Aus dem Gespräch des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev bei dem Empfang der Delegation unter Leitung des Beraters des US-Handelsministeriums für die neuen unabhängigen Staaten, Bevollmächtigten für Energiefragen Yan Kalitsky - Präsidentenpalast, den 3. März 2000

Heydar Aliyev: Sehr geehrter Herr Kalitsky, geehrte Gäste, ich begrüße Sie. Willkommen in Aserbaidschan!

Herr Kalitsky, wir haben uns mit Ihnen erst vor 15 Tagen in Washington getroffen. Jetzt sind Sie in Aserbaidschan, ich bin sehr froh. Mich freut jedes Treffen mit Ihnen. Denn schon einige Jahre sind zwischen uns freundliche Beziehungen ausgebaut. Und diese Beziehungen helfen der Entwicklung der amerikanisch-aserbaidschanischen, besonders wirtschaftlichen Beziehungen. Kurz gesagt, jeder Ihr Besuch ist sehr nützlich.

Ich weiß, dass Sie bereits einige Treffen hier durchgeführt haben. Hoffentlich sind diese Treffen gut verlaufen. Ich bin mit unserem Treffen sehr zufrieden. Bitte.

Yan Kalitsky: Vielen Dank, Herr Präsident. Es ist sehr angenehm, Sie wieder in Baku nach unserem Waschingtontreffen zu sehen. Ich möchte Ihnen zum ausgezeichneten und wirksamen Treffen mit Herrn Clinton gratulieren. Er steht sowohl Ihnen als auch Aserbaidschan nahe. Es ergab sich so, dass wir uns gerade nach dem Washingtontreffen mit Ihnen in Baku treffen.

Herr Präsident, wir arbeiten schon eine Zeit zusammen. Wie Sie gesagt haben, ist diese persönliche Zusammenarbeit wirklich eine Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern. Diese Zusammenarbeit gefällt mir persönlich sehr und ich genieße sie. Ich muss auch bemerken, dass jedes Mal, wenn ich nach Baku komme, sehe ich neue Entwicklung. Unter Ihrer Leitung entwickelt sich hier die Wirtschaft, verstärkt sich die Stabilität, wird die Sicherheit gewährleistet. Das Wichtigste aber ist, dass sich die Beziehungen mit den USA vertiefen und sich weiter entwickeln.

Sehr geehrter Präsident Aliyev! Als Folge Ihres Weitblicks entwickelt sich die Wirtschaft in Aserbaidschan, unsere Beziehungen entwickeln sich. Man kann diese Entwicklung nicht nur im wirtschaftlichen Bereich, sondern auch auf allen Bereichen des Lebens sehen. Als wir auf dem Flughafen landeten und neues Terminal sahen, fühlten wir diese Veränderungen. Es ist zu sagen, dass Ihr Empfangszimmer ganz verändert und schöner geworden ist. Ich danke Ihnen noch einmal für das Treffen mit uns.

Heydar Aliyev: Vielen Dank! Ich bin mit meinem Besuch in den USA sehr zufrieden. Das Treffen mit Herrn Bill Klinton im Weißen Haus ist natürlich von besonderer Bedeutung. Wir haben alle wichtigen Fragen sowohl für Amerika als auch für Aserbaidschan besprochen, unsere Freundschaft und Zusammenarbeit wieder bekundet.

Sie wissen, dass Frau Albright und Herr Sandy Berger ebenfalls an diesen Verhandlungen teilgenommen haben. Ich bin damit sehr zufrieden. Meine sonstigen Treffen mit dem Minister für Energie Herrn Richardson, Minister für Verteidigung Herrn Kohen, Minister für Landwirtschaft Herrn Glyckmann und das Treffen auf der Ex-Im Bank waren auch sehr nützlich.

