Aus dem Gespräch beım Treffen zwischen dem Präsidenten der Republik Aserbaidschan Herrn Heydar Alıyev und den Vertretern der Nachrichtenagentur ITAR-TASS und anderen führenden Massenmedien in Moskau, den 26. Januar 2002


Michail Gusman: Wir sind froh, Herrn Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev, der in Russland zu Staatsbesuch ist, in der Informations-Telegrafenagentur Russlands- ITAR TASS zu begrüßen. Wie Sie wissen, geht der Besuch zu Ende. Wir haben Heydar Aliyev gebeten, über die Resultate seines Besuches zu sprechen. Uns macht es besonders große Freude, Herrn Heydar Alijewitsch in diesem Gebäude zu empfangen, weil dieses Gebäude gemäß der Entscheidung des Ministerrats und laut der Verordnung des damalıgen ersten stellvertretenden Regierungsvorsitzenden der Sowjetunion des Hernn Heydar Alıyev errichtet wurde. Ich offenbare Ihnen sogar ein Geheimnis. Heute hat Heydar Aliyev unter den Schmucksteinen unseres Gebäudes den Stein Aserbaidschans erkannt. Tatsächlich sind bei der Ausschmückung dieses Gebäudes die aus Aserbaidschan gebrachten Steine gebraucht worden. Darum empfangen wir Herrn Heydar Aliyev hier mit besonderer Freundlichkeit und Freude.

Alle wissen, dass Moskau für Heydar Aliyev keine fremde Stadt ist. Wenn Sie nichts dagegen haben, bitten wir Heydar Aliyev, uns über die Ergebnisse seines Besuches und seiner Verhandlungen mit dem Präsidenten Russlands zu erzählen und danach ihn unsere Fragen zu beantworten.

Heydar Aliyev: Meine Freunde, zunächst möchte ich Sie alle begrüßen. Ich hätte mir nicht vorgestellt, von so vielen Foto-und Videokameras umgeben zu werden. Schauen Sie, wieviel sie sind. Ich freue mich über dieses Treffen. Eigentlich hatte ich längst die Einladung zu diesem Treffen bekommen, aber ich hatte dafür keine Zeit. Dabei muss ich auch gestehen, dass ich nicht gedacht habe, dass es so interessant sein wird und Sie alle hier erscheinen werden. Ich dachte, ich komme und wir werden hier einfach reden. Aber sehen Sie, vieviele Journalisten sich hier versammelt haben. Jeder Journalist repräsentiert ein bestimmtes Land. Heutzutage haben die Journalisten einen besonderen Status und genießen hohes Ansehen.

Natürlich, interessiert Sie vor allem meine Reise. Die Massenmedien berichteten bereits über meine Aufenthalt und unsere Treffen. Ich bin sehr zufrieden und möchte vor allem dem russischen Präsident Vladimir Vladimirowitsch Putin für seine Einladung danken. Der Besuch ist bereits abgestattet und viele Treffen fanden statt. Ich und der Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin trafen uns zu zweit in seinem Haus zusammen. Gestern hatten wir ein Treffen unter vier Augen, dann im weiten Kreis. Wir unterzeichneten Dokumente und haben uns mit Pressevertretern getroffen. Es gab auch einen Empfang zu Ehren des aserbaidschanischen Präsidenten und der aserbaidschanischen Delegation. Alles wurde bestens organisiert.

Ich bin wiederum dem russischen Präsidenten für die Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Aufmerksamkeit sehr dankbar. Vor allem bin ich ihm dankbar, dass er im Gespräch offen und freundschaftlich war. Wir hatten über viele Fragen Meinungsaustausch.

Es ist klar, dass uns vor allem die aktuelle Lage der russisch-aserbaidschanischen Beziehungen interessiert hat. Wir haben die Probleme durchgehend analysiert. Ich muss sagen, dass ich gestern beim Essen, das zu Ehren unserer Delegation gegegeben war, die Frage der zehnjährigen Beziehungen zwischen dem souveränen Russland und Aserbaidschan seit der Erlangung seiner Unabhängigkeit angeschnitten habe. Ich habe bemerkt, dass diese Beziehungen nicht immer hindernisfrei waren. Es gab Probleme, Schwierigkeiten und Hindernisse. Dennoch gingen wir immer voran und hielten an immer steigender Linie. Der Besuch des Präsidenten der Russischen Föderation Putin im letzten Jahr in Aserbaidschan gab zu diesem Prozess entscheidenden Anstoß.

