Das Gespräch des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev während des Treffens mit den Vertretern der Finanz - und Geschäftskreise Russlands - Moskau, den 3. Juli 1997


Sehr geehrter Boris Jefimowitsch! Sehr geehrte Freunde, ich bin über das Treffen mit Ihnen erfreut.Dieses Treffen ist von besonderer Bedeutung, weil es sich um einen sowohl für Russland als auch für Aserbaidschan führenden Wirtschaftszweig handelt.

Gewiss, Russland ist ein großes Land, es hat ein riesiges Wirtschaftspotential, darunter Industriepotential, was allgemein bekannt ist. Aber zurzeit, wenn der Prozess des Übergangs zu einem neuen System und der Durchführung der Reformen in Gang ist, sehen wir, dass der Brennstoffenergiekomplex und vor allem die Erdölindustrie in Russland am ergebnisreichsten sind. Und für Aserbaidschan ist die Erdölindustrie von alters her die führende Branche. Aserbaidschan war auch in alten Zeiten als ein Erdöl- und Feuerland bekannt. Und wenn sich die Erdölindustrie für solch ein großes Land, wie Russland, das über eine vielverzweigte Industrie verfügt, jetzt als die Hauptindustie erwiesen hat, so hat die Erdölindustrie für Aserbaidschan um so mehr äußerst wichtige Bedeutung. Deswegen ist das Treffen in dieser Zusammensetzung mit den Vertretern der Ölgesellschaften, Finanzstrukturen und Zentren Russlands von großer Bedeutung. Ich danke Ihnen, Boris Jefimowitsch, für dieses Zusammentreffen.

Ich möchte sagen, seit wir in Aserbaidschan den Weg der Marktwirtschaft, der Offenheit für ausländische Investitionen, der gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit gehen, haben wir unsere Republik für die ganze Welt geöffnet, wir haben niemand zu uns extra eingeladen. Aber in Anbetracht dessen, dass Russland und Aserbaidschan immer zusammen waren, dass sich unsere Wirtschaften in unlösbarem Zusammenhang entwickelten, besonders die Erdölindustrie, ist es selbstverständlich, dass die russischen Unternehmen und der russische Brennstoffenergiekomplex in Aserbaidschan eine besondere Stellung haben sollen.

Ich muss sagen, dass sich die Gesellschaft "LUKOIL" in dieser Hinsicht als initiativ erwiesen hat. Wie Vahid Alekperov hier gesagt hat, haben wir seit 1993 aktive Kontakte, und nicht zufällig ist, dass "LUKOIL" im ersten Vertrag, den wir 1994 unterschrieben haben und der aus irgendeinem Grunde in einigen Kreisen Russlands missgünstig aufgenommen worden ist, einen soliden Anteil hat. Wir haben diesen Vertrag zusammen unterschrieben, dort waren Vahid Alekperov und einer von den Leitern des Ministeriums für Brennstoff und Energetik Russlands.

Das habe ich gestern auch Boris Nikolajewitsch gesagt, dass wir den zweiten Vertrag nur mit der Gesellschaft "LUKOIL" unterschrieben haben, die Operator ist und zu diesem Kontrakt die italienische Gesellschaft "Agip" herangezogen hat. Gestern hat er Boris Nikolajewitsch gesagt, dass er in diesem Kontrakt 50 Prozent hat, er ist Besitzer dieses Vorkommens. Ich muss sagen, dass er eigentlich ein gescheiter Mensch ist, er wusste, wonach er strebte. Denn dieses Vorkommen, über das wir den zweiten Vertrag unterschrieben haben, hat, wie sich jetzt herausstellt, wesentlich mehr Vorräte, als er und wir angenommen haben, und dort sind große Perspektiven.

So hat die Gesellschaft "LUKOIL" ihren Platz behauptet, sie hat den eigenen Anteil auch im dritten Kontrakt, an dem auch "BP", "STATOIL" und die iranische Gesellschaft beteiligt sind. Endlich haben wir gestern, wie Sie, Boris Jefimowitsch, richtig gesagt haben, einen wichtigen Vertrag unterschrieben. Das ist schon seine Initiative, er hat sie durchgesetzt. Übrigens, ich muss bemerken, dass er dabei große Beharrlichkeit gezeigt hat. Gewöhnlich bereiten wir solche Kontrakte viel längere Zeit vor, aber hier habe ich unsere Leute mobilisiert, er – seine, und es ist gelungen, all das in kurzer Zeit zu verwirklichen. Keinen Kontrakt haben wir in so kurzer Zeit vorbereitet. Es waren über dieses Vorkommen Verhandlungen geführt worden, wir hatten Vorbereitungen getroffen und so weiter. Aber als der Termin meines Besuchs festgesetzt worden ist, hat er die Frage aufgeworfen, und wir waren einig, den Vertrag in Moskau zu unterzeichnen. Und jetzt ist "LUKOIL" an vier Kontrakten beteiligt.

