Aus dem Gespräch des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev mit dem Präsidenten der Iranischen Islamischen Republik Akbar Haschimi-Rafsandschani - Den 27. Oktober 1993


Heydar Aliyev: Sehr geehrter Präsident, Herr Haschimi-Rafsandschani, verehrte Gäste! Ich begrüße Sie herzlich im Namen des aserbaidschanischen Staates. Ich danke Ihnen nochmals, dass Sie nach Aserbaidschan gekommen sind. Und ich will ganz sicher betonen, dass diese Ihre Reise und großer Bestand Ihrer Delegation eine wichtige Etappe für die beabsichtigten Treffen und Verhandlungen, Unterzeichnung der Verträge und Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen der Republik Aserbaidschan und Iranischen Islamischen Republik sind.

Ich möchte besonders betonen, dass die Republik Aserbaidschan und die Iranische Islamische Republik die Nachbarstaaten sind. Zwischen der Iranischen islamischen Republik und der Republik Aserbaidschan, zwischen den aserbaidschanischen und iranischen Völkern gibt es historische und alte freundschaftliche Beziehungen. Seit Jahrhunderten haben unsere Völker in der Nachbarschaft gelebt, zusammen gelebt. Bei der Entwicklung der Wissenschaft und Kultur sind die Beiträge der Vertreter unserer Völker zur Weltkultur bekannt und das ist der gemeinsame Schatz sowohl des iranischen, als auch des aserbaidschanischen Volkes. Die sittliche Quelle unserer Völker - die islamische Religion hat für die Bewahrung und Entwicklung der nationalen und sittlichen Traditionen sehr günstige Bedingungen geschaffen.

Heutzutage beabsichtigt die Republik Aserbaidschan als ein unabhängiger Staat ihre Beziehungen mit der Iranischen Islamischen Republik auf allen Gebieten zu erweitern. Auf dem ökonomischen und wissenschaftlichen Gebieten, auf dem Gebiet des Handels, Nutzung der Verkehrsmittel, Gründung der gemeinsame Unternehmen und auf allen anderen Gebieten ist Aserbaidschan interessiert, allerlei Beziehungen mit der Iranischen Islamischen Republik zu entwickeln. In diesem Zusammenhang sind die Entwürfe bestimmter Verträge für das Treffen mit Ihnen vorbereitet. Wir sind der Meinung, dass es in letzter Zeit bestimmte Abkühlung in den Beziehungen zwischen der Republik Aserbaidschan und Iranischen Islamischen Republik gibt. Für deren Beseitigung haben wir, wie Sie wissen, eine Reihe von Maßnahmen getroffen. Wir haben vor, solche Maßnahmen weiter einzuleiten.

Wir sind der Meinung, dass die Beziehungen zwischen der Aserbaidschanischen Republik und der Iranischen Islamischen Republik auf Grund der Freundschaft, des gegenseitigen Vorteils und Nutzens gegründet werden müssen, und sowohl der Iranischen Islamischen Republik und ihrem Volk, als auch der Aserbaidschanischen Republik und Ihrem Volk dienen müssen.

Ich vermute, dass heutige und zukünftige Treffen das alles bestätigen werden und die erforderliche Entscheidungen für die Verwirklichung dieser Idee getroffen werden.

H. Rafsandschani: Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! Ich bin sehr dankbar, dass Sie uns so freundlich empfangen haben. Ich gratuliere Ihnen zur Präsidentenschaft, dass Sie von der Mehrheit des Volkes gewählt sind. Außerdem gratuliere ich Ihnen zum 2. Jahrestag Ihrer Unabhängigkeit. Gleichzeitig bedauern wir sehr, dass die armenische Angiffe gegen Sie noch dauern. Ich bin sicher, dass sie bereuen werden. Sie werden verstehen, dass sie sich geirrt haben. Denn es ist jetzt keine Zeit für den Eigensinn, dass jeder das Territorium der anderen ergreifen kann. Und die Islamische Gesellschaft kann nicht zulassen, dass diese Ereignisse die Instabilität in der Welt schaffen.

Auf dem Gebiet der bilateralen Zusamenarbeit ist es uns gelungen, einige gemeinsame Maßnahmen zu treffen. Wir hatten etwas Erfolg. Wegen des Kriegs hier, haben wir Ihrem Volk Hilfe geleistet. Auch früher hatten wir das gemacht. Wir haben Nachtschiwan und einigen Südregionen geholfen. Natürlich ist das unsere menschliche und islamische Pflicht. Aber ich hoffe, dass diese Situation nicht länger dauern wird.