Ich hatte auch ein privates Treffen, das war für mich sehr wichtig. Am Sonntag war ich bei dem berühmten Politiker, unserem Freund Herrn Brzezinsky, in seiner Familie. Er hatte den Wunsch, mich mit seiner Frau und seinem Sohn bekannt zu machen. Dort waren auch der Ex-Verteidigungsminister Herr Schlesinger und der Ex-Stellvertreter des Verteidigungsministers Botschafter Wolfowitz.

Ich war freilich zu einem Familientreffen eingeladen worden. Doch bekam unser Treffen wieder einen politischen Charakter. Wir unterhielten uns sehr interessant. Ich habe bemerkt, dass die Menschen bei Ihnen ungeachtet ihrer Parteilichkeit, ob Republikaner, oder Demokrat, gute Beziehungen zueinander unterhalten.

Yan Kalitsky: Herr Präsident, Sie haben Recht. Ich selbst habe Freunde aus beiden Parteien - aus der Demokratischen und der Republikanischen. Das ist eine richtige Beobachtung. Als ich mit meiner Arbeit in der Regierung begann, hatte ich Glück, unter Leitung von Henry Kissinger zu arbeiten. Ich denke, dass ich aus dieser Arbeit viel Erfahrung bekommen habe.

Heydar Aliyev: Das ist natürlich sehr schön, dass die Leute aus verschiedenen Parteien gute Beziehungen haben. Ich meine, dass es das höchste Niveau der Demokratie ist. Ich möchte, dass es bei uns auch so wäre. Wir saßen zusammen an einem Tisch. Einer ist aus einer Partei, der andere aus der anderen. Aber sie unterhalten sich sehr freundlich.

Yan Kalitsky: Herr Präsident. Sie haben Recht. In den USA hoffen wir, dass in Aserbaidschan die neue Wahlen abgehalten werden und nach diesen Wahlen auch gute, freundschaftliche Beziehungen zwischen den Menschen aus verschiedenen Parteien entwickelt werden. Trotz der Meinungsunterschiede in verschiedenen Fragen werden sie in den nationalen Fragen immer einander unterstützen.

Heydar Aliyev: Das brauchen wir sehr. Leider bleiben wir in diesen Fragen zurück. Natürlich hat keines der unabhängigen Länder, das auf dem Wege der Demokratie schreitet, dieses Niveau erreicht. Dafür braucht man eine bestimmte Zeit und Erfahrung. Die Menschen müssen sich diese Kultur – die Kultur der Demokratie, der Opposition und der staatlichen Gewalt aneignen. Wir brauchen Zeit und Wunsch. Um dies anzueignen, braucht man Zeit und Wunsch.

Yan Kalitsky: Herr Präsident, wir brauchten mehr als 200 Jahre, bis alle demokratische Institutionen mit voller Kraft arbeiteten. Heute haben wir noch Schwierigkeiten und bewältigen sie weiter. Wir brauchten wirklich viel Zeit, so eine Gesellschaft zu gründen, in der jeder sich das gleichberechtigte Mitglied des politischen Systems fühlen könnte.

Andererseits, Herr Präsident, habe ich mich über die Qualität der politischen Führung in Aserbaidschan gewundert. Deshalb glaube ich, dass Aserbaidschan dafür nicht 200 Jahre brauchen wird wie die USA.

Heydar Aliyev: Natürlich können wir 200 Jahre nicht erwarten. Ich kann auch nicht 200 Jahre lang leben.

Yan Kalitsky: Wenn auch 50 Jahre.

Heydar Aliyev: 50 Jahre. Na ja, wenn ich noch 25 Jahre leben könnte. In 25 Jahren kann man das erreichen.

Yan Kalitsky: Herr Präsident. Ich hoffe, dass Sie nicht weniger als 50 Jahre leben werden. Damit meine ich, dass man sogar nicht 50 Jahre braucht. Bei dieser produktiven Arbeit wird hier früher die Demokratie herrschen.

Heydar Aliyev: Danke. Bitte, Ich höre Ihnen zu.