Das war der erste Staatsbesuch des russichen Präsidenten in dem unabhängigen Aserbaidschan. Wir freuen uns noch über die Tatsache, dass dies nach den Präsidentschaftswahlen Wladimir Putins erster Staatsbesuch im Ausland war. Ich meine hiermit sein erster offizieller Besuch in den GUS-Ländern. Dieser Besuch wurde zum Wendepunkt und unsere bilateralen Beziehungen traten in eine neue Phase ein. Im vergangenen Jahr erreichten wir eine Intensivierung unserer Beziehungen in allen Gebieten und gestern konnten Sie deren Folgen beobachten.

Erstens: Treffen, Gespräche, Meinungsaustausch. Zweitens: Die Unterschreibung der Dokumente.

Während des Aufenthalts des russischen Präsidenten in Aserbaidschan und auch gestern wurden wichtige zwischenstaatliche Dokumente unterzeichnet. Darunter möchte ich auf den Vertrag über die langfristige wirtschaftliche Zuammenarbeit zwischen Russland und Aserbaidschan, der den Zeitraum bis auf 2010 umfasst, und mit diesem Vertrag zusammenhängende andere Abkommen des wirtschaftlichen Charakters und schließlich das Abkommen zum Status der Radarstation in Kabala, über den wir bislang keine Vereinbarung erzielen konnten, hinweisen. Gestern gelang uns die Unterzeichnung des Abkommens zu dieser Radaranlage. Wie Sie wissen, die Radarstation in Gabala wurde Russland durch einen Pachtvertrag zur zehnjährigen Nutzung übergeben.

Die Hauptsache ist, dass wir während der Diskussionen analysierend zur Einigung kamen, dass unsere jetzigen Beziehungen, ähnlich wie vor einem Jahr während des Besuches des russischen Präsidenten einen guten Stand aufweisen. Wir müssen sowohl in wirtschaftlichen als auch in kulturellen und humanitären Ebenen unsere Beziehungen intensiv entwickeln. Ich möchte nicht auf die Tatsachen eingehen, die unsere Beziehungen charakterisieren, sondern ich begnüge mich damit, was ich schon gesagt habe.

Ich kehre nach Baku mit großer Zufriedenheit züruck. Nochmals will ich betonen, dass unserem Besuch, unserer Delegation und persönlich mir große Aufmerksamkeit erwiesen wurde. Das alles stützt sich auf die guten Beziehungen zwischen Russland und Aserbaidschan.

Russlands Verhältnis zu Aserbaidschan bewerte ich als sehr gut. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ich kann nun auf Ihre Fragen übergehen.

Frage: Es ist die erste staatliche Reise des aserbaidschanischen Präsidenten in Russland. Ihre Einschätzung zum Stand der politischen Partnerschaft war hoch. Aber welche Gestaltungsformate der Beziehungen streben Sie an? Und welche Bilanz ziehen Sie aus Ihren Gesprächen mit Präsident Putin?

Antwort: Zuallererst wurde bestätigt, dass unseren Beziehungen der Charakter einer strategischen Partnerschaft zugrundeliegt. Vor einem Jahr haben wir uns in Baku geeinigt und jetzt heute sind wir der gleichen Ansicht, dass wir uns bemühen, unsere Beziehungen bis auf strategische Partnerschaft zu steigern. Natürlich handelt es sich um viele Bereiche der bilateralen Beziehungen, die unsere Zusammenarbeitsphären umfassen.

Frage: Wie schätzen Sie derzeitige Situation im Kaukasus und welche Maßnahmen müssen nach Ihrer Meinung zur Stabilisierung und zur Lösung der allgemeinen Probleme ergriffen werden?

Antwort: Wissen Sie, die Lage in der Kaukasusregion ist ziemlich kompliziert. Vor allem ist sie angesichts der dortigen militärischen Konflikte kompliziert. Dazu zählen der Konflikt um Berg-Karabach zwischen Armenien und Aserbaidschan, Georgien-Abchasien Konflikt, die Konflikte in Tschetschenien und Südossetien. Sie gelten als Bestimmungsfaktoren der politischen Lage im Kaukasus. Der Kaukasus ist eine wichtige Region, dabei sind der Frieden und die Sicherheit für uns von großer Bedeutung. Ich meine damit die südkaukasischen Länder und Russland. Die Kaukasusfrage steht darum im Vordergrund unserer Außenpolitik und gestern bei Disskussionen mit Präsident Putin haben wir dieser Frage große Aufmerksamkeit geschenkt. Übrigens, meine Assistenten haben zusammengerechnet, dass wir uns in der abgelaufenen kurzen Zwischenzeit nach der Wahl von Wladimir Wladimirowitsch zum Präsidenten sechzehn Mal getroffen haben. Fast in allen diesen Treffen haben wir über die Kaukasus-Fragen diskutuert.

Frage: Hat der Status des Kaspischen Meeres auch zum Gegenstand Ihrer Verhandlungen gehört?