Unser Hauptziel jetzt ist die ökonomische Entwicklung des Landes wiederherzustellen und sicherzustellen. Sowohl unser, als auch Ihr Volk sind die Völker mit uralter Kultur in der Region. Wir haben gemeinsame Geschichte. Außerdem gibt es zwischen den zwei Völkern gegenseitige und tiefe Liebe. Das alles fordert uns enger zusammenzuarbeiten.

Wir arbeiten auch über die neugegründete Organisation der Kaspiländer zusammen. Bei der Ausnutzung des Kaspischen Meeres ist unsere Zusammenarbeit sehr wichtig. Auf dem ökologischen Gebiet erweckt unsere Zusammenarbeit im Kaspischen Meer große Interesse in den anderen Republiken. Die Zusammenarbeit der Länder der Kaspischen Region auf diesem Gebiet spielt eine große Rolle.

Die Verbindung unserer Astara-Eisenbahn mit Ihrer wird die Zusammenarbeit sowohl zwschen diesen zwei Ländern, als auch zwischen den Ländern der Kaspischen Region noch mehr entwickeln. Die Benutzung des Flusses Aras ist für beide Länder von großer Bedeutung. Beide Länder können diesen Fluss benutzen. Wir bauen den Chudaferin-Damm über den Fluss und müssen seinen Inbetriebnahme näher rücken. Wir müssen zur Erweiterung der Grenzverbindungen und zur Gewährleistung der freien Bewegung der beiden Völker beitragen.

Unsere bilaterale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Benutzung des Kaspischen Öls ist für die beiden Länder von großer Bedeutung. Es freut mich, dass Sie gute Spezialisten auf dem Gebiet der Benutzung der Kaspischen Region und wir eine gute wissenschaftliche, bzw. technische Erfahrung haben. Die beide Faktoren verursachen die Zusammenarbeit. Und es wäre besser, wenn wir unsere vorhandenen Möglichkeiten ausnutzen.

Der Schutz der Ökologie und Umgebung des Kaspischen Meeres ist für beide unsere Länder, für beide Völker interessant. Die Erhöhung des Wasserspiegels im Kaspischen Meer bildet für Sie und andere Länder der Kaspischen Region seriöse Schwierigkeiten. In diesem Zusammenhang müssen wir Meinungsaustausch führen und zusammenarbeiten.

Da Sie früher ein Bestandteil der UdSSR waren, haben Sie sehr gute wissenschaftliche Potenziale. Wir haben auch gute Potenziale und eine gute Erfahung. Das kann bei der Entwicklung beider Völker eine gute Rolle spielen. Wir müssen das benutzen. Wir müssen die Frage der Entwicklung sowohl des privaten als auch des staatlichen Handels besonders im Auge behalten. Das ist sehr wichtig für die Deckung den Bedarf der beiden Völker.

Wir müssen alles daransetzen, um zwischen den beiden Parlamenten - den iranischen und aserbaidschanischen Parlamenten gute Beziehungen zu erreichen. Das ist sehr wichtig für die Zusammenarbeit der Parlamenten und der Völker. Wir müssen unsere Beziehungen so entwickeln, dass unsere Feinde wissen sollen, diese zwei Länder sind einstimmig, sind Gönner für einander. Ich sehe, dass es für die Reise eine Reihe von Unterlagen vorbereitet ist, hier gibt es eine lange Liste. Und ich hoffe, dass mit der Unterschreibung dieser Unterlagen eine neue, gute Seite für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern geöffnet werden wird.

Wenn ich mit Ihnen von der Zusammenarbei spreche, kann ich nachdrücklich betonen, dass die Verhältnisse mit Aserbaidschan für uns sehr wichtig sind. Ich bin sicher, dass Sie ebenfalls großen Wert auf diese Zusamenarbeit legen. Und ich muss sagen, dass wir nicht wünschen, die heute von uns unterschriebene Dokumente auf dem Papier bleiben zu lassen. Für die Verwirklichung dieser Zusammenarbeit muss man praktisch etwas tun. Dazu kann ich auch sagen, dass es keine Hindernisse zwischen uns gibt und wir können auf allen Gebieten zusammenarbeiten.

Ich bin ganz sicher, dass sowohl ich als auch Sie an der Spitze unserer Staaten ein Vorbild für die Zusammenarbeit schaffen können, das auch für andere Staaten als Vorbild sein kann.

Ich bin ganz zufrieden und sehr dankbar.

Heydar Aliyev: Herr Präsident, ich danke Ihnen im Namen der Republik Aserbaidschan für die guten Worte an unsere Adresse. Mit Vergnügen unterstreiche ich, dass Sie in Ihrer Rede die stetige Aggression der armenischen Stretkräfte gegen die Aserbaidschanische Republik verurteilt haben.

