Aus den Verhandlungen beim Treffen des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar ‎Aliyev mit der Delegation unter der Leitung des NATO-Generalsekretärs Havier Solana - ‎Präsidentenpalast, den 30. September 1998‎

Heydar Aliyev: Herzlich grüße ich die geehrten Gäste! Willkommenin Aserbaidschan!

Herr Generalsekretär, ich äußere meine Zufriedenheit mit dem nochmaligen Treffen mit Ihnen. Zum ersten Mal bin ich vor 4 Jahren, im Mai 1994, im Hauptsitz der NATO in Brüssel eingetroffen und habe das NATO-Programm "Partnerschaft für den Frieden" unterzeichnet. Im Mai 1996 bin ich zum zweiten mal in Brüssel angekommen. Herr Generalsekretär, wir haben uns getroffen und in dieser Zeit habe ich Ihnen das Presentationsdokument über den Beitritt Aserbaidschans zum NATO-Programm "Partnerschaft für den Frieden" vorgestellt. Also wir haben diesem Programm beigetreten und wir arbeiten mit Ihnen zusammen. NATO-Generalsekretär Herr Havier Solana, Sie sind im Februar letzten Jahres zum ersten Mal nach Baku gekommen. Ich erinnere mich an unsere interessanten und bedeutsamen Treffen in Madrid und in New York mit Zufriedenheit. Jetzt besuchen Sie Aserbaidschan nochmals. Ich kann sagen, dass die Beziehungen zwischen der NATO und Aserbaidschan und die Teilnahme Aserbaidschans am Programm "Partnerschaft für den Frieden" im Laufe der vergangenen 4 Jahre gut entwickelt wurden. Wir schätzen es hoch und wollen diese Zusammenarbeit fortsetzen. Ich nehme an, dass wir während Ihres Besuches in Baku die meisten von diesen Fragen ausführlich besprechen können.

Havier Solana: Herr Präsident, ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre freundlichen Worte. Ich erinnere mich an meine dreimaligen Treffen mit dem Staatsoberhaupt von Aserbaidschan letztes Jahr, d.h. 1997 und an Gespräche mit Ihnen immer sehr gern. Die Hauptsache ist es, dass wir uns hier nicht nur für die Auswertung der allgemeinen Aktivität nach dem Programm "Partnerschaft für den Frieden", sondern auch für die Besprechung der anderen Sicherheitsfragen in der ganzen Welt versammelt haben. Meiner Meinung nach, kann man immer von dem Gespräch mit Herrn Aliyev über allen umfangreichlichen Fragen vieles lernen. Ich denke, dass die Fragen am Vorabend des 21. Jahrhunderts noch mehr sind. Weil die Welt sich schnell verändert, alles in der Welt globalisiert wird und dabei die regionalen Initiativen gezeigt werden. Die Konferenz über den Wiederaufbau der historischen Seidenstraße, die vor kurzem auf die Initiative Aserbaidschans in Baku stattgefunden hat, ist ein Beweis dafür. Diese Konferenz ist ein Nachweis einerseits für die Globalisierung, andererseits für die regionale Partnerschaft. Und sie zeigt, dass mehr als 30 Länder, die zu dieser Konferenz zusammengetreten sind, zusammen vorwärtsschreiten wollen. Das ist ein schönes Vorbild für die gegenseitige Partnerschaft für die Stabilität und Sicherheit, die durch wirtschaftliche Zusammenarbeit, Handel und gemeinsame Initiative durchgeführt wird. Ich glaube, dass man die Stabilitäts- und Sicherheitsfragen am Vorabend des kommenden Jahrhunderts ausführlicher erörtern muss.

Natürlich hat das Wort "Stabilität" eine praktische Bedeutung, aber es hat auch andere Eigenschaften, die mit der Wirtschaftsentwicklung, dem Handel und den anderen Fragen zu tun, die im nächsten Jahrhundert unsere Welt noch sicherer und stabiler machen werden. Herr Präsident, ich gratuliere Ihnen zu Ihren Initiativen. Die bilateralen Beziehungen zwischen Aserbaidschan und der NATO entwickeln sich sehr gut und ich bin sehr froh darüber. Wir wünschen, dass Aserbaidschan und die NATO noch engere gegenseitige Aktivitäten durchführen. Ich bin Ihnen dankbar für Ihre herzliche Gastfreundschaft und ich äußere meine große Freude über den Aufenthalt in Baku.

