Aus dem Gespräch des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev beim Empfang des Botschafters, Ständigen Vertreters der Türkei bei der NATO Herrn Onur Öymen - Präsidialpalast, den 25. April 2000

Heydar Aliyev: Ich bin sehr froh, Sie wieder zu sehen. Willkommen in Aserbaidschan. Ich weiß, dass Sie schon ein paar Tage hier sind, Sie haben in unserem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, in anderen Ministerien einige Treffen durchgeführt, sehr nützliche Gespräche, Verhandlungen gehabt.

Es ist sehr gut, dass Sie in dieser Zeit gekommen sind. Wir haben zusammen an dem 85. Jahrestag unseres Freundes, auch Ihres Freundes geehrten Herrn Ihsan Dogramadschi teilgenommen. Vielen Dank.

Onur Öymen: Sehr geehrter Präsident, ich danke Ihnen. Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie uns so nett empfangen haben. Ehrlich gesagt, bin ich mit einem privaten Besuch gekommen. Ich habe die Möglichkeit gefunden, an der von Ihnen veranstalteten feierlichen Jahrestagszeremonie des Herrn Dogramadschi teilzunehmen. Deshalb fühle ich mich glücklich.

Wir haben mit Ihrem verehrten Außenminister, Verteidigungsminister, mit dem Stellvertreter des Speakers, dem Vorsitzenden der ständigen Kommission für internationale Beziehungen des Parlaments sehr nutzbringende Treffen durchgeführt.

Sie wissen, dass wir während meiner Amtszeit im Außenministerium in Ankara enge Beziehungen, enge Zusammenarbeit hatten. Im Vergleich mit jener Zeit sieht man jetzt in Baku, in Aserbaidschan große Entwicklung. Wir haben uns darüber wirklich sehr gefreut. Zur Zeit bin ich als Vertreter der Türkei bei der NATO tätig. Dort arbeiten wir mit Ihrem verehrten Botschafter Mirhamsa Efendijev zusammen. Die Tätigkeit von Aserbaidschan dort läuft sehr gut, sehr aktiv. Wie Sie wissen, hat die NATO die Partnerschaften mit 28 Ländern. Aserbaidschan ist eines von den wichtigsten unter diesen Ländern. Wir sind stolz darauf. Als Türkei unterstützen wir Aserbaidschan in jeder Gelegenheit. Wir haben mit den geehrten Ministern, anderen Kollegen Gespräche zu diesem Thema geführt und besprochen, noch welche gute Arbeiten wir leisten können. Als türkischer Staat sind wir immer bei Ihnen. Vielleicht ist es überflüssig, das zu wiederholen.

Ich bin der positivsten Meinung. Unter Ihrer Leitung hat sich Aserbaidschan sehr entwickelt. Letztes Mal habe ich Aserbaidschan 1996 zusammen mit unserem Präsidenten besucht. Im Laufe dieser vier Jahre ist Aserbaidschan zu einem ganz anderen Land geworden. Ich freue mich sehr.

