Aus den Verhandlungen zwischen den vom Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev und vom Präsidenten der Republik Polen Alexander Kwasnewski geleiteten Delegationen - Präsidialpalast, den 27. Oktober 1999


Heydar Aliyev: Seine Exzellenz verehrter Präsident der Republik Polen Herr Kwasnewski, ich darf Sie und die Sie begleitende Delegation ganz herzlich begrüßen. Ich möchte meine Überzeugung ausdrücken, dass der erste Besuch des polnischen Präsidenten in Aserbaidschan für die Entwicklung der polnisch-aserbaidschanischen Beziehungen sehr nützlich wird.

Aus Rücksicht darauf, dass wir uns auf Russisch kommunizieren können, werde ich den Rest meiner Rede und unserer Verhandlungen auf Russisch gestalten, um keine Zeit für die Übersetzung zu verlieren. Wir haben eine Person, die Polnisch kann. Der sitzt gerade neben mir. Er ist Präsident der Polen-Aserbaidschan-Gesellschaft und war 1997 mit mir in Polen. Aber leider hat er keine große Erfahrung in Übersetzung und ich fürchte Missverständnisse in seiner Übersetzung. Deswegen gehe ich auf Russisch über.

Verehrter Präsident, vielen Dank, dass Sie meine Einladung angenommen haben und mit einem offiziellen Besuch nach Aserbaidschan eingereist sind. In letzten Jahren entwickeln sich die Beziehungen zwischen Polen und Aserbaidschan sehr intensiv.

Sehr geehrter Herr Präsident, ich war im August 1997 mit Ihrer freundlichen Einladung in Polen zu Besuch. Wir haben dort sehr erfolgreiche Verhandlungen geführt, ich habe das Leben Ihres Landes und die Prozesse im Lande kennengelernt. Wir haben eine gemeinsame Erklärung über die Entwicklung freundlicher Beziehungen zwischen Polen und Aserbaidschan und etliche wichtige Dokumente über die juristisch-vertraglichen Grundlagen der Beziehungen zwischen unserer Länder abgeschlossen. Ich erinnere mich an meinen Besuch in Polen und an die Gespräche mit Ihnen und den Mitgliedern Ihrer Regierung immer noch achtungsvoll. Bei Besichtigung der Stadt Warschau hatte ich Gelegenheit, mich mit polnischen Bürgern zu unterhalten. All diese haben bei mir große Eindrücke hinterlassen. Bei unseren Gesprächen und Treffen im August 1997 war der größte Erfolg für mich, dass wir bekannt gegeben haben, dass wir die Beziehungen zwischen Polen und Aserbaidschan vorantreiben und vertiefen werden. Dass wir uns um eine Zusammenarbeit im Nordatlantischen Rat und Programm "Partnerschaft für Frieden" der NATO für die Integration Aserbaidschans in die europäischen Strukturen bemühen werden.

Aus dieser Hinsicht ist die Zusammenarbeit mit Ihnen für uns sehr wichtig. Denn Aserbaidschan ist ein Bestandteil Europas und liegt am Rande des europäischen Kontinentes. Nach Aserbaidschan fängt Asien an. Als ein sich zwischen Europa und Asien befindendes Land spielt Aserbaidschan für die gesamte Weltgemeinschaft, unter anderen für die Beziehungen zwischen Staaten des Westens und Ostens nicht kleine Rolle. Also, die Zusammenarbeit mit Polen hat für uns eine hervorragende Bedeutung.

Im Grunde genommen, haben ich und Sie über diese Sachen schon vor zwei Jahren diskutiert. Seitdem haben sich unsere Beziehungen glücklicherweise sehr intensiv entwickelt. Wir haben uns in Sitzungen internationaler Organisationen getroffen. An Ihre freundliche Unterstützung während der Verabschiedung der Prinzipien über die friedliche Lösung des Berg-Karabach-Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan im Lissabon-Gipfeltreffen der OSZE vom Dezember 1996 erinnert sich unser Volk sehr gut.

