Die Rede des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev an der 49. Tagung der UN-Generalversammlung - New York, den 29. September 1994

Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

Sehr geehrter Herr Generalsekretär!

Meine Damen und Herren!

Vor allem lassen Sie mich Herrn Amar Essi zu seiner Wahl zum Vorsitzenden der 49. Tagung der UN-Generalversammlung gratulieren und ihm bei seiner Tätigkeit viel Erfolg wünschen. Ich möchte auch dem Vorsitzenden der letzten Sitzung Herrn Samuel Ä°nsanelli für seine geleistete Arbeit meine Dankbarkeit ausdrücken.

Beim UNO-Generalsekretär, bei seiner Exzellenz Herrn Butros Ghali bedanke ich mich herzlich für seine unermüdlichen Bemühungen zur Festigung des Friedens und der Sicherheit in der ganzen Welt. Ich bin ihm für seine sorgfältige Behandlung der Probleme unseres jungen Staates, der schwierige Zeiten erlebt hat, besonders dankbar.

Meine Damen und Herren!

Ich trete auf der Tribüne der maßgeblichen internationalen Versammlung vor Ihnen mit Begeisterung und Stolz auf. Zum ersten Mal stellt der Präsident des unabhängigen Aserbaidschans sein Land, das von der Weltgemeinschaft anerkannt und mit gleichen Rechten zu seinem Bestandteil wurde, vor.

Das aserbaidschanische Volk strebte im Laufe der Jahrhunderten zur Freiheit. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gewannen wir unsere nationale Unabhängigkeit. Unsere Republik geht entschlossen den rechtlichen, demokratischen und zivilisierten Weg der Staatsgründung. All dies ist ein komplexer Vorgang, nicht die Arbeit eines Tages, aber wir schreiten konsequent zum vor uns gestellten Ziel und in einer kurzen Zeit ist Vieles gemacht, sind alle Voraussetzungen für die rechtliche Bildung einer demokratischen Gesellschaft geschaffen. Es gibt schon ein Mehrparteiensystem in unserer Republik, der politische Pluralismus, Identität, Rede-, Presse-, Persönlichkeits-, Meinungsfreiheiten, die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und der Schutz der Menschenrechte sind fest etabliert. Unabhängig von der Hautfarbe, Religions- und Sprachenzugehörigkeit verfügen alle Bürger des multinationalen Aserbaidschans über gleiche Rechte. 

Politische Veränderungen haben günstige Bedingungen für die Demokratisierung des Landes und die Durchführung tiefer wirtschaftlichen Reformen, die den Übergang zu marktwirtschaftlichen Beziehungen sichern, geschaffen. Wir propagieren mit allen Mitteln die Entwicklung der freien Unternehmerschaft und private Initiative. Wir benutzen die Erfahrung der fortgeschrittenen Länder der Welt, die große Erfolge in der Bildung einer zivilisierten, blühenden, demokratischen Gesellschaft erreicht haben, und die Welterfahrung, die sich auf weltweite Ressourcen bezieht, und haben angefangen, ein wichtiges Privatisierungsprogramm umzusetzen.

Wir befinden uns in einem wichtigen geo-politischen Gebiet zwischen Europa und Asien, das großes Interesse vieler Länder erweckt, verfügen über viele Naturschätze und ein großes Industriepotenzial, stützen uns auf den entschlossenen Willen und auf das Vertrauen des aserbaidschanischen Volkes und führen eine strategische Politik, die auf die Festigung unserer Demokratie und auf die Umsetzung der marktwirtschaftlichen Reformen gerichtet ist. Heute erkläre ich entschlossen von dieser hohen Tribüne, dass niemand das aserbaidschanische Volk zwingen kann, von diesem Weg zurückzutreten und es erwartet mit Optimismus die Zukunft.