Yan Kalitsky: Herr Präsident! Ich schlage Ihnen vor, drei Themen zu besprechen. Erstens ist die Ökonomie. Ich möchte, dass wir die existierenden wirtschaftlichen Beziehungen und die Umrisse der künftigen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern besprechen. Zweitens ist die Frage der Gas- und Erdölbeförderung. Das möchte ich auch mit Ihnen besprechen. Drittes ist die Frage über die wirtschaftliche, politische Lage im Kaukasus und die Perspektive.

Herr Präsident, wie Sie wissen, war ich vor meiner Reise nach Baku in der Türkei, dann habe ich in Armenien einige Treffen durchgeführt. In Georgien habe ich mich auch mit dem Präsident Schewardnadze getroffen. Ich richte Ihnen einen herzlichen Gruß von ihm aus und Herr Schewardnadze wartet ungeduldig auf das Treffen mit Ihnen.

Herr Präsident, solange die Pressevertreter hier sind, will ich mein letztes Wort sagen. Ich will Sie beglückwünschen - diese Woche haben Sie in Istanbul mit den Vertretern aus Georgien große Fortschritten erlangt. Ich meine damit die Hauptpipeline für die Ausfuhr. Herr Präsident, dazu gratuliere ich zuerst Ihnen und dem Präsident Schewardnadze. Sie haben diese Zusammenarbeit begonnen, die Initiative gezeigt. Dank Ihnen wurde die Pipeline aus dieser Region in die Türkei und danach nach Westen realisiert. Dank Ihnen, dank dem Präsident Schwardnadze und dem Präsident Demirel werden wir die Pipeline aus Baku nach Tbilisi und dann nach Ceyhan bauen und die Energieressource Aserbaidschans erfolgreich in die Türkei, danach nach westlichen Märkten liefern werden.

Heydar Aliyev: 5 Jahre lang haben wir dafür gearbeitet. Im November haben wir mit der Teilnahme von Bill Clinton den Vertrag unterzeichnet. Nachher wurde die Frage ein bisschen verzögert. Aber Sie wissen, das hing nicht von uns ab. Unsere georgischen Freunde haben einige Bedingungen gestellt. Wir haben ihnen Erklärungen gegeben.

Doch bei der Lösung der Frage haben Sie - die USA eine besondere Rolle gespielt. Der Botschafter Herr Wolf hat sich dafür in Baku, in Ankara und in Istanbul sehr viel bemüht. Die Frage ist gelöst. Aber wissen Sie, es bleibt noch eine Frage - der Tarif ungelöst.

Yan Kalitsky: Herr Präsident, das ist eine unwesentliche Frage.

Heydar Aliyev: Doch. Das ist eine wesentliche Frage. Das wurde uns auferlegt. Vielleicht Georgien meint, dass es eine unwesentliche Frage ist, weil sie einen hohen Tarif bestimmen wollen. Das werden wir auch lösen. Ich habe angeordnet, unsere Delegation bespricht heute diese Frage beim Premierminister und wird mir berichten. Bis zu meiner Fahrt nach Georgien werden wir hoffentlich die Frage lösen.

Bald fahre ich nach Georgien. Es gibt einfach viel zu tun. 15 Tage lang war ich nicht in Aserbaidschan. Ich habe den Präsident Schewardnadze mit höchstem Orden Aserbaidschans ausgezeichnet.

YanKalitsky: Sehr gut.

Heydar Aliyev: Gestern wurde das in der Presse veröffenlicht.

Yan Kalitsky: Herr Präsident, ich bin überzeugt, dass die Vertreter von Georgien und Aserbaidschan diese Frage so engen werden, dass das Treffen mit Schewardnadze sehr erfolgreich wird.

Heydar Aliyev: Nein, diese muss bis zum Treffen gelöst werden.

Yan Kalitsky: Können wir vielleicht mit den Diskussionen anfangen, wenn Sie für Presse nichts zu sagen haben?

Heydar Aliyev: Danke, ich habe kein Wort.

Die Zeitung "Aserbaidschan", den 4. März 2000.