Wir haben Ihren Beitritt der NATO begrüßt. Ich habe es schon bei der Madrid-Sitzung gesagt sowie Ihnen gratuliert. Ich habe die aserbaidschanische Position bei dem 50. Jubiläum der NATO wieder klar gemacht. Kurz gefasst, all diese verbinden uns sehr fest miteinander. Ich meine, wir können unsere Beziehungen sowohl im politischen als auch im ökonomischen oder wissenschaftlichen Bereich sowie in Ausbildung und Kultur vorantreiben.

Verehrter Herr Präsident, wir haben heute einen sehr offenen Gedankenaustausch unter vier Augen gehabt, wo wir die Lage im Südkaukasus und viele Fragen des Prozesses für friedliche Lösung des Berg-Karabach-Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan besprochen haben. Ich freue mich, dass wir uns über diese Fragen vollkommen geeinigt haben. Deswegen halten wir Polen für uns für ein freundliches Land.

Herr Präsident, ich schätze die persönlichen Beziehungen zwischen mir und Ihnen sehr hoch. Ich denke, Sie sind sehr ehrlich und freundlich. Hoffentlich werden wir während Ihres Besuches noch über viele Fragen besprechen können. Die Mitglieder unserer Delegationen haben sich auch getroffen, sie haben vieles besprochen, sich über bestimmte Fragen geeinigt und bestimmte Perspektiven festgestellt.

Natürlich begrüßen wir, dass Sie Aserbaidschans Hauptstadt Baku kennenlernen, einige Orte besuchen und eine ausführliche Vorstellung über unser Volk und Land bekommen werden. Unser Land verknüpft nach wie vor weltweite Werte mit eigenen nationalen Traditionen und Werten.

Sie werden übrigens hier einige am Anfang des Jahrhunderts gebaute und bis heute Baku dekorierende Gebäude sehen. Autoren dieser Projekte waren Architekten Plosko und Saßlawsi. Deshalb denke ich, dass unsere Stadt Ihnen genauso gefallen wird, wie Polen mir gefällt. Selbstverständlich hat mich am meisten beeindruckt, dass das polnische Volk während des 2. Weltkriegs das total zerstörte Warschau binnen letzter fünfzig Jahre wiederaufbauen konnte und heute ist kaum zu glauben, dass diese Stadt irgendwann zerstört worden war.

Ich hoffe, Sie werden während Ihrer Bekanntschaft mit Aserbaidschan die Freundlichkeit des Aserbaidschanischen Volkes bzw. der Bürger besser spüren. All diese werden natürlich die weitere Entwicklung unserer Beziehungen anstoßen. Ich begrüße Sie nochmals. Herzlich willkommen in Aserbaidschan!

Alexander Kwasnewski (Präsident der Republik Polen): Sehr geehrter Präsident Herr Aliyev, meine Damen und Herren, wir alle erleben ein achtungsvolles Ereignis mit, weil es der erste Besuch des Präsidenten der Republik Polen in dem unabhängigen Aserbaidschan ist. Wahrscheinlich wird dieses Ereignis eine neue Tradition verursachen, dass die Präsidenten einander öfter besuchen werden. Wir werden unseren politischen Dialog fortsetzen, den wir schon vor ein paar Jahren aufgenommen haben.

Ich möchte auch auf historisches Geschehen - auf das Thema des ersten Besuches des Aserbaidschanischen Präsidenten in Polen vom August 1997 zurückgreifen. Ich bedanke mich bei Ihnen für die angenehmen Erinnerungen und möchte erwähnen, dass wir damals acht zwischenstaatliche Dokumente unterzeichnet haben. Diese Abkommen sollen Rahmen für unsere zukünftige Zusammenarbeit sein.