Heydar Aliyev: Ich danke Ihnen, dem NATO-Generalsekretär und teile Ihnen mit, dass ich mit allen Ihren Meinungen einverstanden bin. Tatsächlich ändert sich die Welt Ende dieses Jahrhunderts sehr schnell und wir müssen auf dem Wege ins 21. Jahrhundert noch bessere Gewährleistung der Sicherheit in der Welt erzielen. Für jedes Land, für die ganze Welt brauchen wir Stabilität und Sicherheit. Und es hat für uns, für Aserbaidschan eine besonders große Bedeutung. Ich setze Sie in Kenntnis, dass Aserbaidschan eine günstige geographisch-strategische Lage hat. Ich möchte meinen Wunsch äußern, diese Lage nicht nur für unsere Republik, sondern für all unsere Partnerländer zu verwerten. Ich möchte noch betonen, dass Aserbaidschan eine Menge Probleme hat. Wie es Ihnen schon bekannt ist, ist der armenisch-aserbaidschanische Konflikt noch nicht gelöst. Im Ergebnis dieses Konfliktes wurden 20% aserbaidschanischen Territorien von armenischen Streitkräften besetzt. Aus den besetzten Gebieten sind mehr als ein Mln. Aserbaidschaner, aserbaidschanische Bürger zwanghaft vertrieben worden. Sie leben zurzeit in Zelten, unter sehr schweren Bedingungen. Vor 4 Jahren haben wir den Waffenstillstand erzielt. Es wurde ein Abkommen über Waffenstillstand zwischen Aserbaidschan und Armenien geschlossen. Aber die Frage wurde nicht gelöst. Wir wollen diese Frage auf friedlichem Wege lösen. Die Minsk-Gruppe der OSZE und ihre Ko-Vorsitzenden - Russland, die Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreich sind mit dieser Frage beschäftigt. Wir hoffen, dass die Regelung dieser Frage auf friedlichem Wege erzielt wird. Aber es gibt noch Faktoren in dieser Situation, die uns beunruhigen. Zum Beispiel, trotz des Waffenstillstandsregimes zwischen Aserbaidschan und Armenien hat Russland Armenien illegal schwere Artillerie, Waffen und Rüstungen im Betrage von 1 Mld. USD gegeben. Wir haben dagegen einen Einspruch erhoben. Das hat aber noch keine positiven Ergebnisse gezeigt. Uns beunruhigt noch die Tatsache, dass Russland seine Stützpunkte und Armeetruppen im Territorium Armeniens und auch Armeetruppen im Territorium Georgiens hat. Wir bemühen uns für die Wiederherstellung des Friedens im Kaukaus. Die Kaukasusländer sind unabhängige Staaten. Es gibt keinen Grund und keinen Bedarf, dass ein anderes Land seine Stützpunkte und Armeetruppen in den Territorien Armeniens oder Georgiens stationiert. Ohne Zweifel, die sind die Faktoren, die der Gewährleistung des Friedens in unserer Region, im Kaukasus hindern.

Ich bedanke mich bei Ihnen, beim NATO-Generalsekretär, dass Sie die der Wiederherstellung der Großen Seidenstraße gewidmete internationale Konferenz, die am 7. und 8. September in Baku stattgefunden hatte, hoch geschätzt haben. Tatsächlich öffnen wir die große Seite der Geschichte auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Die Teilnahme der Vertreter von 32 Staaten, neun Präsidenten und 13 Vertretern der internationalen Organisationen an so einer internationalen Konferenz beweist, dass all diese Menschen in einer Richtung denken. Diese Konferenz hat große wirtschaftliche Fragen erörtert. Gleichzeitig sind die gefassten Beschlüsse und Erklärungen in die Gewährleistung der Sicherheit und des Friedens in unserer Region, überhaupt in den Gebieten auf der Großen Seidenstraße gerichtet. Heute Morgen haben noch eine internationale Konferenz und die 10. Tagung der Kaukasusmuslimen seinen Anfang genommen. Ich möchte Sie informieren, dass ich dort teilgenommen habe. Dort nehmen sowohl die Vertreter der Kaukasusstaaten, islamischer Staaten, als auch die der Religionsdienenden teil. Das Hauptziel und die Bedeutung dieser Konferenz sind ebenfalls die Gewährleistung der Sicherheit und des Friedens. Ich will sagen, dass wir bedeutende Aktivitäten in dieser Richtung unternehmen. Trotzdem sind die Hindernisse bei der Gewährleistung des Friedens nicht wenig. Unser Wunsch besteht darin, dass unsere Partnerschaft in die Gewährleistung der Sicherheit überall, besonders in unserer Region gerichtet werden kann. Ich nehme an, dass Ihr Besuch in unserem Gebiet und unsere heutigen Verhandlungen diesem Zweck dienen werden. Und dafür danke ich Ihnen.

Havier Solana: Ich bedanke mich nochmals bei Ihnen und glaube, dass mein Besuch in Baku erfolgreich und zweckmäßig sein wird.