Ich spreche darüber, weil es hier, in Russland, in verschiedenen Kreisen, leider auch in den staatlichen, Gespräche geführt werden, dass sich Aserbaidschan von Russland entferne und mehr mit westlichen Unternehmen in Kontakt stehe und so weiter. Und die Missgönner unserer Republik wollen künstlich eine ungesunde Atmosphäre schaffen, verbreiten das in der Presse, schreiben verschiedene Artikel und so weiter. Ich sage offen, das ruft bei uns eine große Unzufriedenheit hervor, denn wir arbeiten zusammen. Ich kenne schon lange geehrten Tschernjajew, mit dem wir zusammen gearbeitet haben, er ist ein sehr erfahrener Mensch. Im Allgemeinen bin ich froh, dass sich solche Kader erhalten haben und heute die Wirtschaft voranbringen. Oder nehmen wir mal Murawlenko, ich habe seinen Vater sehr gut gekannt, der in Tjumen große Erfolge erzielt hat. Er ist eine sagenhafte Persönlichkeit. Es freut mich, dass der Sohn das Werk des Vaters weiterführt. Ich habe Murawlenko gekannt, als er noch in Aserbaidschan gearbeitet hat, und dann in Moskau. Ich wiederhole, das ist eine sagenhafte Persönlichkeit, ein sagenhafter Mensch. Zusammen mit unserem Aserbaidschaner Farman Salmanov, der Hauptgeologe war, und Murawlenko war Leiter der ganzen Verwaltung, entdeckten sie all diese Vorkommen, begaben sich an die Nordsee und vollbrachten eine große Tat. Sein Sohn ist vor kurzem nach Baku gekommen, aber schade, dass es uns nicht gelungen ist, uns zu treffen. Aber Ilham und Natig sagten mir, dass Sie sich gut unterhalten haben.

Oder nehmen wir mal geehrten Putilov. Er ist gekommen, wir haben uns gleich getroffen und haben gesprochen. Ich schicke sie nicht irgendwohin ab, sondern treffe mich selbst mit ihnen, unterhalte mich mit ihnen und gebe Anweisungen. Das heißt, verstehen Sie mich richtig, ich verwende darauf Zeit, nur weil es um Russland und russische Unternehmen geht. Wir möchten, dass sie sich auch am Kontrakt beteiligen. Mit Vergnügen habe ich Ihren Brief bezüglich des Vorkommens "Kepez" erhalten und ich freue mich, dass dieses Projekt zurzeit realisiert wird. Sie werden es gleich in unserer Anwesenheit unterzeichnen.

Im Allgemeinen, als ein Freund von Russland, möchte ich sagen, dass ich mit Genugtuung aufnehme, dass gerade dieser Komplex vom ersten Vizeministerpräsidenten Russlands, einem energischen, reformatorischen Eifer besitzenden Menschen, wie Boris Jefimowitsch Nemzov, der nicht nur in Russland, sondern auch in Aserbaidschan und in der ganzen Welt für seine schönen Taten in Nishnij Nowgorod bekannt ist, geleitet wird. Ich habe zu Ihnen große Parlamentsdelegationen aus Aserbaidschan entsandt, als wir das Gesetz zur Bodenreform und Gesetze zu anderen Reformen vorbereitet haben. Warum ausgerechnet zu Ihnen? Weil Sie mit Ihrer reformatorischen Tätigkeit eine große Beliebtheit erworben haben, und wir haben wirklich geahnt, dass dort große Taten vollbracht werden. Deswegen habe ich zu Ihnen Delegationen abgesandt, damit sie Ihre Erfahrungen lernen. Ich habe Delegationen auch ins Orlower Gebiet zu Jegor Semjonowitsch Strojew abgesandt. Wir benutzen also die Erfahrungen von Russland, arbeiten mit Russland zusammen und werden zusammenarbeiten.