Heute werden wir eine Erklärung und andere Abkommen unterzeichnen, die den juristischen Rahmen für die Entwicklung unserer zukünftigen Beziehungen bilden. Mit Freude möchte ich klar machen, dass sich unsere ökonomischen Beziehungen entwickeln und sich Entwicklungsperspektiven aufweisen. Wahrscheinlich werden unsere Minister darüber reden.

Mit mir zusammen sind viele ernste Geschäftsleute nach Baku gekommen. Hoffentlich werden auch ihre Verhandlungen zu unseren Beziehungen beitragen. Herr Präsident, ich bitte Sie, die Verhandlungen der Geschäftsleute beider Seiten zu betreuen.

Ich hoffe auch auf die Erweiterung unserer Beziehungen in weiteren Bereichen wie Kultur und Tourismus, damit unsere Völker einander besser kennenlernen.

Herr Präsident, ich danke Ihnen und Aserbaidschan für Ihre Unterstützung bei unserem Weg in die NATO. Herzlichen Dank für Ihren Glückwunsch und Ihre schönen Worte, die Sie bezüglich unseres Beitritts der NATO in Washington ausgesprochen haben. Die Erweiterung der NATO bedeutet nicht die Bedrohung für jemanden, man müsste diese Erweiterung fortsetzen. Ich möchte Sie versichern, dass Polen seine Tätigkeit im Programm "Partnerschaft für Frieden" und im Nordatlantischen Rat fortsetzen wird.

Wir unterstützen Ihre Suche nach einer friedlichen Lösung des Berg-Karabach-Konfliktes. Ich hatte einige Gelegenheiten, mit Ihnen diesbezüglich zu diskutieren. Ich möchte versichern, dass wir jeden Versuch für die friedliche Lösung des Konfliktes mit allen Mitteln unterstützen werden. Wir stehen Ihnen zur Verfügung und wir hoffen, dass der Istanbul-Gipfel eine Gelegenheit für diese Tätigkeit sein kann.

Wir beteiligen uns an der Entwicklung regionaler Zusammenarbeit aktiv. Ich möchte auf unser Treffen vor einigen Wochen in Jalta zurückgreifen. Ich möchte Ihren Aufmerksamkeit darauf lenken, dass wir das dynamische Wachstum der regionalen Kooperationsidee im Raum zwischen dem Baltischen und Schwarzen Meer, Südkaukasus und Zentralasien wollen. Wir haben auch Teilnahmewunsch an dem Öltransport aus dem Kaspischen Meer nach Westeuropa.

Wie Sie wissen, hat Polen einen Antrag zur Mitgliedschaft zur Europäischen Union gestellt. Wir wollen bis Ende 2002 dazu bereit sein. Es hängt natürlich von vielen Faktoren, sowohl von unserer Einigung als auch von der Entscheidung der EU ab. Während wir unsere Politik für einen Beitritt der EU durchführen, wollen wir gleichzeitig Kontakte zu den Ländern pflegen, die sich außerhalb der EU befinden, aber trotzdem sich den Prozessen in Europa anschließen wollen. Daher betrachten wir Aserbaidschan als einen unserer wichtigsten Partner. Wir werden diese Kooperation nicht nur durchsetzen, sondern alles tun, um sie zu erweitern. Mit diesem Anliegen sind wir auch nach Baku gekommen.

Wir freuen uns, dass wir so offen verhandeln können. Herr Präsident, vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Ehrlichkeit. Obwohl wir uns hier nur einige Stunden befinden, fühlen wir uns schon wie zu Hause. Ich gehe davon aus, dass unser Besuch ein wichtiger Schritt in die Schaffung der Struktur und Infrastruktur der Beziehungen zwischen Polen und Aserbaidschan wird.

Herr Präsident, nochmals vielen Dank! Ich glaube, die Minister könnten auch über den Gang ihrer Verhandlungen berichten.

Heydar Aliyev: Lassen Sie mich bitte noch ein paar Worte aussprechen. Danach können wir gerne den Ministern zuhören.