Unser Optimismus ist mit den weltweiten historischen Prozessen, auch mit ernsthaften Veränderungen im System der internationalen Beziehungen verbunden. Zweifellos wird die gleichberechtigte Weltregel, die auf dem Weg der Veränderungen militärischer Handlungen und der ideologischer Konfrontation ist, die Grundlage des Systems der internationalen Beziehungen künftig darstellen. Die Partnerschaft, stabiler Frieden und die Sicherheit für alle gemäß dem internationalen Recht, Prinzipien und Bestimmungen der UNO-Charte werden zu fundamentalen Prinzipien der neuen Weltregel. Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels, der aus der feindlichen Welt, die sich auf die Gewalt stützt, in den Zeitraum der Zusammenarbeit und der Entwicklung führt und wir sind bereit diesen Weg Hand in Hand mit allen Ländern und Völkern der Welt zusammen zu gehen.

Aber die Bedrohungen gegen die Menschheit sind noch nicht völlig beseitigt. Es gibt immer noch die alten Klischees, eine Reihe von Problemen, vor allem die Probleme im Bereich der Abrüstung, der Massenvernichtungswaffen, die während der zehn Jahre dauernden Konfrontation nicht gelöst wurden. Auch die Beziehungen der einzelnen Staaten mit unterschiedlichen Wirtschaftsmöglichkeiten sind nach wie vor wieder in die Last der Vergangenheit geraten. Die Zeit unterzieht uns im Zusammenhang mit ökologischen Gefahren, Bevölkerungs- und Entwicklungsproblemen immer neuen Prüfungen.

Ungezügelter Nationalismus und Separatismus, die zu Realitäten der Verletzung von Regeln der alten Welt wurden, verursachten die Konflikte, die den Kaukasus, die Halbinsel Balkan, andere Teile der Welt mit Feuer, Flammen und Blut einhüllten. Diese Konflikte sind nicht nur ein Hindernis für die Entwicklung unabhängiger Staaten, die unmittelbare Bedrohung gegen das Vorliegen noch nicht genug demokratischer Gesellschaften, sondern auch die Bedrohung gegen den Frieden und die Sicherheit in der ganzen Welt.

Daher fällt eine besondere Verantwortung auf die angesehenen internationalen Organisationen und die großen Länder der Welt mit militärischen Handlungen. Sie sollen ihren politischen Einfluss, ihre wirtschaftlichen, finanziellen und militärischen Möglichkeiten nutzen und für die Lösung von Konflikten, für die Festigung des Friedens, der Stabilität und der Sicherheit in allen Teilen der Welt ihr Potenzial noch aktiver einsetzen .

Die Vereinten Nationen, die nächstes Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiern, der Sicherheitsrat, der über eine Erfahrung bei der Bewältigung einer Reihe von Konflikten und Krisensituationen verfügt, spielt bei der Errichtung einer neuen Weltordnung zweifellos eine führende Rolle. Allerdings stehen noch Schwierigkeiten vor dem Sicherheitsrat: in neuen Situationen seine wirksame Tätigkeit in der Weltgemeinschaft zu beweisen. Heute soll der Sicherheitsrat sichere Ausführung seiner Beschlüsse mehr denn je mit Beharrlichkeit erreichen. Wir hoffen, dass der Ausbau der Zusammensetzung des Rates seine Stärkung fördern wird.

Wir legen großen Wert auf die Rolle der Generalversammlung. Diese Rolle sehen wir in erster Linie darin, dass beim Treffen von Entscheidungen, die sich auf gegenseitige Kompromisse und das Gleichgewicht der Interessen stützen, die engste gegenseitige Tätigkeit der Staaten gewährleistet werden soll.

Bei den heutigen Bedingungen nimmt auch die Bedeutung des effizienten Einsatzes der Vollmächte des UN-Generalsekretärs, sowie der Hilfe, die die Verantwortung tragenden Mitgliedsstaaten zusammen mit dem Generalsekretär bei der Festigung des internationalen Friedens und der Sicherheit leisten, zu.

Im Allgemeinen schätzt die Republik Aserbaidschan die Aussichten der Vereinten Nationen für die Zukunft mit Optimismus ein und ist auch weiter entschlossen, die hohen Grundsätze der Vereinten Nationen zu schützen, die Erhöhung der Effizienz des Organisationseinflusses zu erreichen.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wenn für die meisten von Ihnen, Begriffe wie "Krieg", "bewaffneter Konflikt" etc. zum Glück Geschichte ist, ist diese brutale Realität blutiger Alltag für mein Volk.

