Gespräch bei dem Empfang des aserbaidschanischen Präsidenten Heydar Aliyev mit dem Bundeskanzler der österreichischen Republik Wolfgang Schüssel – Wien, 4 Juli. 2000


Wolfgang Schüssel: Herzlich Willkommen zum offiziellen Besuch in Österreich, Herr Präsident. Ich bin über das Treffen mit Ihnen sehr glücklich. Bereits im Juli 1999 war ich als Vizekanzler und Aussenminister der österreichischen Republik zum offiziellen Besuch in Baku. Ich erinnere mich gut an die Treffen und Verhandlungen mit Ihnen.

Ihr offizieller Besuch in Wien eröffnet eine neue Phase bei der Entwicklung der Beziehungen zwischen unseren Ländern. Österreich zeigt großes Interesse an der Aufnahme der bilateralen Beziehungen in allen Bereichen mit einem Land wie Aserbaidschan, das einen demokratischen Entwicklungsweg geht und über reiche Ressourcen verfügt.

Heydar Aliyev: Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte und die Einladung zum offiziellen Besuch in Wien. Die Vertiefung der Beziehungen mit Österreich, einem der wirtschaftlich hoch entwickelten Länder Europas, ist für uns von großer Bedeutung.

Die unabhängige Republik Aserbaidschan, welche den Weg der marktwirtschaftlichen Beziehungen, der demokratischen Entwicklung und des völkerrechtlichen Staatsaufbau gewählt hat, ist mit den Werten Europas und der Welt eng verbunden. Die Generallversamlung des Europäischen Rates hat vor kurzem über die Vollmitgliedschaft unseres Landes entschieden. Das größte Problem für unsere Republik heute ist der seit über 12 Jahren andauernde Konflikt Berg-Karabach mit Armenien. Schauen Sie bitte auf die Karte. 20 % der aseraidschanischen Gebiete sind von armenischen Streitkräften besetzt, über ein Mio. Einwohner wurden aus ihrer Heimat vertrieben und leben heute unter schweren Bedingungen in Flüchtlingssiedlungen und alle unsere kulturellen Denkmäler in den besetzen Gebieten wurden zerstört.

In Bezug auf eine friedliche Lösung des Konflikts Berg-Karabach werden im Rahmen der OSZE Minsker Gruppe direkte Verhandlungen geführt. Bei der Lösung dieses Konflikts hat unser Land immer eine konstruktive Position eingenommen und wird dies auch weiterhin tun. Mit Bedauern erwähne ich, daß Armenien mit allen Mitteln versucht das Friedensabkommen zu verhindern, will seine agressive Position nicht aufgeben. Die Ko-Vorsitzenden der Minsker Gruppe - Russland, Frankreich und USA - unternehmen Bestrebungen, um den Friedensprozess zu beschleunigen. Ich bin mir sicher, daß Österreich als momentan amtierender Vorsitz der OSZE, alle Möglichkeiten zur friedlichen Lösung dieses Konflikts ausnutzen wird.

Wolfgang Schüssel: Sehr geehrter Herr Präsident, ich versichere Ihnen, daß Aserbaidschans Position von Österreich unterstützt wird. Die Aussenministerin Österreichs, amtierende Vorsitzende der OSZE Frau Benita Ferrero-Waldner, wird der Region einen Besuch abstatten. Ich muss betonen, daß mein Land bereit ist, jegliche Hilfe zur friedlichen Beilegung dieses Konflikts zu leisten.

Heydar Aliyev: Herr Kanzler! Ich glaube, dass sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Österreich weiterhin entwickeln werden. Unsere Politik und die ergriffenen Bestrebungen in diesem Bereich werden sicherlich positive Erfolge bringen.

Herr Kanzler, ich bedanke mich bei Ihnen und lade Sie zum offiziellen Besuch in Aserbaidschan ein.

Wolfgang Schüssel: Danke. Ich nehme Ihre Einladung gerne an.

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