt, und er sagte, Mutallibow habe keine Schuld an den Ereignissen in Chodshali und so beschloss die Sitzung, dass Mutallibows erneuter Amtsantritt berechtigt sei.

Hierbei möchte ich unterstreichen, dass wir die Arbeit dieses Ermittlungsausschusses nicht gering schätzen sollen und es wäre richtig, einzugestehen, dass damals dieser Ausschuss unter keinen Umständen objektive Ermittlungsmöglichkeiten besaß. Denn die Mehrzahl der Schuldigen bekleideten hohe Ämter. Darum konnten die Ergebnisse des Ausschusses nicht ganz wahrhaftig sein. Dann wechselte in der Republik die Regierung, der amtierende Präsident trat zurück und wurde mit dem nächsten ersetzt. Aber auch unter der Führung neuer Regierung wurden wahre Hintergründe des Falls in Chodschali verborgen und der Ermittlungsausschuss traf folgende Schlussaussage, dass quasi keiner an dieser Tragödie schuldig zu machen ist.

Eldar Hasanow informierte uns über einige Sachbestände der Ermittlung. Aber ich denke, jetzt ist viel Zeit vergangen und keiner von jenen Personen da sind. Jetzt liegt nichts in ihrer Einflussmacht. Dieser Fall muss wieder erneut untersucht werden und ich finde, die Ermittlungen müssen wieder aufs Neue begonnen werden.

Der Völkermord in Chodschali ist kein einfaches Verbrechen. Der Völkermord Chodschali darf aus Gedächtnissen unserer künftigen Generationen auch hundert Jahre später nicht gestrichen sein. Jede nächste junge Generation soll wissen, welcher brutalen Gewalttätigkeit unsere Bevölkerung ausgesetzt wurde. Wenn es so ist, dann würden Sie mir auch zustimmen, dass diese Bestien auch zur Strafe verurteilt werden sollen. Eldar Hasanow meinte, dass den Ermittlern einige von den armenischen Truppen bekannt sind. Auch wenn sie noch nicht bestraft sind, müssen sie in der Zukunft dafür hart büßen. Das internationale Gericht wird sie zur Strafe ziehen. Dieses 366. Regiment wird sich auch vor dem internationalen Gericht dafür verantworten. Nichts auf der Welt ist ewig, auch nicht der Kummer.

Wissen Sie, wenn einer zwei Menschen ermordet, wird er verhaftet und vor Gericht gestellt und er wird entweder zur Hinrichtung oder mindestens 10 Jahre Freiheitsentziehung verurteilt. Denn er hat zwei Menschen oder einen Menschen umgebracht. Aber Sie sehen, wie viele unschuldige Menschen getötet worden sind.

Ich muss auch eines noch klar machen. Und das ist, dass im Krieg beide Seiten schwere Verluste an Menschen haben. Das ist die natürliche Folge des Krieges. Und anderes ist es, eine Stadt zu belagern, und lange unter Blockade zu halten und sie völlig von der Außenwelt zu isolieren und mit der Militärkraft 5-6 Mal mehr als des Gegners anzugreifen und friedliche Menschen massenhaft zu ermorden. Das sind absolut voneinander unterschiedliche Sachen.

Aber wer waren diejenigen, die die Belagerung nicht aufgehoben haben. Wieso haben sie gewartet, dass eine solche hohe Anzahl von Menschen aus der Blockade nicht herausgeführt worden war? Warum und wieso? Warum haben sie nichts unternommen?

Der Verwaltungsleiter sagt, er hat sich drei Tage um die Sprechstunde mit dem Präsidenten bzw. mit dem Oberbefehlshaber der Streitkräfte bemüht und der Präsident weigerte ihn zu empfangen. Könnte es noch wichtigere Aufgabe geben als das? Ich glaube, damals könnte es für die aserbaidschanische Regierung wichtigere Aufgabe nicht geben als dies. Einfach brauchte man Interesse. Wenn der Verwaltungsleiter aber nicht aufgenommen wird und drei Tage wartet, bis er in die Sprechstunde kommt und erfolglos zurückfährt, dann schildert es eine Situation, dass der Präsident sich in der vorhandenen Lage gut auskennt, aber nichts unternehmen will. Es ergibt sich eine solche logische Schlussfolgerung. Darum denke ich, dass diese Fragen untersucht werden sollen und wir darauf wieder einmal zurückkommen werden.