Heydar Aliyev: Schön. Vielen Dank. Ich bin sehr zufrieden und habe auch gestern gesagt, - beim Empfang von Herrn Ihsan Dogramadschi und anderen mitgekommenen Gästen wurde gesagt, dass es in Aserbaidschan eine große Entwicklung, viele Änderungen gibt. Ich habe dort gestern gesagt: Lernen Sie Gegenwart und Wirklichkeit von Aserbaidschan möglicherweise kennen! Für diejenigen, die zum ersten Mal kommen, ist es interessant zu sehen, was überhaupt Aserbaidschan ist. Aber für diejenigen, die schon Mal hier gewesen waren, ist es wichtig zu sehen, ob Aserbaidschan in diesem Zeitraum zurückgeblieben ist oder sich entwickelt hat. Natürlich wissen wir selbst wie weit Aserbaidschan jährlich vorankommt. Ich habe auch gestern gesagt, dann dort, in meiner Rede im Palast betont - Aserbaidschan hat viele Probleme. Hätte Aserbaidschan sein größtes Problem, d.h. den Armenisch-Aserbaidschanischen Konflikt, das Berg-Karabach Problem nicht gehabt, wäre die Entwicklung in Aserbaidschan noch mehr. Aber dieses Problem existiert. Was für ein Problem ist das? 20% unseres Staatsterritoriums sind unter der Okkupation, mehr als 1 Mio. unserer Landsleute sind zwanghaft aus ihren Häusern vertrieben, sie leben in den Zelten. Der Frieden ist noch nicht festgestellt, es herrscht Waffenstillstand. Wir wollen Frieden. Wir wollen unseren Boden wieder Aserbaidschan zurückgeben. Wir wollen die territoriale Integrität von Aserbaidschan gewährleisten. Das demoralisiert uns einerseits, und andererseits schafft für uns sehr große materielle Schwierigkeiten. Außerdem beschäftigt dieses Problem 30-40% meiner Arbeitszeit als der Staatspräsident. Stellen Sie sich vor, hätten wir dieses Problem nicht, wäre es Frieden, würde ich diese 30-40% Zeit auf andere erforderlichen Sachen richten, könnte man viel mehr erreichen. Aber nicht nur ich, sondern auch viele Menschen beschäftigen sich zusammen mit mir damit. Den Problemen zuwider entwickeln wir uns.

In diesen Tagen sind Weltbank, Europabank, Internationale Währungsfonds hier, sie arbeiten. Bis 1995 hatten wir Niedergang. D.h. unsere Wirtschaft war zurückgeblieben, untergegangen. 1995 haben wir die Stabilität geschaffen. Seit 1996 entwickelt sich die Wirtschaft.

Im Laufe von 3 Monaten laufenden Jahres ist BIP wieder auf 6% gestiegen. Wissen Sie, es gibt seit 3-4 Jahren keine Inflation. Entschuldigen Sie, die Türkei macht sehr große Arbeiten; aber es gelang ihr bisher nicht, die Inflation zu stoppen. Es stimmt, in letzten Jahren ist die weniger geworden, aber es gibt noch. Damit will ich gar nicht sagen, dass unser Zustand besser ist als der Zustand der Türkei. Nein. Es ist uns gelungen, diesen Bereich an die Kandare zu ziehen. Es gibt noch viele andere Sachen.

Deshalb bin ich sehr zufrieden, dass Sie die Veränderungen sehen, die im Laufe der vier Jahren seit 1996, Ihrem letzten Besuch, eingetreten sind. Ich wiederhole nochmals, man muss sehen. Unsere Freunde müssen sehen und sich getrauen, dass die Lage in Aserbaidschan gut ist, und von Tag zu Tag noch besser sein wird.

Betreffend unserer Beziehungen mit der NATO, ja, wir nehmen an dem Programm "Partnerschaft für den Frieden", auch an den anderen Programmen teil, und halten diese Teilnahme, diese Arbeit für sehr wichtig.

Die Türkei hat Möglichkeit, bei der NATO ihren speziellen Botschafter zu haben. Außerdem ist die Türkei der ständige NATO-Mitglied. Wir nehmen aber an dem Programm "Partnerschaft für den Frieden" teil. Nach der Erfahrung war es immer so: nach der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit hat sich Aserbaidschan beim Wunsch in irgendeinem Staat seine diplomatische Vertretung zu eröffnen, zuerst an die Botschaft der Türkei gewandt, ersten Sitz in der Botschaft von der Türkei gehabt. Nachher hat die Vertretung einen neuen, eigenen Ort gefunden und ihre Tätiglkeit aufgebaut. Jetzt haben wir hier eine Botschaft, aber gleichzeitig müssen wir in Brüssel drei Botschafte haben: eine diplomatische - Botschaft des Aserbaidschanischen Staates, und eine in der EU. Es ist nötig, in der EU eine Botschaft zu haben. In den nächsten Tagen werde ich den Botschafter ernennen. Ich habe schon die Entscheidung getroffen, wir suchen nur nach einem richtigen Kandidaten. Ich werde ihn einstellen. Wir werden Sie aber wieder bitten, unsere Arbeit in der NATO zu führen. Sie wissen, periodisch kommen dorthin unsere Vertreter. Ich wiederhole, auf unsere Zusammenarbeit mit NATO legen wir großen Wert. Und ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie im Außenministerium, Verteidigungsministerium, auch im Milli Medschlis über dortige Lage, Probleme ausführlich berichtet haben. Ich wurde sofort darüber informiert. Ich glaube, wir werden uns immer erfolgreich entwickeln, wenn die Türkei zusammen mit uns sein wird.

