Rede des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev beim offiziellen Empfang zum Deutschen Nationalfeiertag - Tag der Deutschen Einheit, den 3. Oktober 1999

Sehr geehrter Herr Botschafter!

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich gratuliere Ihnen herzlich zum Deutschen Nationalfeiertag – dem 9. Jahrestag der Wiedervereinigung und dem 50. Jahrestag der Bundesrepublik Deutschlands. Ich wünsche dem deutschen Volk Frieden, Ruhe und Wohlbefinden.

Deutschland ist ein Land mit einer sehr alten Geschichte, großen Kultur und Wirtschaft in der ganzen Welt, insbesondere in Europa. Sogar schon zu Beginn des Jahrhunderts machte das deutsche Volk große Fortschritte im wissenschaftlich-technischen Bereich. Jedoch war Deutschland  im 20. Jahrhundert der Urheber der schrecklichen Tragödien. Der deutsche Militarismus spielte im ersten Weltkrieg eine große Rolle , wobei viele europäische Völker Verluste erlitten, einschliesslich der Nationen der ehemaligen Sowjetunion, zu welchen wir im zweiten Weltkrieg gehörten. 

Heute feiert Deutschland den 50. Jahrestag der Bundesrepublik und den 9. Jahrestag der Wiedervereinigung.  Die tragischen Ereignisse der Vergangenheit hinter sich lassend, spielt das Land heute eine aktive Rolle bei der Schaffung einer Welt des Friedens in Europa, und strebt nach der Annäherung der europäischen Völker. 

Nach dem zweiten Weltkrieg begann sowohl  in Europa als auch in der ganzen Welt eine schwierige Zeit. Genau zu dieser Zeit, in 1949, wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. 

Kurz nach dem 2. Weltkrieg begann der „Kalte Krieg“. Das Europa wurde in 2 Teile geteilt und der „kalte Krieg“ wurde stärker geführt.

Deutschland blieb gespaltet. Allerdings nutzte das deutsche Volk in der Bundesrepublik in diesem historischen Zeitraum ihre großen Möglichkeiten um weltweit zu demonstrieren.

Wie hier Herr Botschafter erwähnte, hat die Bundesrepublik Deutschland zusammen mit ihren Partnerländern das zerstörte Deutschland wiederhergestellt, die Wirtschaft weiterentwickelt und das Land zu einem hochentwickelten Staat der Welt gemacht.  Zur gleichen Zeit bereitete die Spaltung des Landes dem deutschen Volk großen Kummer. 

Die Entwicklung des wissenschaftlichen und technischen Fortschrittes in der Bundesrepublik Deutschland und der im Land geführte Friedenspolitik gegenüber Europa und der ganzen Welt, verursachten  in den 80er – Anfang 90er Jahren eine große Veränderung in Europa. Trotz dem glücklichen Leben in der Bundesrepublik herrschte gleichzeitig großer Kummer, denn das Land war geteilt. Der Fall der Berliner Mauer und ein Jahr später die Wiedervereinigung Deutschlands wurden zu einem historischen Ereigniss in Europa und in der ganzen Welt. Zu jener waren die Menschen vielleicht noch nicht in der Lage zu erkennen, welche Wirkung diese Ereignisse auf die Weltpolitik, Europa,  einschliesslich Osteuropa und die ehemalige Sowjetunion, haben.  Allerdings trugen diese zwei Ereignisse – der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlandes - zu dem Zusammenbruch eines solch riesigen Reiches wie der Sowjetunion bei. 