Seit sechs Jahren hüllt die Flamme des Krieges das Territorium Aserbaidschans ein. Die Republik Armenien setzt unter der Ausrede der Umsetzung des Rechtes auf die Selbstbestimmung der in der aserbaidschanischen Region Berg-Karabach lebenden armenischen Volksgruppe ihre Pläne in der Annexion der Gebietsteile unseres Staates, die gewaltsame Änderung der Staatsgrenzen Aserbaidschans und die Vertreibung der aserbaidschanischen Bevölkerung von ihren Heimatorten offensichtlich um.

Unbegründet willkürliche Erklärung der Unabhängigkeit durch eine ethnische Gemeinschaft und das Recht dem Bestand eines anderen Staates beizutreten, wird als Recht auf Selbstbestimmung der Völker interpretiert. So eine Interpretation des Rechts auf Selbstbestimmung bildet einen scharfen Widerspruch mit den Prinzipien der staatlichen Souveränität und der territorialen Integrität. Jeder solche Versuch führt zu brutalen Konflikten. Wir sind deren Zeuge in unserer Region und anderen Teilen unseres Planeten.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Herr Butros Ghali äußerte auch seine Besorgnis im Zusammenhang mit diesem Problem. "Wenn jede ethnische, religiöse oder sprachliche Gruppe die Staatlichkeit fordern wird, dann wird die Teilung keine Grenze haben und es wird schwerer, Frieden, Sicherheit und wirtschaftlichen Wohlstand zu erreichen."

Ich teile die Meinung hoch verehrten Butros Ghalis völlig, dass man nicht zulassen soll, dass "die Selbstbestimmung der Völker im Rahmen des internationalem Systems und gleichzeitig solche wertvollen und wichtigen Themen, wie die Souveränität, die territoriale Integrität und die Unabhängigkeit der Staaten mit einander im Widerspruch stehen".

Ich möchte Sie kurz mit der realen Situation vertraut machen, da ich weiß, dass die Weltgemeinschaft über die Ereignisse in der Region nicht ausreichend und in einigen Fällen einseitig informiert ist. Die Republik Armenien bildete eine Gruppierung von Truppen im Gebiet der aserbaidschanischen Region Berg-Karabach und führte gegen unsere Republik aktive Kampfhandlungen durch. Nach der Besetzung der Städte Schuscha und Latschin ging die Annexion vom Berg-Karabach zu Ende und wurden etwa 50.000 im Berg-Karabach lebende Aserbaidschaner vertrieben. Dadurch, dass armenische Streitkräfte die Aufmarschbasis Berg-Karabachs benutzten, besetzten sie danach im Laufe des Angriffes sechs weitere aserbaidschanische Rayons - den Rayon, wie Latschin, der außerhalb der Grenzen des ehemaligen autonomen Berg-Karabach Gebiets liegt und die Rayons Kalbadschar, Agdam, Fizuli, Dschabrail und Gubadly, deren Fläche vier Mal größer ist als die Fläche des ehemaligen autonomen Gebiets.

Als Folge der Aggression ist mehr als 20 Prozent des Territoriums Aserbaidschan durch die Streitkräfte der Republik Armenien besetzt. Ich muss Ihnen mitteilen, welche schrecklichen Verluste die aserbaidschanische Seite hat: mehr als 20.000 Menschen sind ums Leben gekommen, etwa 100.000 Menschen sind verletzt und behindert, 6.000 Menschen gerieten in Gefangenschaft, mehr als eine Million Aserbaidschaner, was etwa 15 Prozent der Landesbevölkerung beträgt, wurden zu Flüchtlingen und leben in Zelten. Sie bleiben obdachlos in ihrer Heimat, leiden unter der Sommerhitze, der Winterkälte und den Epidemien und benötigen selbst die wichtigsten Dinge. In den besetzten Gebieten Aserbaidschans sind 700 Städte und Dörfer zerstört. In diesen Städten und Dörfern sind fast alle Häuser, Schulen, Krankenhäuser niedergebrannt und ausgeplündert und die alten Kulturdenkmäler zerstört.

Meiner Meinung nach gibt es keine Notwendigkeit zu beweisen, dass wir in diesem Fall nicht mit der "Umsetzung des Rechtes auf Selbstbestimmung", sondern mit der groben Verletzung des internationalen Rechts, mit der Aggression gegen die Souveränität, territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit eines UN-Mitgliedsstaates zusammengestoßen sind.

