Aus dem Gespräch des Präsident Heidar Alijev beim Empfang des Ex - Beraters des Ex - Präsidenten Armeniens Jirayr Libaridyan - Den 13. März, 1999


Heidar Alijev: Sehr geehrter Herr Libaridyan, wir haben mit Ihnen in den letzten Jahren an einer friedlichen Lösung des Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan eng zusammengearbeitet. Leider haben wir dieses Problem immer noch nicht gelöst. Unsere Zusammenarbeit hilft nicht bei der Lösung voranzugehen.

Ich habe mich mit Ihnen das letzte Mal in Deutschland getroffen, wo wir ausführlich darüber diskuttiert haben. Das Gespräch führte dazu, je eher wir den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan lösen werden und der Konflikt beseitigt werden wird, desto nützlicher wird es für Armenien und auch für Aserbaidschan sein. Leider konnten wir das nicht erreichen. Auch heute nehmen wir wieder diesen Standpunkt ein, dass wir eine friedliche Lösung des Konfliktes bevorzugen.

Ich bin der Meinung, wenn wir die künstlichen Hindernisse beseitigen können, so könnten wir auf diesem Weg vieles erreichen. Es ist 10 Jahre her, seitdem der Konflikt begonnen hat und im Februar war es 11 Jahre. Ich meine, dass es aus geschichtlicher Sicht ziemlich lange Frist ist, wo die Armenische so wie die Aserbaidschanische Seite begreifen konnten, dass diese Lage nicht für immer dauern kann.

Wir sind auch heute für eine friedliche und gerechte Lösung des Konfliktes. Die territoriale Integrität Aserbaidschans soll wiederhergestellt werden, die von der Armenischen Streitkräften besetzten Gebiete sollen befreit werden, die vertriebene Bürger von Aserbaidschan sollen in ihre Gebiete zurückkehren können und Berg - Karabach soll im Bestand des Staates Aserbaidschan seinen Sonderstatus bekommen. Ich denke, dass wir uns viel Mühe geben sollen, um das alles zu erreichen.

Ich weiß, dass Sie neulich Ihr Amt in Armenien niedergelegt haben. Sie leben jetzt in den USA. Sie haben aus der Ferne bessere Möglichkeiten, diese Fragen objektiv analysieren zu können. Deswegen hoffen wir, dass Sie uns jetzt fruchtbare Ratschläge geben können. Da Sie nach Aserbaidschan gekommen sind, schätze ich Ihre Initiative sehr hoch ein. Man hat mir mitgeteilt, dass es Ihr erster Besuch in Aserbaidschan ist. Das heißt, es kann für Sie sehr nützlich sein, dass Sie jetzt das Land, das Sie nie gesehen, aber mit ihm zusammengearbeitet haben, kennen zu lernen.

Ich schätze Ihre Initiative sehr hoch ein. Ich bin der Meinung, dass Sie während Ihres Aufenthalts in Aserbaidschan die Gespräche mit Ihrem Ex - Kollegen Wefa Qulisade fortführen und Ihre Meinungen austauschen können.

Jirayr Libaridyan: Herr Präsident, vielen Dank. Es ist für mich eine große Ehre, von Ihnen empfangen zu werden. Sie haben es richtig betont, dass ich von meiner letzten Arbeit seit anderthalb Jahren entfernt bin. Ich kam nach Armenien für 6 Monate. Aus 6 Monaten wurden 7 Jahre. Mein Ex - Chef Ter Petrosyan sagte zu mir, ich sei ein guter Historiker, aber kein guter Mathematiker. Er werde mir sagen, wann die 6 Monate zu Ende sind. Ich sollte ihn später überzeugen, dass 7 Jahre wirklich mehr sind als 6 Monate und ich muss irgendwann zu meiner Famlie zurückkehren. Ich konnte 7 Jahre lang arbeiten und meine Familie unterstützte mich dabei, das bedeutet, dass wir alle für eine friedliche Lösung des Konfliktes sind.

Ich bin jetzt ein selbstständiger Mensch, ich bin hier als Vertreter des Ost - West Instituts und auch des Instituts Areks in Washington. Ich schreibe jetzt ein Buch. Ich werde dieses Buch in diesem Jahr beenden. Ich werde es diesem Konflikt widmen. Ich will das Buch so schreiben, dass dort alle Standpunkte gerecht gezeigt werden. Ich will in meinem Buch auch zeigen, wie dieser Konflikt zum Konflikt zweier Menschen, zweier Nationen, zweier Völker und später aber zum Regional - und Militär - Konflikt geworden ist.

Ich will noch in meinem Buch auch verschiedene Ansichten widerspiegeln. Außerdem will ich in diesem Buch auch verschiedene Methodologien bei der Lösung des Konfliktes verwenden. Ich werde in meinem Buch auch zeigen, wie verschiedene Staaten als Vermittler eine große Rolle gespielt haben.

Ich denke, das ist eine gute Gelegenheit, dass ich mir überlegen und mein Buch schreiben kann. Ich bin der Meinung, dass sowohl Sie, als auch mein Freund Wefa Qulisade mich sehr gut verstehen. Ich habe jetzt Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten.

Das soll aber nicht heißen, dass ich als selbstständiger Mensch meine Interessen für die Region und für den Konflikt verloren habe. Sobald ich Möglichkeiten habe, interessiere ich mich für diese Region, lese viel über den Konflikt und recherchiere. Ich bin bereit, mich gerne mit allen, sowie auch mit Ihnen zu treffen. Ich will von diesem Problem deutliche Vorstellungen bekommen und die Grundfragen dieses Problems sehr genau analysieren.