Herr Präsident, ich danke Ihnen für Ihre positive Bewertung der Beziehungen zwischen Polen und Aserbaidschan und für Ihre Gedanken über die Perspektiven dieser Beziehungen.

Wie es Ihnen bewusst ist, ist Aserbaidschan nach der Erwerbung seiner Unabhängigkeit einen sehr komplizierten Weg gegangen. Als wir unsere Unabhängigkeit erwarben, waren wir im Kriegszustand mit Armenien wegen des Berg-Karabach-Konfliktes. 1994 haben wir das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet und wir bemühen uns um die friedliche Bewältigung des Problems. Jetzt arbeiten wir sehr intensiv daran. Natürlich benutzen wir verschiedene Mittel und vor allem die Bemühungen der Ko-Vorsitzenden der Minsk-Gruppe der OSZE. Seit April des laufenden Jahres profitieren wir auch von direkten Treffen zwischen Präsidenten Armeniens und Aserbaidschans. Wir haben uns einiges Mal getroffen und über die Sachen offen diskutiert. Im Allgemeinen versuchen wir, dank der Kompromisse, Frieden zu erzielen. Weil sich Aserbaidschan weiter nicht in dieser Lage befinden kann. Wie Sie schon wissen, wurde 20 % Aserbaidschans Staatsgebietes durch Streitkräfte Armeniens okkupiert. Übrigens sind sieben administrative Einheiten auf diesem Gebiet außerhalb der Berg-Karabach-Region. Mehr als eine Million Aserbaidschaner, die aus diesen Gebieten vertrieben wurden, leben in sehr schwierigen Lebensbedingungen, die Mehrheit in Zelten. Deswegen gehen wir davon aus, dass die OSZE und ihre Minsk-Gruppe ihre Tätigkeit beschleunigen müssen. Wir hoffen, dass das Istanbul-Gipfeltreffen zu dieser Frage einigermaßen beitragen wird. Wir werden auch auf Ihre Unterstützung hoffen.

Ich habe schon bemerkt, dass wir uns bemühen, uns in die europäischen Strukturen zu integrieren. Nach der Erwerbung der Unabhängigkeit wurde in Aserbaidschan die Linie der demokratischen und säkularen Rechtsstaatsbildung aufgenommen. In diesem Bereich haben wir viel Erfolg erzielt. Wir gehen den Weg, die Marktwirtschaft und Marktbeziehungen zu stärken und uns mit den europäischen und Weltstaaten zu integrieren. Wir haben uns mit der Einbeziehung der ausländischen Investitionen in Aserbaidschan sehr aktiv beschäftigt. Unsere Maßnahmen, die sich auf politische und ökonomische Reformen stützen, weisen schon Ergebnisse auf. Trotzdem stoßen wir immer noch auf viele Schwierigkeiten ökonomischer und sozialer Natur. Diese Schwierigkeiten hängen hauptsächlich damit zusammen, dass wir mehr als eine Million Flüchtlinge haben. Derer Mehrheit arbeitet nicht und wir versorgen sie mit Mühe. Aber hoffentlich werden die von uns durchgeführten Reformen und die Entwicklung der Wirtschaft, Demokratie und demokratischen Werte in naher Zukunft besseres Leben unseres Volkes und natürlich eine sozio-ökonomische Entwicklung unseres Landes gewährleisten.

Wir bemühen uns um die Integration in die europäischen Strukturen, indem wir mit dem Europarat, der OSZE und anderen Organisationen intensiv zusammenarbeiten. Ich begrüße Ihre Bereitschaft auf den Beitritt der EU. Natürlich haben wir dort kein Mitspracherecht, wir sind außerhalb der Grenzen der EU. Aber wir werden Sie moralisch unterstützen.

Alexander Kwasnewski: Das ist auch sehr wichtig.