Onur Öymen: Natürlich, Sehr geehrter Präsident. Zweifellos. Als ich in Deutschland als Botschafter tätig war, wurde dort Aserbaidschanische Botschaft eröffnet. Wir haben in unserer Botschaft Raum geschaffen, mit Herrn Botschafter Hüsejnaga Sadigov zusammen gearbeitet. Ein-zwei Jahre haben wir in einem Gebäude gearbeitet. Nachher sind sie umgezogen. Wir haben wie Brüder gearbeitet.

Heydar Aliyev: Es stimmt.

Onur Öymen: Wir sind zufrieden, mit Aserbaidschan so eng zusammenzuarbeiten. Sie haben Recht, die Türkei ist ein ständiger NATO-Mitglied. Und als ständiger Mitglied hat die Türkei das Stimmrecht in allen Fragen betreffend die NATO.

Eine wichtige Aufgabe für uns ist jetzt die enge Zusammenarbeit mit Ländern wie Aserbaidschan, Erhöhung der Mächte solcher Länder für den Frieden, Verwirklichung der theoretischen Gegenbeziehungen mit der NATO in gewünschter Form. In allen diesen Fragen ist Aserbaidschan sehr aktiv und erfolgreich. Und die Türkei trägt dazu bei.

Heutige Lage in Aserbaidschan ist besser als in vielen Partnerländern. Aserbaidschan wirkt in vielen Tätigkeiten mit, nimmt an dem Bildungsprogramm näher teil. In Ankara haben wir ein Bildungszentrum namens "Genossenschaft für den Frieden".

Aserbaidschan nimmt dort auch sehr aktiv teil. D.h. wir sind damit sehr zufrieden. Wie Sie schon betont haben, ist die Flüchtlingsfrage ein großes Schmerz. Das ist nicht nur für Aserbaidschan, auch für die ganze Welt sehr schmerzhaft. Gäbe es in einem anderen Land so viele Flüchtlinge, würde sich die ganze Welt - Presse, Politiker, Zeitungen, dagegen erheben. Die Welt muss sich jeden Tag an diese große Tragödie in Aserbaidschan erinnern. Es gibt kein anderes Land, wo jeder achte Vertreter des Volkes ein Flüchtling ist. Dass Sie dies unter solcher schweren Last erleben, ist wirklich eine historische Tatsache. Und deshalb ist es erforderlich, die Weltgemeinschaft ständig darüber zu informieren. Es ist notwendig, dass alle Staaten der Welt, internationale Organisationen Aserbaidschan ihre Hilfe leisten. Wie die UNO und andere Organisationen den anderen Ländern helfen. Sie besuchen Aserbaidschan auch, aber vielleicht müssen sie noch aktiver arbeiten.

Die Hauptfrage ist die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Häuser. Wir wollen, wie Sie gesagt haben, die friedliche Lösung der Frage finden. Wir wollen, den besetzten aserbaidschanischen Boden befreien, die Gerechtigkeit von Aserbaidschan bei diesem Konflikt bestätigen, die international anerkannten Grenzen Ihres Staates wiederherstellen und alle Flüchtlinge in ihre Häuser zurückkehren lassen. Wir wollen, dass diese wichtige menschliche Frage gelöst werden muss, die Aserbaidschanische Regierung von dieser großen Last befreit werden muss. Künftig wird sich Aserbaidschan noch mehr entwickeln.

Verehrter Präsident, das ist unser Wunsch. Die Türkei unterstützt Sie immer bei diesen Fragen und wir sind auch bereit, innerhalb der NATO unsere Hilfe zu leisten. Ich versichere nochmals.

Heydar Aliyev: Vielen Dank. Ich bin dankbar.

Zeitung "Aserbaidschan",Den 26. April 2000.