All dies führte zum Ende des „kalten Krieges“, der Europa und die Welt beunruhigte. Die Völker der Sowjetunion wurden frei. Die Sowjetrepubliken wurden unabhängig. Aserbaidschan erreichte endlich seinen Traum – die Staatsunabhängigkeit. Natürlich muss man anerkennen, dass wenn die damaligen Ereignisse in Europa nicht so schnell geschehen wären, die Veränderungen in Osteuropa und der Sowjetunion ebenfalls nicht so schnell eingetreten wären. Der Zusammenbruch der Sowjetunion hätte sich verzögert. Deshalb sind diese historischen Ereignisse für das aserbaidschanische Volk genauso wichtig wie für das deutsche Volk. Aserbaidschan konnte bereits vor 8 Jahren seine Unabhängigkeit erklären und lebt seitdem wie ein freies unanhängiges Land und nimmt einen würdigen Platz in der Weltgemeinschaft ein.  

Wenn wir auf die Vergangenheit zurückblicken, kann man sagen, dass die Aserbaidschaner mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands genauso glücklich sind wie die Deutschen und Europäer.

Damals verstand man die Bedeutung dieser Ereignisse nicht vollständig. Aber mit der Zeit erkennen die Menschen die Wichtigkeit dieser Ereignisse und freuen sich darüber. 

Ich muss betonen, dass die vereinigte Bundesrepublik und Aserbaidschan heute enge Freundschaftsbeziehungen haben. Wir schätzen das sehr und streben die ständige Erweiterung dieser Beziehungen an.

Der weitere Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist für die  Entwicklung unserer politischen Beziehungen notwendig. Wir könne sagen, dass unsere heutigen Wirtschaftsbeziehungen auf einem guten Niveau sind. Herr Botschafter äußerte seine Gedanken dazu und ich bin damit einverstanden. 

Wir wünschen uns aber eine höhere Ebene in den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Aserbaidschan im Bereich der Wirtschaft und in anderen Bereichen.

Aserbaidschan ist ein demokratischer, rechtlicher und säkularer Staat, der einen Bauprozess durchführt. In Aserbaidschan entwickeln sich die Demokratie und die Marktwirtschaft. Das Land hat in diesem Bereich bedeutende Erfolge erzielt.  Unsere Regierung ist an den vielen ausländischen Investitionen im Land interessiert und schafft dafür alle Möglichkeiten.  All dies ist der Grundstein für die weitere Zusammenarbeit zwischen Deutschland  und Aserbaidschan. Ich denke, dass wir – Deutschland und Aserbaidschan - diesen Weg gehen und in der Zukunft große Erfolge erzielen können. 

Mein Treffen mit dem Staats – und Regierungsschef, mit den Geschäftsleuten während meines offiziellen Besuches in der Bundesrepublik im Jahr 1996 überzeugen mich darin, dass unsere Beziehungen im Bereich Wirtschaft und der Kooperationen in anderen Bereichen in Zukunft noch erfolgreicher werden.

Deutschland – ein Land mit dem größten wirtschaftlichen Potenzial in Europa. Größte deutsche Unternehmen funktionieren und investieren in verschiedenen Ländern der Welt. An diesem festlichen Tag lade ich sie nochmals zu einer Zusammenarbeit in Aserbaidchan ein.  

 Ich denke, dass unsere deutschen Freunde sich nicht beleidigt fühlen, wenn folgende Anmerkung mache. Man muss beachten, dass Norwegen, einer der kleinen europäischen Staaten mehr in Aserbaidschan investiert als Deutschland.

Ich bin der Meinung, dass Deutschland sich damit nicht abfinden sollte. Ich will sie zur Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Aserbaidschan anregen. Unser Ziel besteht in der ständigen Entwicklung der Freundschaft und Partnerschaft zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Aserbaidschan.

Ich gratuliere Ihnen nochmals zu diesem Tag und wünsche dem deutschen Volk eine erfolgreiche Zukunft und glückliche Tage.  Ich wünsche der Bundesrepublik Deutschland,  deren Regierung, deren Staat, dass sie ihrem großen Potenzial folgend, auch in der Zukunft in der Friedenspolitik in Europa und der Welt erfolgreich sind.  Frohe Feiertage!

 

Vielen Dank. 

Zeitung "Bakinskiy rabochij", den 3.-5. Oktober 1999