Aus dem Gespräch des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev mit dem Bundespräsidenten der Republik Österreich Thomas Klestil – Wien, Präsidialamt, den 4. Juli 2000


Thomas Klestil: Herr Präsident, willkommen in unserem Land. Ich bedanke mich dafür, dass Sie unsere Einladung angenommen haben und in Wien zu einem offiziellen Besuch eingetroffen sind. Die bilateralen Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Österreich sind sehr nützlich für beide Seiten. Österreich ist an der Entwicklung der Zusammenarbeit mit der Republik Aserbaidschan, die ein reiches Wirtschaftspotenzial besitzt, auf allen Gebieten sehr interessiert. Ich bin sicher, dass die während Ihres offiziellen Besuches geführten Verhandlungen und die dabei unterschriebenen Dokumente große Anregungen zur Festigung der Beziehungen zwischen unseren Länder geben werden. 

Heydar Aliyev: Sehr geehrter Herr Präsident, ich möchte mich bei Ihnen – als das Operhaupt des österreichischen Staates - für die aufrichtigen Worte und die Einladung zum offiziellen Besuch in Ihrem Land bedanken. Ich schätze die Tätigkeit, die nach dem Erlangung der Unabhängigkeit in Aserbaidschan im Bereich der nachhaltigen Annäherung zwischen unseren Staaten ausgeführt wurde, sehr hoch. 

Im unabhängigen Aserbaidschan, das den Weg in Richtung der Marktwirtschaft und demokratischer Entwicklung gewählt hat, werden Reformen im Bereich der Erschaffung eines demokratischen, rechtlichen Weltstaates durchgeführt. Infolge dieser Reformen wurden große Erfolge erreicht. Unsere Republik baut ihre Beziehungen mit anderen Staaten auf Basis der Souveränität, gegenseitig vorteilhafter Zusammenarbeit auf und legt großen Wert auf die Verknüpfung ihrer Wirtschaft an die Weltwirtschaft. 

Das allerstärkste und schmerzhafteste Problem unserer Republik ist der armenisch-aserbaidschanischer Berg-Karabach Konflikt. Der armenische Angriff gegen Aserbaidschan seit 12 Jahren, sowie die Besetzung der 20 Prozent der aserbaidschanischen Territorien durch armenische Streitkräfte widersprechen den internationalen Normen. Schauen Sie sich die Karte an. Mehr als eine Million unserer Einwohner wurden gewaltsam aus ihren Heimatstädten vertrieben. Seit mehreren Jahren sind sie gezwungen in Zelthäusern unter schweren Bedingungen zu leben. Das Waffenstillstandsregim, das wir im Jahr 1994 erzielt haben, ist ein wichtiger Schritt zum Frieden. 

Die Minsker Gruppe der OSZE, die im Jahr 1992 gegründet wurde, ist für die friedliche Beilegung des Konfliktes zuständig. Wahrscheinlich erinnern Sie sich daran, dass wir an den Gipfeltreffen in Budapest, Lissabon und Istanbul jeweils in den Jahren 1994, 1996 und 1999 zusammen teilgenommen hatten. Auf dem Gipfeltreffen in Lissabon wurden drei Prinzipen für die friedliche Beilegung des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes festgeleget. Damals hatte Österreich Aserbaidschan unterstützt. Zu großem Bedauern beachtet Armenien – der Angriffsstaat - sowohl die Resolutionen und Entscheidungen der Vereinten Nationen, der OSZE und anderer internationalen Organisationen, als auch die weltweit anterkannten Rechtsnormen nicht. Der Versuch, Berg-Karabach, der ein Teil der aserbaidschanischen Territorien ist, an Armenien anzubinden oder die Gründung eines neuen armenischen Staates sind unakzeptabel und wir werden das nie hinnehmen. Unser Land will den Frieden. Wir wollen diesen Konflikt auf Grundlage der Prinzipen, die auf dem Gipfelltreffen in Lissabon durch die 53 Mitgliedstaaten und Regierungen der OSZE verabschiedet wurden, beilegen. Wir sind bereit Berg-Karabach einen hohen Autonomiestatus innerhalb Aserbaidschan anzuerkennen. In den letzten Jahren wurden Verhandlungen im Rahmen der Minsker Gruppe der OSZE für die Beilegung des Konfliktes geführt. Große Staaten - die Mitglieder der Minsker Gruppe - Russland, die Vereinigten Staaten und Frankreich haben sich große Mühe gegeben. Ich bin sicher, dass die Republik Österreich, die zur Zeit die OSZE leitet, ihre Möglichkeiten bei der friedlichen Beilegung des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes erfolgreich nutzen wird. 

Thomas Klestil: Herr Präsident, ich zolle hohe Anerkennung den Erfolgen der unabhängigen Republik Aserbaidschan, die dank Ihrer weitblickenden Politik erreicht wurden. Ich bin sicher, dass der Konflikt, auf dem Ihr Land konfrontiert wurde, bald gemäß den internationalen Normen friedlich beigelegt wird und Aserbaidschan zu einem der fortgeschrittenen Länder der Welt -wird. 

Unser Staat ist zur Zeit der Vorsitzende der OSZE. Österreich wird alle seine Möglichkeiten nutzen und alle Mühe für die friedliche Beilegung des armenisch-aserbaidschanischen Berg Karabach Konfliktes geben. Die von der österreichischen Ausßenministerin – Vorsitzende der OSZE, Frau Benita Ferrero-Waldner - geleitete Delegation wird in Mitte Juni die Region besuchen. 

Heydar Aliyev: Herr Präsident, ich weiß, dass auch Sie die nachhaltig entwickelnde Partnerschaft zwischen Österreich und Aserbaidschan, die Treffen in Baku und Wien auf unterschiedlichen Ebenen, die geführten Verhandlungen und unterschriebenen Unterlagen sehr hoch einschätzen. Die Festigung dieser Beziehungen wird für beide Seiten nützlich sein. Letztendlich möchte ich Sie zu einem offiziellen Besuch in Aserbaidschan einladen. 

Thomas Klestil: Vielen Dank. Mit großem Vergnügen nehme ich Ihre Einladung an.

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