Die Rede des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev auf der Sitzung des Wirtschaftsforums in Davos, gewidmet den Energieproblemen - 30 Januar 1995


Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren!

Aserbaidschan nimmt zum ersten Mal am Davos-Forum teil. Deswegen gilt vor allem mein Dank für die Einladung und die Organisation eines solch interessanten Treffens wie Davos - 95. Ich halte unsere Teilnahme an diesem Forum und insbesondere diesem Treffen das den Energieproblemen gewidmet ist, als sehr nützlich für unsere Republik.

Aserbaidschan – die Republik, die vor 3 Jahren unabhängig wurde geht den Weg der Stärkung ihrer Unabhängigkeit, des demokratischen Staatsaufbau, der Marktwirtschaft, des freien Unternehmertums, der Schaffung der Bedingungen für die ausländischen Investitionen, der Integration in die Weltwirtschaft, gegenseitig vorteilhafte Beziehungen mit allen Ländern die an der Zusammenarbeit mit Aserbaidschan interessiert sind. Aserbaidschan hat ein starkes wirtschaftliches Potenzial sowohl im Bereich der Industrie als auch in der landwirtschaftlichen Produktion.

Wie Sie wissen, gewinnt man in Aserbaidschan seit der Antike Erdöl und Gas. Die Ölproduktion in unserem Land begann in der Mitte des letzten Jahrhunderts –1848. Zu Beginn dieses Jahrhunderts hat unsere Industrie den höchsten Stand seiner Entwicklung erreicht. Damals entfiel ein großer Teil der weltweiten Ölproduktion auf Aserbaidschan. Über den gesamten Zeitraum produzierte Aserbaidschan 1 Milliarde 400 Millionen Tonnen. Allerdings besitzt Aserbaidschan  auch heute noch reiche Erdöl – und Gasressourcen.

In der heutigen Zeit, nachdem wir als unabhängiger Staat der Weltgemeinschaft beigetreten sind, ergreifen wir Maßnahmen um unsere Energieressourcen – Erdölfelder zu nutzen.

In dieser Richtung wurde bereits große Arbeit geleistet. Wie Sie wissen wurde im September letzten Jahres zwischen Aserbaidschan und einem Konsortium  internationaler Öl-Unternehmern (dazu gehören 10 Unternehmen – „Amoco“, „Pennzoil“, „McDermott“, „Unocal“, „BP“, „Statoil“, „ Lukoil“,  und andere) ein großer Öl-Vertrag unterzeichnet.  Nun beginnt die praktische Umsetzung dieses Vertrages. Der Vertrag wurde für 30 Jahre unterzeichnet und im Rahmen dieses Zeitraums ist es vorgesehen, mehr als 500 Millionen Tonnen Öl zu produzieren.

Wir glauben, dies ist der erste Schritt auf dem Weg Aserbaidschan aktiv in die Weltwirtschaft zu integrieren und die Bereitschaft unseres Landes für ausländische Investitionen, Unternehmen und gegenseitige Zusammenarbeit zu demonstrieren.

Der Ölvertrag umfasst drei Ölfelder, die im aserbeidschanischen Teil des Kaspischen Meeres liegen. Zwei von ihnen sind vor kurzem entdeckt worden, das dritte nutzen wir schon länger. Sie wissen, dass Aserbaidschan auf dem Gebiet der Ölförderung im Meer große Erfahrung hat. Diese Arbeit begann in unserem Land vor 45 Jahren. Die aserbaidschanischen Experten, die über  umfangreiche Erfahrungen in der Ölindustrie und Geologie verfügen, haben ein mächtiges Kaderpotenzial geschaffen. Aserbaidschan galt als Erdölakademie in der ehemaligen Sowjetunion. Alle Ölfelder der Sowjetunion waren von unseren Spezialisten erforscht und ausgebeutet. Das wissenschaftlich-praktische Kaderpotenzial in Aserbaidschan in diesem Bereich gibt es noch heute und soll in Zukunft noch stärker genutzt werden.

Aserbaidschan hat eine große Infrastruktur der Öl-und Gasindustrie geschaffen. Neben verschiedenen Forschungseinrichtungen und dem wissenschaftlichen Potenzial haben wir eine mächtige Raffinerieindustrie. Momentan produziert das Land 9 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Kapazität unserer ölverarbeitenden Betriebe liegt bei 23-25.000.000 Tonnen pro Jahr. In Aserbaidschan gibt es mächtige Petrochemie Komplexe und Erdöl Maschinenbau. Etwa 70 Prozent der Ölindustrieanlagen in der ehemaligen Sowjetunion wurden in Aserbaidschan hergestellt. 

Selbstverständlich, dass die Frage der Ausfuhr des aserbaidschanischen Öls ins Ausland auf der Tagesordnung steht. Zu den wichtigen Teilnehmern des Konsortiums gehören auch die westlichen Ölunternehmer. Außer der im Vertrag aufgezeigten Ölfelder, gibt es im aserbaidschanischen Sektor des Kaspischen Meeres noch weitere vielversprechende Felder. Öl - und Gasreserven dieser Felder wurden schon festgestellt. Derzeit verhandeln wir mit den ausländischen Firmen über die Entwicklung dieser Ölfelder. Es ist zweifellos, dass diese Erdölvorkommen  durch die ausländischen Investitionen entwickelt werden können, wenn die ausländischen finanziellen Organisationen dabei beteiligt werden. Wir hoffen darauf. In den kommenden Tagen werden diese Erdölfelder auf Grundlage einer Ausschreibung für den Abschluss der entsprechenden Verträge vorgestellt.

Ein wichtiges Thema ist der Export von Erdöl. Vor über zwei Jahren bereiteten unsere Wissenschaftler und Experten gemeinsam mit den ausländischen Firmen und internationalen Bankinstitutionen einige Optionen der Strecke vor, auf der die Pipeline verlaufen soll. Aber darauf will ich jetzt nicht eingehen. Auf jeden Fall halten wir es für notwendig, diese Varianten nochmals zu überprüfen und die beste Variante für den Pipelinebau zu bestimmen.

Zur gleichen Zeit konzentrieren wir uns auf die Tatsache, wie rentabel der Pipelinebau aus ökonomischer Sicht für uns wird - ihre Sicherheit auf Grund ihres langfristigen Einsatzes und auch die Beziehungen mit den Ländern entlang der Pipeline.

In dieser Hinsicht stimme ich mit Herrn Nursultan Nasarbajew ganz überein, was den Transport des kasachischen Öls in den Süden des Kaspischen Meeres und über die Gebiete Aserbaidschan, Iran, Türkei und anderen Ländern angeht.

Wir führten in diesem Zusammenhang viele Gespräche, Verhandlungen und ich denke, wir werden sie auch in Zukunft fortsetzen.

Kurz gesagt, ist Aserbaidschan mit seinem reichen Öl - und Gasvorkommen und anderen natürlichen Ressourcen offen für die ausländischen Investitionen und der Zusammenarbeit mit den ausländischen Unternehmern.

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Zeitung „Aserbaidschan“, den 2. Februar 1995.

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