Aus dem Gespräch zwischen dem Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev und dem Direktor der Weltbank für Aserbaidschan, Georgien und Armenien Judi O`Konnor - Präsidialpalast, den 8. Juli 2000

Heydar Aliyev: Herzlich willkommen in Aserbaidschan! Wir finden unsere Beziehungen mit der Weltbank sehr wichtig. Unsere Zusammenarbeit ist für Aserbaidschan von Vorteil. Wir werden diese Zusammenarbeit selbstverständlich gerne weiter entwickeln. Deswegen messe ich Ihrem Besuch große Bedeutung bei.

Herr Ministerpräsident hat mir mitgeteilt, dass Sie sich schon ein paar Mal mit den Ministern und anderen Personen getroffen haben. Könnten Sie vielleicht mir darüber kurz erzählen?

Judi O`Konnor: Ja, ich kann natürlich Ihnen erzählen. Vor allem gestatten Sie bitte, schöne Grüße des Präsidenten der Weltbank Herrn Wulfensons Ihnen zu übermitteln und meine Freude über meinen nächsten Besuch in Aserbaidschan zu äußern. Uns ist natürlich sehr angenehm, Ihre Meinung über die Tragweite der Erweiterung der Beziehungen und Zusammenarbeit zwischen Aserbaidschan und der Weltbank zu hören. Als Mitglied der Weltbank und als einer der Besitzer der Internationalen Finanzorganisation ist Aserbaidschan berechtigt, von besten Expertisen, Ratschlägen und Empfehlungen, die der Weltbank zur Verfügung stehen, zu profitieren. Aserbaidschan hat das verdient.

Bevor wir anfangen, die Fragen zu unserer Zusammenarbeit zu besprechen, möchte ich Sie im Namen der Weltbank zu dem Beitritt Aserbaidschans zum Europarat beglückwünschen.

Heydar Aliyev: Vielen Dank!

Judi O`Konnor: Ich gehe davon aus, dass es noch ein Zeichen für die Bestätigung der Handhabung einer bedeutenden geographischen Lage durch Aserbaidschan ist. Aserbaidschan ist ein wichtiges Land, das sich zwischen dem Westen und Osten befindet.

Ich möchte Sie noch zu dem Anlass beglückwünschen, dass die berühmte Agentur für Feststellung von Zinsen Internationaler Kredite "Pitch" Aserbaidschan mit einer Note "B+" bewertet hat. Das ist die höchste Leistung unter den GUS-Staaten einschließlich Russlands. Daraus folgt, dass Aserbaidschan wegen seiner ökonomischen Angaben zur Erhaltung eines Kredits mehr als andere Länder taugt.

Heydar Aliyev: Nochmals vielen Dank! Ich wusste darüber eigentlich nicht. Das ist ja eine sehr gute Nachricht.

Juci O`Konnor: Ich bin auch der Meinung, dass es eine sehr gute Nachricht ist. Das ist noch ein Zeichen dafür, dass die in Aserbaidschan durchgeführten Reformen bezüglich der Makroökonomie, Feststellung des Währungskurses und Durchführung der Geldpolitik sehr hoch zu schätzen sind. Die größte Bedeutung besteht darin, dass die Ihnen übergegebene Befugnis, den Zins des erhaltenen Kredits festzustellen, eine gute Anweisung für internationale Geschäftsleute und Finanzorganisationen sowie ausländische Investoren ist, Aserbaidschan zu investieren.

Heydar Aliyev: Sehr gut. Ist das unsere Leistung oder das Ergebnis der gemeinsamen Politik von uns und Ihnen?

Judi O`Konnor: Sie haben vollkommen Recht. Die Agentur für Feststellung von Zinsen Internationaler Kredite "Pitch" weist auch in ihrem Bericht darauf hin, dass das höchste Lob für alle durch Aserbaidschan erzielten Leistungen auf Sie selbst zurückzuführen ist. Gleichzeitig wird die Frage der Erfüllung von Empfehlungen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds betont. Zum Glück oder aus Zufall, werden unsere Namen auch erwähnt und meine Verdienste sowie die Verdienste meiner Vorläufer genannt. Ich bestätige, dass ich diese Beurteilung akzeptiere.

Heydar Aliyev: Herzlichen Glückwunsch!

Judi O`Konnor: Vielen Dank! Die Öleinkommen Aserbaidschans waren in den letzen Jahren mehr als erwartet. Eben deswegen sind in dem erwähnten Bericht auch auf mögliche Sorgen wegen der unerwartet überstiegenen Einkommen hingewiesen worden. Ich bin mir sicher, dass Sie und Ihre Kollegen an die zukünftige Vorbeugung solcher Gefahren denken.

Heydar Aliyev: Möge es nicht heruntergehen! Der Ölpreis ist jetzt gestiegen. Wir wollen das für ewig. Aber einige Länder wollen so einen hohen Ölpreis nicht. Was sich um Sorgen handelt, machen Sie sich keine Sorgen. Wir verstehen unsere Verantwortung sehr gut. Ich muss auf jeden Fall sagen, dass bisher kein Cent von unseren Öleinkommen ausgegeben worden ist.