Heydar Aliyev: Wir sind im Europarat sogar in der Etappe des Gaststatus und hoffen auf einen vollberechtigten Beitritt dem Europarat. Hoffentlich wird das Mitglied des Europarats Polen uns dabei helfen, indem es sein Image und seine Ressourcen benutzt. In letzten Jahren haben wir viele Reformen durchgeführt, verschiedene Maßnahmen ergriffen und somit alle Kriterien für eine vollberechtigte Mitgliedschaft erfüllt. Diese Frage stellt für uns große Bedeutung dar.

Natürlich wiederholen wir heute, wie in Washington gesagt wurde, dass wir alle Maßnahmen treffen werden, um die Wirtschaftbeziehungen zu erweitern sowie Polens Beteiligung an dem Öltransport zu ermöglichen. Mit Freude möchte ich bekannt geben, dass Polen an der Konferenz im September letzten Jahres in Baku über Wiederaufbau der Seidenstraße und Durchsetzung des Programms TRACEKA teilgenommen hat. Damals haben wir einige wichtige Abkommen abgeschlossen. Wie Sie wissen, stellt der Wiederaufbau der Seidenstraße große Bedeutung für Aserbaidschan dar und Polen zeigt Interesse an dem Wiederaufbau dieser Straße. Wir schätzen es hoch. Es ist ja nützlich und wichtig für beide Seiten. Wir werden alles tun, um unsere Aufgaben laut dem im September letzten Jahres verabschiedeten Memorandum zu erledigen.

Natürlich hat die Entwicklung der Beziehungen zwischen dem Westen und Osten, Europa und Asien große Tragweite. Aus dieser Hinsicht wird Aserbaidschan eine sehr günstige geostrategische Lage beigemessen. Wir werden uns auch weiter bemühen, uns in unserer Vermittlungsrolle für die Euroasiatische Integration durch eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zu behaupten. Ich gehe davon aus, dass unser Ziel und unsere Auffassung dabei zusammenpassen. Deswegen bin ich mit heutigen Gesprächen vollkommen zufrieden. Ich hoffe, Ihre Präsenz an kommenden Tagen hier wird uns mehr Gelegenheiten geben, Gedanken auszutauschen.

(Polens Präsident Alexander Kwasnewski bedankte sich bei Heydar Aliyev und schlug vor, dass die Vertreter beider Delegationen über die durchgeführten Verhandlungen berichten)

***

Artur Rasisada (Ministerpräsident Aserbaidschans): Sehr geehrter Herr Präsident der Republik Polen, sehr geehrter Herr Präsident der Republik Aserbaidschan,

In knapper Zeit, die für uns vorgesehen war, haben wir uns unsere Gedanken über die Lage der Wirtschaft Aserbaidschans und Polens ausgetauscht. Für uns war durchaus interessant, Informationen über die seit Jahren in Polen durchgeführten Reformen zu bekommen. Polens Erfahrung ist der ganzen Welt bekannt. Ich fand die Berichte über die Art und Weise der Durchführung von Reformen und über mögliche Errungenschaften sowie über noch weiter existierende Probleme hervorragend. Für uns hatte große Bedeutung, Informationen über die vorgesehenen Programme im Bezug auf Metallindustrie, Wehrindustriekomplex, Zollindustriekomplex und andere Bereiche zu bekommen.

Wir haben über die Reformen in unserem Land gesprochen. Außerdem haben wir konkrete Projekte angesprochen, die gegenseitige Interesse anregten. Polen zeigt Interesse an Beteiligung polnischer Unternehmen an der Ölverarbeitung und Erzeugung der Ölprodukte.