Der Krieg treibt mein Volk in eine unerträgliche Situation, führt zu sozialen Spannungen, beeinträchtigt die Umsetzung wirtschaftlicher und politischer Reformen, die auf die Demokratisierung der aserbaidschanischen Gesellschaft gerichtet sind.

Infolge des Krieges wurden dem aserbaidschanischen Volk sehr große materielle Verluste in der Höhe von Milliarden amerikanischen Dollars zugefügt. Moralische Schäden, die den Menschenschicksalen zugefügt wurden, Leid und Qual des Volkes sind mit nichts zu messen.

Heute fließt Blut nicht nur in Aserbaidschan, sondern auch an anderen Konfliktherden der Welt. Die Völker sollen tragischen Ereignissen in den Kriegsorten nicht gleichgültig bleiben. Man soll alles mit gemeinsamen Anstrengungen tun, um die Stärkung der bewaffneten Konflikte nicht zuzulassen und ihre gerechte und strikte Lösung zu erreichen.

Meine Damen und Herren!

In vergangenen zwei Jahren wurden 4 Resolutionen des Sicherheitsrates und 6 Erklärungen des Vorsitzenden vom Sicherheitsrat im Zusammenhang mit der Besetzung des aserbaidschanischen Territoriums durch armenische Streitkräfte angenommen.

In allen Resolutionen bestätigt der Sicherheitsrat die Souveränität und die territoriale Integrität der Republik Aserbaidschan, unterstreicht die Unzulässigkeit des Gewaltseinsatzes zur Besetzung eines Territoriums, fordert den sofortigen, vollständigen und bedingungslosen Abzug aller Besatzungstruppen aus allen besetzten Gebieten Aserbaidschans, die Rückkehr der Flüchtlinge zu ihren ständigen Wohnorten unwiderruflich.

Aber die Republik Armenien ignoriert immer noch all diese Entscheidungen kategorisch. Darüber hinaus erhöht Armenien weiterhin die Zahl seiner Truppen auf besetzten aserbaidschanischen Gebieten.

Auf der anderen Seite hat auch der Sicherheitsrat den Mechanismus von verabschiedeten Resolutionen nicht eingesetzt. So eine Frage erhebt sich: wie konsistent und strikt der Sicherheitsrat ist, wie der Einsatzgrad seiner Vollmächte in jedem konkreten Fall festgelegt wird?

Der Nichtvollzug der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates ist gegen die UNO und kann das Vertrauen auf die Fähigkeit der Erfüllung seiner grundlegenden Aufgaben, wie die Bewahrung des internationalen Friedens und der Sicherheit verlieren.

Gesammelte Erfahrungen bei der Lösung regionaler Konflikte zeigen, dass die Bemühungen im Bereich der Umsetzung der Beschlüsse nur durch die Stärkung getroffenen Maßnahmen, die in der UN-Charta berücksichtigt sind, Erfolg bringen.

Wirksame Maßnahmen gegen den Staat, der die internationalen Rechtsnormen grob verletzt, sind die Pflicht einer sehr angesehenen internationalen Organisation vor der Weltgemeinschaft.

Bei geleisteten Bemühungen zur Lösung des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes setzen wir Hoffnung auf solche angesehene Organisation wie die OSZE. Auch die von der OSZE für die Lösung des armenisch-aserbaidschanischen Konfliktes gebildete Minsk-Gruppe stützt sich auf die Befreiung aller besetzten Gebiete, auf völligen Abzug der Besatzungstruppen aus allen besetzten Gebieten Aserbaidschans und auf die Notwendigkeit der Achtung seiner Souveränität, territorialer Integrität und der international anerkannten Grenzen.

Doch wegen dem Fehlen einer Reihe von Mechanismen der OSZE brachten leider ihre zahlreichen Vermittlungsbemühungen bisher keine nennenswerten konkreten Ergebnisse. Heute haben wir nur ein positives Ergebnis erzielt: Infolge großer Anstrengungen der Russischen Föderation und der Minsk-Gruppe der OSZE und der aktiven Vermittlungsmission wurde den Waffenstillstand in der Konfliktzone erreicht.