Judi O`Konnor: Zuletzt möchte ich sagen, dass Ihre jüngsten unmittelbaren Kontakte mit Ihrem armenischen Kollegen Herrn Kotscharjan uns sehr begeistern. Ich fühle mich verpflichtet, dies zu sagen. Hoffentlich wird die friedliche Lösung des langjährigen Bergkarabach-Konflikts erreicht werden.

Heydar Aliyev: Wir bemühen uns.

Judi O`Konnor: Ich möchte Ihnen noch mitteilen, dass in Genf auf Einladung der Vorsitzenden der Minsk-Gruppe der OSZE ein Treffen der Förderer stattgefunden hat, an dem die internationalen Finanzorganisationen, die Weltbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die UNO und andere Organisationen teilgenommen haben. Das Hauptthema des Treffens war unser zukünftiger Beitrag zu der Bewältigung und dem Wiederaufbau der Ruinen sowie zu der Besiedlung in den befreiten Regionen nach der Konfliktlösung.

Zu Ihrer Information möchte ich mitteilen, dass die Weltbank an diesen Prozessen hautnah teilnimmt. Wir warten auf eine Einladung von den aserbaidschanischen und armenischen Regierungen sowie von den Mitvorsitzenden der Minsk-Gruppe zur Einsetzung unserer Mission hier, um zukünftige Wiederaufbau-Angelegenheiten zu messen und die Bedürfnisse festzustellen. Hoffentlich werden wir auch daran beteiligt sein.

Herr Präsident, mein heutiger Besuch hat zudem eine administrative Ursache. Bei den Treffen mit Ihnen und den Vertretern der Regierung teile ich mit Ihnen eine bedauerliche Nachricht. Es geht darum, dass Tewfig Jarpak, der drei Jahre lang in Ihrem Land als Repräsentative der Weltbank und übrigens noch früher als Repräsentative des Internationalen Währungsfonds gearbeitet hat, seine Mission schon zu Ende führt. Am Montag verlässt er Ihr Land. Danach wird er Repräsentativer der Weltbank zu Georgien sein.

Heydar Aliyev: Mir ist auch schade. Ich bin Herrn Jarpak dankbar für seine Verdienste, die er während seiner fünfjährigen Tätigkeit hier erworben hat.

Es liegt an Ihnen, dass er weggeht. Wäre es von uns abhängig, würden wir ihn hier halten. Falls Sie schon diese Entscheidung getroffen haben, bleibt uns nichts mehr aus, als uns der zu unterwerfen. Noch eine Sache. Ich weiß nicht, was Sie von Ihrer Zusammenarbeit mit Georgien halten. Auf jeden Fall hat Tewfig Jarpak im Laufe von fünf Jahren eine solide Erfahrung gesammelt. Ich glaube, Sie schicken ihn nach Georgien, damit er diese Erfahrung dort anwendet. Aserbaidschan und Georgien sind gute Freunde. Ab und zu ist auch folgendes der Fall: ein Freund teilt das, was ihm gehört, mit anderem. Wir nehmen diesen Fall so wahr.

Judi O`Konnor: Herr Präsident, ich danke Ihnen!

Tewfig Jarpak: Herr Präsident, ich darf mich auch bei Ihnen bedanken. Die letzten fünf Jahre waren die fröhlichsten Jahre in meiner professionellen Finanzier-Karriere. Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Hilfe in dieser Periode!

Heydar Aliyev: Danke! Vielen Dank für Ihren Bericht! Vor allem aber möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie Grüße von dem Präsidenten der Weltbank Herrn Wulfensons übermittelt haben. Ich bitte Sie, auch meine herzlichen Grüße und besten Wünsche Herrn Wulfenson zu übermitteln.

Ich habe mich mit ihm ca. vor einem Jahr in Antalien getroffen. Damals habe ich mich dort nach meiner medizinischen Operation in den USA erholt. Sein Besuch in Aserbaidschan war aber geplant worden. Er ist vor seiner Reise nach Aserbaidschan nach Antalien gekommen. Nachdem wir uns dort ausführlich unterhalten hatten, ist er nach Baku gekommen. Ich kann diesen Dienst von ihm nie vergessen. Ich bitte Sie sehr, ihm meine großartige Ehre auszurichten. Ich freue mich darüber, dass Ihre Kreditagentur "Pitch" uns sowie unsere Zusammenarbeit mit Ihnen hoch bewertet hat, und danke Ihnen dafür. Also, wir müssen auch Erfolge erzielt und somit für unsere Erfolge hohe Bewertung bekommen haben, unabhängig davon, wie zufrieden wir mit unserem Engagement sind und wie oft wir von unseren Fehlern reden.

