Aus dem Gespräch des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev beim Empfang des Präsidenten der Gasgesellschaft von Russland "Itera" Igor Makarov - Präsidialpalast, den 28. August 2001

Heydar Aliyev: Igor Wiktorovitsch, ich begrüße Sie in Aserbaidschan!

Zwischen Ihrer Gesellschaft und Aserbaidschan existieren gute kommerzielle Beziehungen und ich schätze das als einen positiven Faktor. Leider haben wir mit Ihnen nicht zusammengearbeitet, aber ich nehme an, dass Sie die Geografie Ihrer Tätigkeit erweitern wollen. Deshalb sind Sie nach Aserbaidschan gekommen. Es scheint mir, dass wir nach effektiverer Zusammenarbeit streben müssen und es lohnt sich diese Zusammenarbeit weiterzuführen. Meiner Meinung nach sind Sie nicht erstes Mal in Aserbaidschan, doch treffen wir uns zum ersten Mal. Vielleicht sind wir vorher zusammengekommen, weiß ich nicht...

Igor Makarov: Während des Besuchs von Wladimir Wladimirovitsch Putin war ich im Bestande der Delegation.

Heydar Aliyev: Ich entschuldige mich bei Ihnen, dass ich Sie nicht gemerkt habe.

Igor Makarov: Es waren sehr viele Leute dabei.

Heydar Aliyev: Das heißt, Sie kennen schon Aserbaidschan. Bitte, ich höre Ihnen zu.

Igor Makarov: Heydar Aliyevitsch, vielen Dank für den Empfang. Danke für hohe Schätzung unserer Gesellschaft. Die Schätzung des Präsidenten ist für uns über alles Lob erhaben. Wir werden uns künftig bemühen, diese Schätzung zu bewähren. Die Gelegenheit nutzend möchte ich kurz über unsere Gesellschaft erzählen, weil manchmal Gerüchte in die Welt gesetzt werden.

Nach den Ergebnissen des Jahres 2000 haben wir 92 Mlrd. m3 Erdgas verkauft. Nach dem Absatzvolumen wurden wir zur 2. Gasgesellschaft in der Welt. An der ersten Stelle ist die AG "Gasprom" von Russland, an der zweiten Stelle sind wir. Oft wird in der Presse gemeldet, dass wir uns mit dem Handel des Gases von "Gasprom" beschäftigen. Aber alle Kontrollen in unserer Gesellschaft haben bestätigt, dass wir kein Gas aus der obengenannten Gesellschaft in unserer Bilanz haben. Wir haben nichts mit "Gasprom" - Gas zu tun. Natürlich schätzen wir unsere Beziehungen mit "Gasprom", aber wir sind eine unabhängige internationale Gesellschaft und fördern unser Gas im Norden Russlands, in Jamal. Wir fördern 30 Mlrd. m3 Gas jährlich. Im ersten Vierteljahr des kommenden Jahres beabsichtigen wir noch ein Gasfeld in Betrieb zu übergeben und die Förderung bis 40-42 Mlrd. m3 jährlich zu erreichen.