Seit mehr als vier Monaten sind die Waffen nicht zu hören und es fließt kein Blut. Wir schätzen das alles sehr hoch. Aber in jedem Fall bleibt die Situation sehr schwierig und der Waffenstillstand ist extrem fragil.

Armenien bringt solche unbegründete Bedingungen zum Austausch eines Teiles der besetzten aserbaidschanischen Gebiete mit dem Status der Unabhängigkeit der Region Berg-Karabach vor. Armenien fordert, dass in dieser Region Aserbaidschans seine Streitkräfte bleiben und die aserbaidschanische Stadt Schuscha und der Rayon Latchin unter seiner Kontrolle stehen, was in der Tat die Stärkung der Annexion unseres Territoriums bedeutet.

Armenien schließt die Wiederherstellung der im Berg-Karabach herrschenden demographischen Situation vor dem Beginn des Konfliktes, den Rückruf der aserbaidschanischen Bevölkerung dorthin, sowie Zurückgabe der aserbaidschanischen Kultur an eine der ältesten Zentren Schuscha aus.

Ohne die Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zu erfüllen, schlägt Armenien unter diesen Bedingungen die Stationierung der internationalen Vermittlungstruppen entlang die Grenze der aserbaidschanischen Region vom Berg-Karabach vor, versucht sie zur Geisel seiner annexionistischen Politik zu machen.

Die Position der Republik Aserbaidschan war immer konstruktiv und hatte einen friedlichen Charakter. Trotz aller uns zugefügten Schäden bieten wir der armenischen Seite den Frieden auf der Grundlage des Völkerrechts, der Gerechtigkeit und des Humanismus an. Wir sind bereit die Sicherheit der Armenier Berg-Karabachs zu gewährleisten. Wir unterstützen die Wiederherstellung der Kommunikationen in der Region, sowie der Wiederherstellung des normalen Funktionierens des humanitären Korridors zwischen dem Berg-Karabach und der Republik Armenien durch gegenseitige Unterstützung. Falls es erforderlich wird, sind wir mit der Stationierung der friedlichen internationalen Streitkräfte in der Konfliktzone einverstanden. Wir sind auch bereit, den Status vom Berg-Karabach als einen Teil Aserbaidschans zu erörtern.

Aber es gibt für uns auch unerschütterliche Normen und Prinzipien. Das sind die Souveränität und territoriale Integrität Aserbaidschans, die Befreiung aller besetzten Gebiete, die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatorte, sowie die Rückkehr von 50.000 aserbaidschanischen Flüchtlingen nach Berg-Karabach - in ihre Heimat.

Die Republik Aserbaidschan unterstützt die Lösung des Konfliktes auf friedlichem, politischem Weg und glaubt, dass nur die Erfüllung der Resolutionen des Sicherheitsrates die Herstellung des dauerhaften Friedens und der Sicherheit aller Menschen in der Region ermöglicht.

Darüber hinaus setzen wir Hoffnung auf die Hilfe der Weltgemeinschaft bei der Sicherung der Umsetzung der vereinbarten Friedensbeschlüsse unter der Bedingung, dass die Friedenskräfte gemäß internationalen Normen über das genaue Mandat verfügen.

Wir schätzen die Vereinbarung über die Feuereinstellung sehr hoch und verstehen, dass sie noch keinen Frieden bedeutet, aber der Waffenstillstand schafft notwendige Bedingungen für die baldige Errichtung des Friedens. Wir haben wiederholt geäußert, dass wir in der Lage sind, bis zur Erreichung eines Friedensabkommens und bis zum völligen Schluss bewaffneter Konflikte den Waffenstillstand einzuhalten. Heute erkläre ich das nochmals von der hohen Tribüne der Vereinten Nationen.

Wir verteidigen die friedliche Tätigkeit der Minsk-Gruppe der OSZE und der Russischen Föderation, unterstützen die Vereinigung ihrer Bemühungen und treten gegen jede Konkurrenz bei der Lösung des Konfliktes auf. Solche Konkurrenz kann die Errichtung des Friedens, derer aserbaidschanische und armenische Völker gleichermaßen bedürfen, nur erschweren.