Hoffentlich werden Sie ab jetzt, nach den gestrigen, vorgestrigen und heutigen Treffen in Moskau all diese schädlichen Gespräche, die stattgefunden sind und vielleicht auch in Zukunft statthaben werden, weil es viele Missgönner gibt, unterbinden werden, so dass sie in der Moskauer Presse oder in Moskau nicht erscheinen. Ich weiß, dass Sie mit der Presse nichts anfangen können, aber Sie können dazu Stellung nehmen.

Boris Nemzov: Beiläufig gesagt, hat die Presse keinen einzigen Artikel bezüglich Ihres Besuchs veröffentlicht.

Heydar Aliyev: Aus diesem Treffen ziehe ich vor allem die Konsequenz, dass sich "Transneft" damit beschäftigt, das Erdöl wird kommen, und alles wird zu vorgesehenen Fristen erfüllt.

Jetzt werden "LUKOIL", "Rosneft" und die aserbaidschanische Erdölgesellschaft das Dokument über das Vorkommen "Kepez" unterschreiben. Murawlenko war bei uns, wir haben ihm gesagt, dass die Kontakte zu uns unterhalten werden sollen. "Sidanko", bitte, bringen Sie Vorschläge ein. Wer ist noch geblieben? Die Bank "Russlands Kredit"? Wenn ich nach Baku zurückkomme, kommt sie zu uns, wir treffen uns und werden unser Gespräch unbedingt fortsetzen, wir werden den besseren Entwicklungsweg der Bank "Russlands Kredit" in Aserbaidschan finden. Die "Mostbank" arbeitet sehr normal, ich wünsche ihr Erfolg.

Bei uns, in Aserbaidschan, wie ich gestern darüber gesprochen habe, werden alle russischen Fernsehkanäle vollständig gesendet. Juri Michajlowitsch Luschkov bittet auch, dass ich auch seinen Kanal sende. Wenn es nötig ist, bitte, wir werden ihn senden.

Ich möchte noch etwas sagen. Es geht doch nicht nur um die Erdölförderung. Wir haben einen großen Erdölmaschinenbau. Sie wissen sehr gut, dass wir 70 Prozent der Erdölausstattung nach Sibirien, Tatarien und Baschkirien geschickt haben. Aber diese Verbindung war abgebrochen worden, und unsere Maschinenbauwerke gerieten in eine schwere Lage. Aber es handelt sich nicht nur darum, wir werden ihnen aus dieser Lage helfen. Aber wenn eine gut funktionierende Produktion guter Ausrüstung vorhanden ist, warum soll man sie nicht benutzen? Vor kurzem war ich in Kasachstan. Wir haben ein spezielles Abkommen über den Erdölmaschinenbau zwischen Kasachstan und Aserbaidschan unterschrieben, damit sie unsere Werke benutzen können. Darum lassen Sie uns also in dieser Richtung zusammenarbeiten!

Wie Sie wissen, haben wir einen großen Chemiekomplex in Sumgait und Baku. Er hat Verbindungen, aber sie müssen fortgesetzt und erweitert werden.

Hier sind hauptsächlich erdölfördernde Branchen vertreten. Aber man kann auch in anderen Bereichen zusammenarbeiten. Die ausländischen Unternehmen, mit denen wir Erdölkontrakte abgeschlossen haben, geben Ausschreibungen bekannt, ziehen viele andere Unternehmen der Welt dazu heran. Ich verstehe, dass sich solche Unternehmen in Russland noch nicht formiert haben. Aber stellen Sie sich vor, dass solch ein kleines Land wie Norwegen in Baku über 60 Offices ihrer verschiedenen Unternehmen hat. Wobei, wenn "STATOIL" bei ihnen an der Erdölförderung beteiligt ist, zieht sie sehr viele andere Serviceunternehmen heran. Wir haben ungefähr ebensoviel britische Unternehmen und Unternehmen der USA. Es ist notwendig, dass auch russische Unternehmen kommen. Aber das wird nicht gemacht, es gibt keine solche Initiative und Aktivität. Aber bei uns ist doch der Außenhandel liberalisiert worden, wir haben den Investoren sehr große Vergünstigungen gewährt, wir haben sogar die Immunität für Einkommen der Investoren geschaffen. Warum kommen ausländische Unternehmen aktiv zu uns? Weil sie Recht haben, über Ihr Einkommen zu verfügen, wie sie wollen. In unserer Republik sind die niedrigsten Einkommenssteuern. Wir haben das alles gemacht, darum kommen westliche Investoren zu uns, und zwar sehr aktiv.

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