Sie wissen sicherlich, dass Aserbaidschan unter den GUS-Ländern in schwerster Lage ist, weil 20 Prozent unseres Hoheitsgebiets von den Streitkräften Armeniens okkupiert worden sind. Unsere mehr als eine Million Landsmänner, Aserbaidschaner sind von den okkupierten Gebieten zwangsläufig vertrieben worden und heute wohnen sie in Zelten. Die Mehrheit ist Arbeitslose. Internationale humanitäre Organisationen haben leider in letzter Zeit die Hilfe für sie verringert. Trotzdem führen wir Reformen durch, setzen Prinzipien der Marktwirtschaft um, daher entwickelt sich unsere Wirtschaft und wir haben, wie gesagt, den ersten Platz unter den GUS-Ländern besetzt.

Wir dürfen uns natürlich damit nicht aufspielen. Es muss einfach ein Anstoß dafür sein, dass wir von nun an noch besser arbeiten. Wir schätzen das. Also, unsere Zusammenarbeit mit Ihnen - mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds und unsere nachhaltige Wirtschafspolitik, insbesondere die Durchführung ökonomischer Reformen und Strukturänderungen sowie andere ähnliche Maßnahmen, weisen schon Erfolge auf. Das überzeugt uns nochmals davon, dass wir auf diesem Wege noch weiter schreiten können.

Ich schätze die Zusammenarbeit mit Ihnen nochmals sehr hoch. Jetzt, glaube ich, ist die Zeit, über die Zukunft zu sprechen.

Ich wurde informiert, dass Sie morgen nach Bilasuwar - zum Flüchtlingslager wollen. Dafür möchte ich mich bei Ihnen im Voraus bedanken. Einige der Gäste unseres Landes bleiben nur in Baku und sagen, dass es schöne Stadt ist, dass es sich hier vieles geändert hat, dass alles in Ordnung ist. Sie denken, dass quasi alles in Aserbaidschan in Ordnung ist.

Hier ist nun die sozio-politische Stabilität vollkommen versichert. Die Menschen erholen sich. Heute ist Feiertag, aber ich und Sie arbeiten. Die Hälfte der Bewohnerschaft von Baku ist jetzt am Ufer des Kaspischen Meeres, wo sie baden. Es ist so, weil sich ihr Lebensstandard verbessert hat. Hungriger Mensch hat keine Lust aufs Baden, er bemüht sich ums Essen.

Aber wenn Sie morgen die Bewohner der Zelten sehen - übrigens sehen Sie, wie heiß es ist, es wird später noch heißer sein, - werden Sie verstehen, wieweit die Aggression gegen Aserbaidschan durch Armenien und die bisherige Unlösbarkeit des Problems unserem Land schadet.

Wie Sie denke ich auch, dass meine Treffen mit dem armenischen Präsidenten Robert Kotscharjan weiter stattfinden, und dass diese Verhandlungen zur Lösung des Problems beitragen werden.

Wir legen großen Wert auch auf das Engagement der Mitvorsitzenden der Minsk-Gruppe. Wir sind sehr froh, dass sie sich in Genf, wie Sie gesagt haben, mit den Vertretern der größten Finanzzentren der Welt getroffen und die Probleme bezüglich der Wiederaufbau-Angelegenheiten nach der Schaffung des Friedens besprochen haben. Das ist ein erfreulicher Fall.

Wie Sie wissen, war ich letzte drei Tage in Österreich zu Besuch. Österreich führt jetzt die Präsidentschaft der OSZE durch. Die Außenministerin dieses Landes ist die Vorsitzende der OSZE. Kennen Sie sie?

Judi O`Konnor: Ich habe mich mit ihr nie getroffen.

Heydar Aliyev: Sie ist auch eine hübsche Dame wie Sie. Sie kommt hier am 17. dieses Monats. Wir warten auf sie. Sie wird zuerst in Armenien sein, danach kommt nach Aserbaidschan. Während meines Aufenthalts in Österreich habe ich mit ihr ausführliche Verhandlungen geführt. Also, wir benutzen alle Mittel, um die Lösung des Problems zu erreichen.

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihren Glückwunsch wegen der Entscheidung der Parlamentarischen Versammlung über unseren Beitritt zum Europarat. Das ist noch ein Zeichen dafür, dass, wie Sie gesprochen haben, europäische und weltweite Werte unserer Entwicklung zugrunde liegen.

Kurz und gut, setzen wir unsere Zusammenarbeit mit Ihnen weiter fort. Anstelle Tewfig Jarpaks werden Sie wahrscheinlich einen anderen kompetenten Mann ernennen.

Judi O`Konnor: Muss die ernannte Person unbedingt ein Mann sein?

Heydar Aliyev: Eine Dame wie Sie wäre noch besser. Aber tun Sie bitte so, dass er mindestens genauso kompetent wie Tewfig Jarpak ist, wenn nicht besser.

Judi O`Konnor: Einen besseren zu finden würde uns schwer gelingen. Aber wir versuchen, einen genauso guten Mitarbeiter wie er zu finden.

Herr Präsident, ich möchte Ihnen noch meine Meinung über einige Sorgen mitteilen. Ich hoffe, dass Sie nicht dagegen wären, sie auch zu hören.

Heydar Aliyev: Ich höre gerne zu.

Die Zeitung "Aserbaidschan", Den 9. Juli 2000.