Unsere Gesellschaft beabsichtigt in 3-4 Jahren 70 Mlrd. m3 Gas zu fördern. Das Erdgas, das wir in unserer Bilanz haben, gehört uns. Das ist Gas aus Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan. Das alles zusammen macht 90 Mlrd. m3 jährlich. Wie gesagt, wir arbeiten in allen Republiken der ehemaligen Sowjetunion und verkaufen einen kleinen Anteil von Gas der Fa. "Gasprom" für den Export nach Europa. Zu der Gruppe "Itera" gehören 130 Firmen, wir sind in 24 Ländern der Welt tätig. Außerdem haben wir Unternehmen für die Herstellung von Plastikgeschirr. Wir gewinnen chemische Produkte aus Gas und produzieren das Geschirr. Im Moskauer Gebiet haben wir das größte Werk in der GUS gebaut, wir haben auch Betriebe in Weißrussland. In der Region Stavropol haben wir die größte Fabrik in Europa für Steine und Erden. Wir produzieren jährlich 1 Mio. to Metallen, haben Eisenwerk in Moldau. 92% dieser Metalle wird nach Europa, in die USA exportiert. In der Mongolei haben wir kleine Goldgewinnungsunternehmen, aber die Hauptrichtung unserer Tätigkeit ist Energetik und 80% der Kapitalanlagen richten wir auf diesen Bereich. Innerhalb der letzten 4 Jahre haben wir 840 Mio. USD in Russland, 200 Mio. USD in der Ukraine, 70 Mio. in Lettland, 20 Mio. in Estland investiert. All diese Projekte sind hauptsächlich in den Energiesektor gerichtet. Jetzt bereiten wir ein großes Projekt für die Privatisierung der Energiewirtschaftsobjekte in Weißrussland und Moldau vor. Denn wir haben 7 Mlrd. m3 Gas in unseren Lagern. Wir beabsichtigen dieses Gas in die Kraftwerke zu liefern, Kraftstrom zu gewinnen und nicht nur in den ehemaligen Sowjetrepubliken, sondern auch in Europa zu realisieren.

Wir sind sehr stolz darauf, dass wir nach Aserbaidschan zum Arbeiten gekommen sind. Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Jetzt führen wir die Registerarbeiten beim Handelsregister und eröffnen unsere Vertretung. Ich möchte sagen, dass wir Erdöl aus Turkmenistan kaufen, verarbeiten es und verkaufen, wir sind bereit, das flüssiges Gas zu liefern, die Erdgaslager wiederaufzubauen. Wir haben daran großes Interesse. Weil Gasbusiness ein ungewöhnliches Geschäft ist: im Sommer gibt es sehr viel Gas, im Winter aber genügt es nicht. Deshalb tragen die Erdgaslager bei, das Gleichgewicht zu halten. Wir sind bereit, diese Lager auf Kredit wiederaufzubauen. Ich weiß, dass die Kapazität Ihrer Lager nicht groß ist, wir können das im Rahmen der technischen Zustände bis 3-4 Mlrd. m3 erweitern. Als ein strategischer Partner haben wir an Aserbaidschan großes Interesse. Gute Beziehungen haben sich zwischen uns und der Staatlichen Erdölgesellschaft herausgebildet. Wenn Sie uns unterstützen werden, sind wir bereit, unsere Zusammenarbeit weiter zu entwickeln.

Heydar Aliyev: Es war sehr interessant, Ihnen zuhören. Beiläufig gesagt, hatte ich keine ausführliche Vorstellung von den Tätigkeitsmaßstäben Ihrer Gesellschaft. Das große Potential Ihrer Gesellschaft, 2. Stelle in der Welt für Gasförderung und –verkauf, außerdem Ihre Erfolge in anderen Bereichen – das alles ist ein guter Beispiel für das neue System der Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Beziehungen. Sehen Sie, was ein privates Unternehmen bedeutet! Ist "Gasprom" dann kein privates Unternehmen?

Igor Makarov: Der Anteil des Staates dort beträgt etwa 40%.

Heydar Aliyev: Gibt es bei Ihnen keinen Anteil des Staates?

Igor Makarov: Nein. Unsere Gesellschaft ist hundertprozentig Privatgesellschaft. Wir beabsichtigen, in 2-3 Jahren an der New-Yorker Fondsbörse teilzunehmen. Jahresumsatz bei uns beträgt mehr als 5 Mlrd. USD.

Heydar Aliyev: Ich begrüße Ihre Leistungen, gratuliere Ihnen und wiederhole nochmals, dass ich das alles als Ergebnis der neuen wirtschaftlichen Beziehungen schätze, die sich im Postsowjetraum herausgebildet haben. Ich habe in Moskau gearbeitet, kenne mich im Erdöl- und Erdgasbereich aus. Yamal-Feld wurde Ende 70er Jahre entdeckt und der Ausbeutung übergegeben. Unser Landsmann Herr Orudschov hatte an die Gasindustrie viel Kraft gesetzt. Erinnern Sie sich an ihn?