Wie Sie wissen, wurde ein Massaker unter der Bevölkerung in Chodschali am 26. Februar 1992 angerichtet. Am 26. Februar 1993 war es der erste Jahrestag dieses Völkermordes. Warum war aber der Tag der Trauer für Chodchali nicht bestimmt worden? Warum? Das hat eine historische, politische und moralische Bedeutung. Am Vorabend des 26. Februar 1994 bin ich dem Parlament mit dem Vorschlag herangetreten und das Parlament ordnete dieses Datum als Trauer in Aserbaidschan an. Dieser Tag ist in unseren Kalender als der Tag der Trauer, des Elends und Unglücks eingetragen worden. Dafür wurde ein Gesetz verabschiedet. Wahrscheinlich sind die Täter dieses Verbrechens diejenige, die nach einem Jahr den 26. Februar nicht als Tag der Trauer in den Kalender eintragen ließen. Das kann nicht aus Versehen sein. Auch wenn es so war, wie groß sollte es sein? Kann man so achtlos über das Schicksal eigener Nation, eigener Heimat hinweggehen. Diese Leute schreiben ihre Artikel in die Zeitungen, tun nichts anderes, als alle zu verleumden. Einige verstecken sich in Moskau, manche hinter Bergen und andere sind jetzt in der Opposition. Keiner von ihnen hat das moralische Recht, jetzt zu sprechen. Sie müssen alle für ihre Taten gegen das aserbaidschanische Volk zur Verantwortung gezogen werden. Wenn nicht jetzt, dann morgen werden sie sich vor dem Gericht dafür verantworten.

1990 ereignete sich in Aserbaidschan die Januar Tragödie. Das war für sie der Anlass, um die Macht zu ergreifen. Dann versuchten sie, die realen Ursachen der Ereignisse zu verschleiern. Die Initiative zur Aufdeckung der geheimen Zusammenhänge dieses Falls an das Milli Madschlis gehört auch mir. Sie wissen, dass diese Frage 1994 in den Sitzungen des Milli Madschlis 1994 breit diskutiert wurde. Aber von Januar 1990 bis Januar 1994 wurden reale Begebenheiten verheimlicht, die Verantwortlichen getarnt oder über ihre Haft wurde nicht entschieden. Wir haben aber diese Entscheidung getroffen. Die Handschrift der Verbrecher ist klar erkennbar. Sie bedienten sich der Januar-Ereignisse und kamen an die Macht. Aber die Geschichte kann man nicht fälschen. Sie nutzten auch die tragischen Ereignisse in Chodschali als Vorwand, um ihre Herrschaftsansprüche durchsetzen zu können. Heute klärt wieder die Geschichte die Geheimnisse dieser Geschehen auf. Es braucht bloß Zeit. Wenn die Aufklärung spät erfolgt, werden die Menschen ungeduldig, die darauf warten. Aber wenn es rechtzeitig getan wird, dann passt es auch zur seelischen Beruhigung der Menschen.

Darüber hinaus war mein Ziel heute zu demonstrieren, dass ich Ihre Gefühle teile. Das ist das gemeinsame Leid unseres Volkes, unser gemeinsamer Kummer und der Trauer unseres Volkes. Ich verneige mich vor dem Heroismus und der Mut der Chodschaliner und möchte Ihnen meine Hochachtung zollen und erkläre wieder damit, dass das Heldentum der Opfer des Krieges nie vergessen wird.

Ich bin heute mit unterschiedlichen Gefühlen gekommen, aber von allem ist das Gefühl der Traurigkeit wichtiger. Darum kann es sein, dass ich nicht so gut informiert bin. Ich habe es so verstanden, dass einige von den Kämpfenden in Chodschali zu "Nationalhelden" genannt wurden. Wie viele sind sie denn?

Elman Mammadov: Drei Personen.

Heydar Aliyev: Gibt es welche, die mit anderen Ordens und Medaillen ausgezeichnet worden sind?

Elman Mammadov: EinerPerson, dem Bataillonsarzt Memmed Naghiyev wurde nach Chodschali-Ereignissen der Orden "Die Flagge Aserbaidschans" verliehen. Nur er. Aber es ist noch erforderliche Unterlagen vorbereitet.

Heydar Aliyev: Ich denke,wir müssen einige Menschen auszeichnen, die durch ihre Heldentaten hervorragten. Darum beauftrage ich den Verwaltungsleiter, unseren Apparat, Herrn Ramiz Mehdiyew, dass sie nächste Kandidaten in Erwägung ziehen. Natürlich, kann man nicht allen Preise verleihen, darum schlagen Sie vor, wer der beste Kandidat ist. Ich verstehe, dass es eine Besprechung nötigt. Es sind bereits vier Jahre vergangen und es ist schwer, heute die echten Helden von unechten zu unterscheiden. Aber Sie sind alle die Beteiligten an diesem Kriegsgeschehen, sie wissen es besser, wer der verdiente Kandidat ist. Ich denke, dass einer Gruppe von den Kämpfersoldaten Heldenpreis verliehen werden soll. Ich erwarte von Ihnen die Vorschläge. Sie wollten etwas sagen? Bitte.

Settar Aghayew (Bewohner von Chodschali, der Vater von zwei Kriegsopfern): Meine zwei Söhne sind im Krieg umgekommen, ihre Leichen wurden nicht entdeckt. Ich habe den Journalisten ausführliche Interviews gegeben, aber sie haben sehr wenig geschrieben. Mein Sohn leistete Militärdienst in der Nationalen Armee, er wurde in der Belagerungssituation viermal verwundet und ins Krankenhaus in Agdam gebracht. Er wurde in keiner Zeitung erwähnt. Ich bitte die Journalisten, mit mir ausführliche Gespräche zu führen und ich erzähle ihnen alles, wie es war.