Es wurde Interesse auch an dem Programm GUUAM gezeigt, d.h. was GUUAM heißt und wie ökonomische Fragen dort eingegangen werden bzw. eingegangen werden sollen. Danach ging es um das Programm INOGATE. Wir sind Teilnehmer an diesem Programm, Polen aber noch ein Beobachter. Es werden hier der Bau neuer Pipelines und der Wiederaufbau alter Pipelines vorgesehen. Polen ist daran interessiert. Polen warf wieder die Frage auf, Aserbaidschans Öl über die Odessa-Brodi-Danzig Route zu transportieren. Auch die Ukraine zeigt Interesse an diesem Projekt.

Wir haben auch ökonomische Beziehungen mit den GUS-Ländern besprochen.

Falls wir aber unsere wirtschaftlichen Beziehungen mit Polen reden müssen, müssen wir leider eingestehen, dass sie in ihrem Maße weder heutigen noch zukünftigen Herausforderungen entsprechen. Deswegen werden beide Seiten nach Wegen suchen, damit der Güterumsatz zwischen Aserbaidschan und Polen in kommenden Jahren drastisch ansteigt. Man muss daran viel arbeiten.

Was konkrete Projekte betrifft, haben wir unsere Zusammenarbeit in Bereichen wie Eisenbahn, Autoverkehr, Heilmittel, Möbel und traditionelle Konsumgüter diskutiert. Wir haben unterstrichen, dass wir Interessen haben, das Potenzial unserer Länder nicht nur im Öl- und Gasbereich sondern auch in allen Bereichen auszuschöpfen. Da wir mit dem Potenzial Polens vertraut sind, haben wir es zur Entwerfung gemeinsamer Projekte eingeladen.

Heute ist der erste Tag, wir haben vor, morgen in alle wirtschaftlichen Richtungen zu arbeiten. Morgen werden wir mit dem Herrn Präsidenten zusammen ein Wirtschaftsforum durchführen. An dem Forum werden viele Geschäftsleute aus Polen und Aserbaidschan teilnehmen. Dort werden wichtige Projekte präzisiert werden. Man muss an denen arbeiten, um sie durchführen zu können.

Blaschek (Stellv. Wirtschaftsminister Polens): Sehr geehrter Herr Präsident,

Herr Ministerpräsident hat alles sehr ausführlich erzählt. Ich könnte trotzdem zwei Punkte ansprechen.

Wir haben die Interessen aserbaidschanischer Seite gerne zur Kenntnis genommen. Es geht um die Möglichkeit des Baus einer Zucker - und Zementfabrik in Aserbaidschan oder des Transports von Zement, polnischer Technologie und Lebensmittel nach Aserbaidschan.

Den Handel, der uns so interessiert, haben wir ausführlich besprochen. Wir haben klar gemacht, dass Polen Aserbaidschans Antrag für Mitgliedschaft zur WTO unterstützt. Polen wird seine Position im November während der Seatly-Verhandlungen nochmals behaupten. Wir haben auch bemerkt, dass Polens Wille zur Entwicklung der Beziehungen mit seinem wichtigen und perspektivreichen Partner immer Geltung hat.

Psemıslaw Grudzinski(Stellv. Außenminister Polens): Sehr geehrte Präsidenten, die Problematik, die Sie berührt haben, möchte ich nur auf zwei Punkte erweitern.

Wie schon Präsident Alexander Kwasnewski bemerkt hat, hat Polen vor, nicht nur gegenseitige Beziehungen mit Aserbaidschan zu pflegen, sondern auch diese Beziehungen in internationalen Foren bzw. in der NATO zu vertreten. Meiner Meinung nach muss die NATO Aktivität darstellen und koordinierte Politik nicht nur gegenüber Aserbaidschan sondern auch dem Südkaukasus zustande bringen. Wir sind bereit, zur Vorbereitung solcher Strategie beizutragen. Um dies effizient durchzuführen, brauchen wir, Ihre Positionen und Auffassungen sowie die Meinungen hochgewichtiger Politiker kennenzulernen.