Igor Makarov: Natürlich erinnere ich mich.

Heydar Aliyev: Übrigens möchte ich sagen, dass es damals kein Ministerium für Gasindustrie gab. Er war erster Stellvertreter des Ministers für Erdölindustrie, ich erinnere mich, dass er mehrmals aktuelle Fragen erhoben hat. Er wandte sich mit Briefen an ZK, er wurde zweimal von Brezhnev aufgenommen. Damals arbeitete ich hier, in Baku. Als ich nach Moskau kam, war er schon verstorben. Aber er besuchte mich früher sehr oft, teilte mir was über seine Vorschläge mit. Er hatte interessante Ideen. Er sprach über die Notwendigkeit des Nordens und Nordpolarmeeres. Dort gibt es auch große Vorräte. Ich erinnere mich an alles. Damals existierte ein einziges System. Es gab das Ministerium für Gasleitungen, Ministerin war die Ex-Sekretärin des Parteikomitees des Tümen-Kreises Scherbina, später wurde sie zu der Stellvertreterin des Vorsitzenden des Ministerrates. Damals war es eine Sensation, dass die Sowjetunion solche starke Gasleitungen verlegte und bereits Europa Gas exportierte. Jetzt ist die Qualität der Arbeit anders. Sie sind eine der größten Gesellschaften in der Welt. Trotz der reichen Vorräte in der Sowjetunion war es unmöglich unter einem sowjetischen System produktiv zu arbeiten. Ich selbst habe lange Jahre meines Lebens dem Dienst in diesem System gewidmet.

Ich bin sehr froh, dass ich nützliche Information über Ihre Gesellschaft erhalten habe. Wenn man mir gesagt hätte, dass es möglich und nötig wäre, sich mit Ihnen zu verständigen und Abkommen über den Gasexport abzuschließen, hätte ich daran gezweifelt. Ich dachte, dass wir selbst Gas fördern, natürlich ist es sehr wenig, es genügt uns selbst nicht. Wir können Gas kaufen, aber man muss dafür bezahlen. Doch wir haben uns verständigt und alles funktionierte sehr gut. Ich habe die Tabellen gesehen, dieses Jahr haben wir 3 Mlrd. m3 Gas egekauft. Für nächstes Jahr sind 4 Mlrd. m3 geplant. Das ist eine große Unterstützung, eine große Hilfe für uns. Sie wissen, dass wir selbst zusammen mit den westlichen Gesellschaften das Gasfeld "Schahdenis" entdeckt haben. Wir arbeiten noch, dort werden wir Gas fördern, dafür brauchen wir Zeit. Jetzt helfen Sie uns, unseren Bedarf zu decken. Deshalb danke ich Ihnen und halte unsere Beziehungen für gegenseitig nützlich, unterstütze die Erweiterung und Entwicklung dieser Beziehungen.

Igor Makarov: Dafür werdenwir uns einsetzen. Wir sind bereit zu investieren. Das ist für uns strategisch sehr wichtig. So werden wir unsere Zusammenarbeit erweitern. Wir können zusammen mit Ihnen an der Verlegung der Gasleitung durch Georgien teilnehmen. Seit 8 Jahren liefern wir Georgien Erdgas. Also wir haben dort gewisse Erfahrung. Wir werden uns freuen, zusammen zu arbeiten und unsere Zusammenarbeit zu entwickeln.

Heydar Aliyev: Was die Erweiterung unserer Erdgaslager betrifft, glaube ich, dass es sehr wichtig für uns ist. Ich nehme an, dass Sie sich mit unseren Leuten verständigen werden. Ich begrüße dieses Anliegen. Diese Erdgaslager sind in den 70er Jahren gebaut. Ich erinnere mich daran, dass wir damals, als ich hier arbeitete, 16 Mlrd. Gas förderten und die ganze Republik mit Gas versorgten. Allmählich haben wir Mangel gefühlt und begonnen, die Lager zu errichten. Kurz und gut, ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.