Unsere Anforderungen über die völlige Befreiung der besetzten aserbaidschanischen Gebiete sind rechtmäßig und stehen in vollem Einklang mit den Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates. Jeder Annexionsversuch ist unzulässig für uns, und widerspricht den Normen des Völkerrechts.

Als Ergebnis der Verwicklung Aserbaidschans in den Krieg geriet unsere Republik in eine sehr harte humanitäre Situation. In einem Land mit sieben Millionen Einwohnern ist jeder siebte Mensch Flüchtling ohne Haus, Arbeit, Geld zum Leben. Flüchtlinge und Verschleppte leiden unter der unvergleichlichen Deprivation und leben in Zeltlagern. Die brutalen winterlichen Bedingungen, unzureichende Ernährung, Mangel an Medikamenten erhöhen unter der ärmsten Bevölkerungsgruppe die Gefahr von Epidemien und Hungersnot. Die Behebung der extremen Situation im Zusammenhang mit Flüchtlingen ist zu einer der wichtigsten Hauptsorgen von Aserbaidschan geworden.

Auf dringenden Notruf unserer Republik antworteten internationale Organisationen sowie eine Reihe von Staaten und wir bedanken uns ganz herzlich bei den Regierungen von Schweden, Großbritannien, Deutschland, Japan, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, die die größten Geber der UNO-Programme bei der Bereitstellung der humanitärer Hilfe für Aserbaidschan sind.

Wir sind auch den Regierungen der Türkei, des Iran, von Saudi-Arabien und anderer Länder, die für Aserbaidschan große humanitäre Hilfe leisteten, dankbar.

Wir sind auch der Verwaltung des Hochkommissars für Flüchtlinge der Vereinten Nationen, die eine wichtige Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene leistete, dem internationalen Komitee vom Roten Kreuz, United Nations Children's Fund, der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ sowie einer Reihe von Nichtregierungsorganisationen dankbar.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die wegen der geographischen Lage unseres Landes, die östliche und westliche Zivilisation als eine Einheit verbindet, der sozial-politischen Orientierung und von historisch-kulturellen Traditionen ausgehenden Besonderheiten haben einen signifikanten Einfluss auf die Rolle meiner Republik im System internationaler Beziehungen.

Wir erweitern unsere Zusammenarbeit mit der Weltgemeinschaft Schritt für Schritt, indem wir unsere Besonderheiten einsehen und die durch die Veränderungen vorgebrachten Anforderungen berücksichtigen.

Seit der Anerkennung der Republik Aserbaidschan auf internationaler Ebene haben wir zu den meisten Ländern gleichberechtigte, ausgewogene Beziehungen ausgebaut und sind einer Reihe von internationalen und regionalen Organisationen beigetreten. Außerdem wurden ernsthafte Bemühungen für die Entwicklung internationaler Beziehungen, für die Wiederherstellung der infolge bestimmter Gründe verlorenen Beziehungen gezeigt.

Wir legen einen besonderen Wert auf historische, geographische, wirtschaftliche und humanitäre Beziehungen mit den auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR gegründeten unabhängigen Staaten. Wir unterstützen die Entwicklung der gleichberechtigten Zusammenarbeit diesen Ländern und insbesondere mit Russland entweder auf der Grundlage der bilateralen Beziehungen, oder im Rahmen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.

Freundschaftliche Beziehungen Aserbaidschans mit den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, Frankreich, China entwickeln sich erfolgreich. Mit Ländern unserer Region und naher Regionen wie die Türkei, der Iran, Saudi-Arabien, Ägypten, Pakistan verbinden uns enge, freundliche Nachbarschaftsbeziehungen. Mit diesen Ländern arbeiten wir auch eng im Rahmen der Organisation der Islamischen Konferenz zusammen.

Der Beitritt Aserbaidschans zum NATO-Programm "Partnerschaft für den Frieden" im Mai dieses Jahres wurde zu einem wichtigen Ereignis im politischen Leben unseres Landes. Uns zieht in diesem Programm die Zusammenarbeit für unser gemeinsames Sicherheitsinteresse und gegenseitige Tätigkeit hinein. Ich begrüße den Beitritt der ehemaligen Mitglieder des Warschauer Vertrages zu diesem Programm. Das erweckt Hoffnung im ganz eurasischen Kontinent, dass ihn in Zukunft die Zusammenarbeit unter Friedensbedingungen erwartet und diese Zusammenarbeit die Sicherheit, den Fortschritt und die Entwicklung aller Nationen gewährleisten wird und auf immer die Gründung neuer Militärblöcke beseitigen wird. Wir hoffen, dass unsere Beteiligung am NATO-Programm die Rolle unseres Landes bei der Erstellung des neuen Sicherheitshauses in Europa erhöhen wird.