Der grundsätzliche Standpunkt der Iranischen Republik und auch Ihrer persönlich, Herr Präsident, ist für uns von großer Bedeutung. Und ich will erwähnen, dass armenische Stretkräfte in den letzten Tagen ihre Angriffe verstärkt haben. Es ist Ihnen bekannt, dass ein Teil von Füsuli, Dschabrail und Gubadli vor kurzem okkupiert wurde, in der letzten Zeit aber - seit 21. Oktober die an den Iran angrenzende Teile von Füsuli und Dschabrail als Ergebnis der starken Militärhandlungen okkupiert wurden. Die Einwohner dieser Regionen waren gezwungen, ins Territorium der Iranischen Islamischen Republik zu überschreiten. In den letzten Tagen führen wir regelmäßige Verhandlungen mit der armenischen Regierung, mit den Kräften im Berg Karabach und wir haben die Einstellung dieser Angriffe gefordert. Aus diesem Anlaß haben wir uns auch an die internationalen Organisationen gewandt, aber leider gibt es noch kein Resultat. Es ist sehr merkwürdig, dass am Vorabend des Besuches der iranischen Delegation in Aserbaidschan diese Angriffe noch intensiver geworden sind. Seit drei Tagen befindet sich Sangilan, an den Iran angrenzende Region Aserbaidschans, in der Einkesselung. Dort gibt es etwa 80 Tsnd. Einwohner. Unsere hiesigen Streitkräfte und die Einwohner selbst bemühen sich ihre Region zu verteidigen. Wir nehmen Kontakt sowohl mit Jerevan, als auch mit Berg Karabach auf und fordern die Feuereinstellung. Aber das hat keine Ergebnisse.

Es ist Ihnen bekannt, dass internationale Organisationen, darunter der Sicherheitsrat der Vereinigten Nationen, die OSZE, einige Male Beschlüsse über das Verlassen der okkupierten aserbaidschanischen Territorien von den armenischen Streitkräften gefasst haben. Aber leider bleiben diese Beschlüsse auch ohne Ergebnis. Gestern war eine große Delegation der OSZE unter der Leitung von Frau Uglas in Aserbaidschan. Wir haben mit ihnen auch darüber gesprochen. Sie haben gestern auch versprochen, diese Aggression seitens Armenien aufhören lassen.

Leider hatte das auch Mißerfolg. Und heute morgen wird in den Nachrichten mitgeteilt, dass armenische Stretkräfte die Region Sangilan mit Feuer belegt haben.

Deshalb will ich die Gelegenheit ergreifend die ganze Weltgemeinschaft über diese Situation informieren. Ich wende mich nochmals an alle internationalen Organisationen, damit sie die Aggression der armenischen Streitkräfte abwenden.

Herr Präsident, ich wende mich an Sie als einen berühmten Staatsmann und Politiker der Welt. Ich wende mich an die Iranische Islamische Republik und möchte meine Hoffnung äußern, dass Sie Ihre Möglichkeiten benutzen und die Aggression der armenischen Streitkräfte, die Angriffe gegen Sangilan abwenden werden, und Ihr Beitrag zur Befreiung der okkupierten Territorien, besonders Füsuli, Sangilan, Dschabrail von armenischen Aggressoren leisten werden.

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, dass diese Region an die Iranische Islamische Republik grenzt. Im Ergebnis der Aggression der armenischen Streitkräfte sind die Iranisch-Aserbaidschanische Grenzen in die Hände der armenischen Streitkräfte geraten. Ich vermute, dass die iranische Islamische Republik solch eine Situation nicht mehr ertragen soll. Deshalb wende ich mich an Sie für die alsbaldige Lösung dieser Frage.

Wir sind mit all Ihren Vorschlägen auf den wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, technischen Gebieten zufrieden. Im Zusammenhang mit diesen Fragen haben Ihre und unsere Spezialisten die Entwürfe einer Reihe von Dokumenten und Verträgen vorbereitet. Ich vermute, dass wir sie nach diesem Treffen noch einmal prüfen können. Wir müssen natürlich deren Unterschreiben im Laufe Ihrer Reise verwirklichen.

H. Rafsandschani: Mit Gottes Hilfe werden wir diese Zusammenarbeit verwirklichen.

Heydar Aliyev: Ich danke Ihnen nochmals. Unsere Minister und andere hochrangige Personen werden sich mit diesen Sachen beschäftigen. Wir aber werden zusammen mit Ihnen gemäß dem Programm Ihre Reise fortführen. Auf Wiedersehen!.

Die Zeitung "Aserbaidschan", den 28. Oktober 1993.

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