Aus dem Gespräch des Präsidenten der Aserbaidschanischen Republik Heydar Aliyev beim Empfang der Abgeordneten des Deutschen Bundestags, der Mitgliederin der "Kaukasus - Gruppe" des Bundestags Frau Dr. Irmgard Schweizer - Präsidentenpalast, den 17. Juli, 2000


Heydar Aliyev: Herzlich willkommen in Aserbaidschan! Ich begrüße Sie recht herzlich. Soviel ich weiß, Sie haben seit einigen Tagen Aserbaidschan kennen gelernt. Das freut mich sehr. Denn wir wollen, dass man unser Land überall, auch in Deutschland noch besser kennt. Bitte, ich höre Ihnen zu.

Irmgard Schweizer: Herr Präsident, ich bedanke mich herzlich bei Ihnen, dass Sie Zeit gefunden haben, mich während meines Besuches in Aserbaidschan zu empfangen. Das ist mein ersterBesuch in Aserbaidschan. Ich hoffe aber sehr, dass es nicht mein letzter Besuch in Ihrem schönen Land sein wird.

Das Ziel meines Besuches ist die Teilnahme an der Veranstaltung, die von Friedrich - Naumann - Stiftung organisiert wurde. Es handelt sich dabei um die Integration Aserbaidschans in die Strukturen des Euroatlantiks. Ich bin der Meinung, dass ich dazu meinen Beitrag geleistet habe.

Deutschland, besonders die Partei der Liberalen, die ich vertrete, haben den Beitritt Aserbaidschans zum Europarat unterstützt. Ich hoffe, dass Aserbaidschan auch nächste Etappe erfolgreich überstehen wird. Ich hoffe auch, dass das Ministerkomitee den Beitritt Ihres Landes zu dem Europarat hoch einschätzen wird.

Ich habe mich in Aserbaidschan mit einigen Parteien getroffen und der Schwerpunkt dieser Treffen war die bevorstehenden Parlamentswahlen in Aserbaidschan.

Gestern habe ich mit einigen Mitgliedern der Jeni Aserbaidschan Partei außerhalb von Baku, an einem schönen Ort Gespräche geführt. Wir haben uns nicht nur unterhalten, sondern auch etwas von Ihrer schmackhaften Küche genossen. Ich bin der Meinung, das Gespräch und das leckere Essen ergänzen sich sehr.

Heydar Aliyev: Da habenSie recht.

Irmgard Schweizer: Überhaupt, wenn beide Seiten zu keinem Einverständnis kommen können, kann es sein, dass in diesem Fall eine schmackhafte Speise und leckeres Fischfleisch sehr hilfreich sein könnten.

Ich habe mich noch mit einigen Oppositionsparteien getroffen und wir haben über einige Fragen diskuttiert.

Ich bedanke mich nochmals bei Ihnen, dass Sie mich empfangen haben. Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich im Deutschen Parlament, im Bundestag, mit der Freundschaftsgruppe Deutschland - Kaukasus eng zusammenarbeite. Wir haben folgendes Programm erarbeitet: Wir wollen, nachdem die Wahlen im November abgehalten worden sind, eine Gruppe der neu gewählten Abgeordneten nach Deutschland einladen. Ich hoffe, wir können uns dann dort mit ihnen über alle Einzelheiten unterhalten.

Heydar Aliyev: Vielen Dank. Was Sie für uns während Ihres Aufenthalts in Aserbaidschan gemacht haben, ist für uns von sehr großer Bedeutung. Wie ich schon betont habe, Sie kennen selbst die heutige Realität von Aserbaidschan. Ich hoffe, dass Sie hier, in Baku die Erfolge von Aserbaidschan, sowie auch die Probleme kennen gelernt haben. Sie wissen, dass wir viele Probleme haben. Infolge des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan sind 20 % des Territoriums Aserbaidschans von Armeniens Streitkräften in Besitz genommen worden, so das eine Million Aserbaidschaner, die aus den besetzten Gebieten vertrieben worden sind, leben jetzt in Armut. Als neu gegründeter Staat haben wir nicht nur solche Probleme, sondern auch noch eine Menge andere Probleme.