Heydar Aliyev: Gut, ich denke, erstens, unser heutiges Treffen wird über Fernsehen gesendet, zweitens, über dieses Treffen soll auch in den Zeitungen publiziert werden. Nicht nur an dem 25-26. Februar, sondern weiterhin soll es in der Presse und im Fernsehen kontinuierlich veröffentlicht werden. Zum. Beispiel, dieser Mann sagt, ihm sind zwei Söhne umgekommen. Es soll diesem Menschen Möglichkeit geschaffen werden, auszusprechen, seine Eindrücke zu erzählen. Das ist auch eine Art seelischer Beruhigung für ihn. Es gibt viele, die in ähnlicher Lage sind. Ich verordne deshalb allgemein, dass es über diese Menschen viel in der Presse, im Fernsehen und Radio veröffentlicht wird. Ich bitte die ältesten Menschen, die Beamten zusammenzusitzen und diese Fragen zu diskutieren. Machen Sie Vorschläge, wer damals an den Prozessen am aktivsten teilgenommen, sich heldenhaft ausgezeichnet hat. Ich bin bereit, die Ordens und Medaillen zu verleihen. Wenn das Heldentum von einigen durch die Zeugen nachzuweisen ist, dann bin ich bereit, ihnen den Preis "Nationalheld" zu verleihen. Was heißt, "ich bin bereit", es ist meine Pflicht, weil diese Helden selbst diese hohen Namen verdient haben.

Ihr Wunsch? Bitte!

Letif Mammadov (Vater von Elif Hadschijew): Herr Präsident, ich habe auch meine zwei Söhne verloren. Einer von ihnen, Elif Hadschijew ist zum "Nationalhelden" verehrt worden, und den anderen Sohn haben die Armenier vor meinen Augen tierisch ermordet. Ich war Zeuge davon. Ich bin selbst auch in die Gefangenschaft geraten und 64 Tage war ich auf dem Bergdorf von Schuscha in Böyük Taghlar in Haft. Herr Elman Mammadov weiß das, sie haben mich am 24. April 1992 mit einem armenischen Häftling ausgetauscht. Das Grab meines Sohns, der Nationalheld ist, befindet sich in Baku, in der Märtyrerallee. Aber meinen anderen Sohn haben sie misshandelt und massakriert. Meine Situation ist dies.

Heydar Aliyev: Wie ist Ihr Name?

Letif Mammadov: Mammadov Letif Süleyman oghlu

Heydar Aliyev: Letif muellim,ich habe viel Verständnis für ihren Kummer. Ich danke Ihnen, dass sie solche Heldensöhne erzogen haben. Der Heroismus Ihrer Söhne ist eine Ehre für unsere Nation. Ihr Kummer ist groß, Sie können auf Ihre Söhne stolz sein. Sie haben ein großes moralisches Recht. Sagen Sie, was wir bezüglich Ihres Anliegens unternehmen sollen.

Ich möchte angesichts der Trauer von Chodschali um den Segen Gottes für alle Gestorbenen bitten. Für alle Chodschaliner bitte ich von Gott um Geduld. Ich bitte auch Gott um die Gesundheit der Verletzten und Behinderten. Ich werde weiterhin mich bemühen, alles um die Verbesserung ihrer sozialen Versorgung durch den Staat zu tun.

Hier wurden herzliche Worte in Bezug auf mich ausgesprochen. Ich danke Ihnen dafür. Aber Ihnen zuhörend denke ich immer darüber nach, dass solche Worte mich große Verantwortung tragen lassen. Natürlich empfinde ich als Präsident der Aserbaidschanischen Republik dieses Verantwortungsgefühl ständig. Es gibt keinen Tag, keinen Moment, dass ich nicht an die Verantwortung vor meinem Volk, vor meiner Heimat denke. Aber immer bei solcher Zusammenkunft wie dieser, wenn ich sehe, dass solche Menschen wie Sie sich mit der Hoffnung an mich wenden, dann ist mir diese Verantwortung noch mehr bewusst.

Sie können sicher sein, dass ich meine Existenz, meine Erfahrung, Kenntnisse und mein Leben dazu widmen werde, um Aserbaidschan aus dieser schwierigen Situation zu retten. Ich werde mich auch weiter um die Zukunft des aserbaidschanischen Volkes bemühen. Ich hoffe, wir erreichen unsere Ziele. Ich hoffe nicht nur, sondern arbeite Tag und Nacht dafür, diese Ziele in Wirklichkeit umzusetzen.

Dieses Treffen war traurig, umso inhaltlicher war es auch. Es macht mir Ehre. Ich bedanke mich bei Ihnen für die Gestaltung dieses Treffens. Auf Wiedersehen!

Die Zeitung "Aserbaidschan", 25. Februar 1996.