Vor allem müssen Beratungen zu Themen stattfinden, über die wir keine konkreten Verhandlungen aufgenommen haben. Es handelt sich unter anderen um die Sicherheitsfragen. Entsprechende Institutionen in Aserbaidschan und Polen könnten sich mit diesen Fragen beschäftigen. Wir möchten mit solchen Konsultationen im Frühling in Warschau anfangen.

Mein zweiter Vorschlag betrifft sich auf die Vertiefung diplomatischer Beziehungen. Wir wünschen ein Gleichgewicht für bilaterale Beziehungen. Es geht um die Schaffung einer ständigen Vertretung Aserbaidschans in Warschau. Dies würde die Erzielung regelmäßiger und vertiefter Beziehungen zwischen unseren Regierungen und Präsidenten ermöglichen.

Alexander Kwasnewski: Herr Präsident, Sie merken nicht nur unsere Bereitschaft zu einer Partnerschaft sondern auch unsere konkreten Ideen zur Ermöglichung dieser Partnerschaft. Ich freue mich, dass die aserbaidschanische Seite auch solche Position präsentiert.

Heydar Aliyev: Herr Präsident, auch ich freue mich, dass unsere Positionen zusammenpassen. Es kommt vor, dass dies günstige Bedingungen für die Entwicklungen unserer Beziehungen bildet.

Besonders unterstreichen möchte ich, dass Herr Präsident, zu Ihrer Delegation eine große Gruppe der Geschäftsleute gehört. Partnerschaften zwischen verschiedenen Firmen sind für unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit von Bedeutung. Fast alles in Polen wurde privatisiert. Dieser Prozess geht in Aserbaidschan mit hoher Geschwindigkeit. Selbstverständlich werden private Firmen und aktive Geschäftsleute heute und in der Zukunft wirtschaftliche und Handelsbeziehungen vorantreiben.

Ich habe Ihnen mitgeteilt, dass wir uns viel bemüht hatten, um ausländische Investitionen nach Aserbaidschan zu bringen. Unter anderen für den Ölsektor, aber auch für andere Bereiche. Wir schlagen polnischen Geschäftsleuten und Firmen vor, Interesse an Aserbaidschan zu zeigen. Erforderliche Bedingungen dafür werden wir schaffen. Verhandlungen über eine Zucker - und Zementfabrik sind beispielsweise möglich. Aber sie sind keine staatlichen Unternehmen mehr, sondern private Unternehmen!

Was Konsultationen zwischen den Außenministerien Aserbaidschans und Polens angeht, finde ich diese Frage sehr bedeutend und ich unterstütze diesen Gedanken. Wir müssen solche Konsultationen sehr intensiv machen. Wir bedürfen es, weil enge Beziehungen und Konsultationen mit Polen als einem europäischen Land große Tragweite beispielsweise in den Angelegenheiten der Integration in die europäischen Strukturen hat.

Was die Eröffnung aserbaidschanischer Botschaft in Polen betrifft, wollen wir sie natürlich sehr. Sie wissen, dass ich lange her den Botschafter zur Ukraine angestellt habe. Er übernimmt auch die Botschafterfunktion in Polen. Ganz ehrlich werden wir uns bemühen, ausreichende Mittel zu finden, um unsere ständige Botschaft in Polen in absehbarer Zukunft zu eröffnen. Wir wollen dies sehr.

Alexander Kwasnewski: Herr Präsident, erstmal fragen Sie Ihren Botschafter, wo er gerne arbeiten möchte, in Kiew oder Warschau.

Heydar Aliyev: Dies werde ich nach der Entscheidung über die Eröffnung der Botschaft fragen. Dann wird er vielleicht von Kiew nach Warschau umziehen wollen. Vielen Dank.

Alexander Kwasnewski: Herzlichen Dank für Ihre Gastfreundlichkeit. Wir werden unser Gespräch fortsetzen. Selbstverständlich werden auch die Minister solche Gelegenheit haben.

Die Zeitung "Aserbaidschan", den 28. Oktober 1999.

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