Herr Präsident, Sie betonen es richtig, wenn man nicht an einem Tisch sitzt, bekommt man für das Überlegen bessere Möglichkeiten. Ich denke, mein Buch wird für die Menschen, die dieses Problem noch besser verstehen und lösen wollen, hilfreich sein.

Ich zweifele gar nicht daran, dass die beiden Seiten dieses Problem lösen wollen. Ich bin der Meinung, dass alle Bürger, die in diesen Konflikt hineingezogen wurden, auch die Bürger dieser Region, und alle Weltbürger das Recht haben, in Frieden zu leben. Jetzt brauchen wir aber dafür einen politischen Willen. Leider konnte dieser politische Wille in meinen 7 Jahren Amtszeit nicht hilfreich sein. Ich meine, wir müssen jetzt diesen politischen Willen finden und zu einem positiven Entschluss kommen.

Es ist klar, dass es Kompromisse geben sollte. Ich bin der Meinung, dass wichtige Fragen - wie dieses Problem gelöst werden muss - bleiben unbetrachtet. Es ist mir auch klar, dass das vielen, aber nicht allen klar ist, dass wir dieses Problem so behandeln müssen, dass das Armenische Volk mit ihren Nachbarn nicht als Feinde leben. Deswegen bin ich der Meinung, dass man mit dem Druck das Problem nicht lösen kann, sondern nur mit Verhandlungen. In Folge dessen werden die Völker in Nachbarschaft nicht als Feinde sein. Die Unabhängigkeit, die diese Länder erlangt haben, ermöglicht es ihnen, in einem friedlichen und freundschaftlichen Zustand, in regionaler Zusammenarbeit leben zu können. Diese Lage ermöglicht es ihnen noch, dass sich die Handlungen, die zu diesem schweren Ergebnis geführt haben, nicht noch einmal wiederholen werden. Ich respektiere die Zusammenarbeit mit meinem Ex - Kollegen, mit meinem ewigen Freund Wefa Qulisade sehr. Ich erinnere mich gut an unser Treffen im Jahre 1996 in Bonn. Da habe ich leider erkannt, dass es zu spät war. Ihre Ansichten, Beobachtungen und Voraussetzungen haben bei unseren nächsten Verhandlungen große Hilfe geleistet und ich schätze das sehr hoch ein.

Jetzt, wo ich ein selbstständiger Bürger bin, teile ich meinen Ex - Kollegen aus der ganzen Welt mit, dass ich immer noch ein großes Interesse an der Lösung dieses Problems habe. Natürlich will ich nichts Negatives zu diesem Prozess sagen. Aber ich denke, was ich machen werde, wird für alle nützlich sein.

Im November des letzten Jahres hat man mich und einen aserbaidschanischen Schriftsteller gebeten, ein Schreiben über diese Frage an die OSZE zu schicken. Ich arbeite noch an diesem Schreiben. Ich hoffe, dass die Verhandlungen nicht zur Rhetorik und zu einer Auseinandersetzung führen, sondern in einer friedlichen Atmosphäre verlaufen werden. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die Standpunkte anderer Seiten und ihre Ansichten zu verstehen. Und ich will das als selbstständiger Mensch machen.

Ich glaube nicht, dass die beiden Seiten Interesse haben, den Konflikt weiterzuhaben. Beide Seiten leiden sehr unter diesem Konflikt. Die Konflikte und Kriege bringen den Menschen nur Schaden, die Realität und die Wahrheit zu verstehen. Ich will, dass jedes Kind in dieser Region Möglichkeit hat, in Frieden zu leben, zu lernen und zu studieren, wie meine Tochter auch. Überhaupt waren für mich die Kinder immer der Anfang und das Ende, weil die Kinder unsere Zukunft sind. Wir sind öfters emotionell. Aber wir sind schon erwachsen, und es ist schwer uns zu ändern. Aber wir können den Kindern ein schöneres Leben schenken. Wir müssen allen Kindern gute Chancen im Leben schaffen. Lassen wir sie nicht mit einem feindlichen Gefühl zueinander aufwachsen.

Ich bedanke mich nochmals bei Ihnen, dass Sie mich empfangen haben. Ich meine, die Kraft, die Sie und alle daran gesetzt haben, wird zur Lösung des Konfliktes führen.

Heidar Alijev: Ich freue mich sehr darüber, dass wir beide der gleichen Meinung sind. Es ist klar, dass der Konflikt niemandem einen Nutzen bringt und auch nicht bringen wird. Wir müssen versuchen, den Konflikt möglichst schnell zu lösen, um den Frieden in der Region herzustellen.

Ich habe es mehrmals betont, dass Aserbaidschan mit Armenien nicht in einem feindlichen Zustand leben will. Ich nehme an, dass auch Armenien dergleichen Meinung ist, weil wir nach dem Schicksal in der Region zusammen leben und Nachbarn sind. Niemand, weder Armenien noch Aserbaidschan, werden diese Nachbarschaft verlassen. Das bedeutet, wie wir bis zum jetzigen Zeitpunkt gelebt haben, so werden wir die nächsten Jahre leben. Deswegen müssen die Beziehungen so schnell wie möglich verbessert werden.

Es ist ja mit der Lösung des Konfliktes verbunden. Ich bin mir sicher, wenn wir das erreichen können, dann können sich die Beziehungen zwischen Armenien und Aserbaidschan in kürzer Zeit normalisieren und zwei selbstständige Länder können vorteilhaft zusammenarbeiten. So kann sich die Lage in unserer Region ebenfalls normalisieren. Wollen wir daran zusammenareiten!

Aserbaidschan, den 14. März, 1999.