Nach dem 2. Weltkrieg hat Deutschland vieles erleben müssen. Und auf diesem Weg stand Deutschland ebenfalls vielen Problemen gegenüber. Sie haben sich für die Vereinigung Deutschlands sich sehr viel Mühe gegeben und Sie haben das Ziel erreicht. Die Spaltung Deutschlands hat Ihnen viel Leid zugefügt, stimmt das? Obwohl im östlichen Teil auch die Deutschen gelebt haben, haben sie in einem fremden Staatssystem gelebt. Wir auch haben Deutschland bei der Wiedervereinigung ünterstützt.

Ich sage Ihnen, dass 20 % des Territoriums von Aserbaidschan okkupiert und diese besetzten Gebiete ruiniert worden sind. Eine Million Bürger leben in Armut in Zelten. Das ist unser großer Kummer und unser größtes Problem. Wir haben noch andere Probleme. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, wir setzen unsere Kräfte daran, um unsere Probleme zu lösen.

Sie wissen, dass sich trotz dieses schweren Problems die Wirtschaft in Aserbaidschan weiterentwickelt. Sie sehen hier die Marktwirtschaft und den Privatsektor. Aber vor 5 Jahren gab es die noch nicht. Sie sehen hier schöne Geschäfte, Restaurants und Hotels.Das alles existierte ebenfalls nicht. Das ist das Ergebnis der von uns geführten Wirtschaftspolitik. Ich sage aber nicht, dass wir schon alles erreicht haben. Auch auf diesem Gebiet haben wir immer noch viele Probleme. Aber diese Entwicklung der Wirtschaft in solch einer schweren Situation, wo 20 % unseres Territoriums besetzt sind, zu erlangen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Ich hoffe, dass Sie während der Treffen einen Eindruck über das gesellschaftliche - politische Leben bekommen haben. Die bevorstehenden Parlamentswahlen sind für uns alle eine der wichtigen Fragen. Aber ich nehme an, dass sich seit den letzten Parlamentswahlen bis jetzige unser Volk entwickelt, sich unsere Gesellschaft geändert hat. Jetzt sind wir in der Hoffnung, dass die Wahlen auf hohem Niveau, in den demokratischen Bedingungen abgehalten werden und das Volk seinen Willen frei durchsetzen kann.

Es gibt zwischen Deutschland und Aserbaidschan Freundschaftsbeziehungen. Wir schätzen diese Beziehungen hoch. Im Jahre 1996 war ich zu einem offiziellen Besuch in Deutschland. Wir hatten dort sehr wichtige Treffen gehabt. Auch die Staatsbeamten von Deutschland haben Aserbaidschan besucht. Unter ihnen waren der Ex - Außenminister Herr Klinkel, der Wirtschaftsminister, sowie andere Minister und Abgeordnete des Bundestags. Ich erinnere mich sehr gut an den Abgeordneten Herrn Wimmer. Er war öfter in Aserbaidschan zu Besuch. Kennen Sie ihn?

Irmgard Schweizer: Ja, ich kenne Herrn Wimmer. Er ist mein Parteikollege.

Heydar Aliyev: Sind Sie aus derselben Partei?

Irmgard Schweizer: Ja.

Heydar Aliyev: Dann sind Sie auch ein Freund von uns. Das ist sehr schön.

Ich bedanke mich sehr, dass sich Deutschland für den Beitritt Aserbaidschans zu dem Europarat viel Mühe gegeben und auch uns dabei unterstützt hat. Ich werde Ihre Worte nie vergessen, dass Deutschland im Ministerkomitee seine Kräfte an die Durchführung dieses Prozesses setzen wird. Auf jeden Fall werden Sie Joschka Fischer darüber informieren.

Irmgard Schweizer: Herr Präsident, in diesem Zusammenhang gibt es einige Probleme. Ich möchte gerne mit Ihnen darüber sprechen.

Heydar Aliyev: Wir werden darüber sprechen. Ich betone wieder, dass wir unsere Beziehungen mit Deutschland in allen Bereichen auch in der Zukunft zu vertiefen versuchen. Wir haben viele Fortschritte in unserer wirtschaftlichen Beziehungen gemacht, wobei Ihr Besuch in Aserbaidschan selbstverständlich eine große Rolle spielen wird.

"Aserbaidschan", den 18. Juli, 2000.

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