In diesem Jahr wurde der Republik Aserbaidschan der Status eines Beobachters in der Bewegung der blockfreien Staaten gegeben, was uns große Chancen für die Regelung der bilateralen Beziehungen in verschiedenen Bereichen und für die Annäherung unserer Positionen mit den Mitgliedsländern dieser Bewegung bietet.

Die vollberechtigte Mitgliedschaft des jungen aserbaidschanischen Staates bei den Vereinten Nationen seit Januar 1992 wurde zu einer wichtigen Etappe im Prozess seiner Entstehung. Seitdem steigt der Umfang unserer Zusammenarbeit mit vielen internationalen Organisationen einschließlich der Vereinten Nationen. Unsere gegenseitige Tätigkeit mit dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ist für uns besonders wertvoll. Als Folge der praktischen Arbeit von Experten dieser weltweit größten Finanzinstitute wurden spezielle Projekte eingerichtet, die für die sozial-wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes von großer Bedeutung sind.

Wir hoffen, dass es für eine effektive Zusammenarbeit mit internationalen Finanzinstitutionen große Möglichkeiten gibt. Wir verstehen die Besorgnis und Unruhe der Leitung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank im Zusammenhang mit dem tatsächlichen Kriegszustand, in den die Republik Aserbaidschan geriet. Aber zur gleichen Zeit gewährte der Internationale Währungsfonds Armenien, das mit uns im Krieg ist, einen Stabilisierungskredit. Also wir glauben, dass die Gerechtigkeit in dieser Frage zumindest symmetrische Behandlung erfordert.

Wir erwarten vieles vom UN-Umwelt-Programm bei der Entwicklung der Marktwirtschaftsinfrastruktur, beim des Vorangehen des Landes auf die moderne Verwaltungsebene, bei der technischen Unterstützung die nationalen Programme für den Einsatz moderner Technologien vorzubereiten.

Wir legen großen Wert auf die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit, und ich möchte Ihnen mit großer Freude sagen, dass die Republik Aserbaidschan am 20. September einen 30-jährigen Vertrag mit dem Konsortium einer Reihe von großen Unternehmen der Welt im Bereich der gemeinsamen Nutzung der Erdölvorkommen im aserbaidschanischen Sektor des Kaspischen Meeres unterzeichnet hat. Das ist das Ergebnis der lange dauernden schwierigen Verhandlungen.

Diese große Wirtschaftsveranstaltung ist ein Nachweis unserer offenen Politik für die Welt, der Politik der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und der Heranziehung von ausländischen Investitionen.

Die Unterzeichnung solch eines Vertrages wird der Vertiefung der Zusammenarbeit, der Annäherung der an seiner Umsetzung teilnehmenden Völker und Länder wie Aserbaidschan, die USA, Russland, das Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland, die Türkei, Norwegen, Saudi-Arabien und derer Völker helfen. Ich möchte noch einmal erklären, dass die Republik Aserbaidschan mit der Weltgemeinschaft eine Richtung zur vollberechtigten Integration eingeschlagen hat und über alle Möglichkeiten dafür verfügt. Daher stützt sich unsere Politik auf den Frieden und für seine Erreichung setzen wir große Hoffnungen auf die Vereinten Nationen.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Als das aserbaidschanische Volk mich zum Präsidenten seines jungen unabhängigen Staates wählte, hatte es großes Vertrauen auf mich und heute habe ich die Ehre Ihnen seine besten Wünsche auszurichten.

Ich verlasse diese hohe Tribüne der UN-Generalversammlung mit der Hoffnung, dass Sie die Stimme meines Volkes hören werden und die Stimme meines Volkes den Weg in Ihre Herzen finden wird.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Die Zeitung "Aserbaidschan" vom 30. September 1994.