Antwort: Ja, es war auch ein wichtiger Berührungspunkt unserer Gespräche und des Meinungsaustausches von gestern. Als vor etwa einem Jahr Präsident Putun zu Staatsbesuch in Aserbaidschan war, gaben wir eine gemeinsame Erklärung über die Prinzipien der Zusammenarbeit im Kaspischen Meer ab. Ähnliche Erklärung ist auch zwischen Russland und Kasachstan unterzeichnet worden. Darauf folgte das Abkommen zwischen Aserbaidschan und Kasachstan zu Prinzipien der Zusammenarbeit im Kaspischen Raum, das auf dem Gipfeltreffen der GUS-Staaten im November in Moskau von mir und dem Präsident Nasarbajew unterzeichnet wurde. Insgesamt sind drei von den kaspischen Anrainerstaaten mit den aktuellen Prinzipien der Kooperation im Kaspischen Raum einverstanden. Russland und wir führen mit Turkmensitan Verhandlungen. Diese Verhandlungen werden zweifelsohne auch unter den übrigen Anrainerstaaten auf der Ebene der Außenminister-Stellvertreter weitergeführt.

Auf jeden Fall haben wir gestern eine wichtige Vereinbarung getroffen. Ein Jahr davor wurden Gründsätze dieser Vereinbarung in einer Erklärung zusammengefasst. Russland und Kasachstan kamen damals über die Verteilung ihrer Sektoren nach dem Prinzip der "Mittellinie" überein.

Nun sind wir, Russland und Aserbaidschan, dabei, die Festlegung der Mittellinie zu vereinbaren. Von nun an wird die Ausnutzung der mineralen Ressourcen und Meertiefe durch drei Kaspi-Anreinerstaaten völlig geregelt.

Wir sind der festen Überzeugung, dass weitere Bemühungen erforderlich sind, um die Einwilligung aller anderen Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres zu erzielen. Ich glaube, dies wird uns gelingen. Mir fällt nur schwer, zu sagen, wieviel Zeit es in Anspruch nehmen wird.

Frage: Wie sehen Sie die Zukunkft der GUS und die Ausrichtung der Zusammenarbeit zwischen Russland und Aserbaidschan im Rahmen regionaler Organisationen und der GUS?

Antwort: Wie es bekannt ist, haben wir vor kurzem das 10. Jubiläum der GUS-Gründung gefeiert. Alle waren einstimmig der Meinung, dass sich die GUS als eine Organisation habe bewähren können. Wir haben einen langen Weg hinter uns. Ich muss sagen, diese Stellungnahme teilen auch meine Kollegen, dass nach der Wahl von Wladimir Wladimirowitsch Putin zum Präsidenten und nachdem wir ihn zum Vorsitzenden im GUS-Rat der Staatspräsidenten gewählt haben, sehen wir eine hohe Dynamik, Neubelebung in der Tätigkeit der GUS und günstigere Voraussetzungen für eine gleichberechtigte und vorteilhafte Zusammenarbeit. Unter solchen Umständen betrachte ich die letzten Jahre im Sinne der Organisationsfähigkeit der GUS als die wirksamsten. Wenn wir unser gemeinsame Handlung so fortsetzen, sichern wir eine glänzende Zukunft für die GUS. Das heißt, wir, Aserbaidschan, werden unserseits mit allen Mitteln zur aktiven Kooperation in der GUS beitragen.

Frage: Wie würden Sie die Handels-Wirtschaftlichen Aspekte der russisch-aserbaidschanischen Beziehungen kommentieren?

Antwort: Meine Einschätzung ist, dass der Handel zwischen unseren Staaten auf dem besten Koopeartionsniveau ist. Russland steht auf der ersten Stelle in unserem Außenhandel. Zwar sank letztes Jahr ein wenig Güteraustausch ab, aber es stand mit neuen Steuergesetzen in Zusammenhang. Und das hat nicht mit dem Handel und Güteraustaischniveau zu tun. Wir betrachten Russland als unseren wichtigsten Partner im Außenhandel. Für die Vergrößerung des Warenaustausches sind die Möglichkeiten vorhanden. Diesem Problem haben wir gestern in unseren Gesprächen besonderen Schwerpunkt gewidmet und beide Seiten waren einig, dass es die Notwendigkeit für den Zuwachs des Warenhandels besteht. Wir haben gestern auch gesprochen, wie und in welchen Bereichen dies erreicht werden kann.

Beispielsweise, unsere U-Bahn braucht Waggons. Wir hatten aber wenige Finanzmittel zur Verfügung. Dafür brauchten wir die Zustimmung Russlands für die Kreditvergabe, um vom Mitischi Betrieb 20 Waggons zu kaufen. Russland plante zu diesem Zweck aus seinem Haushalt Kreditmittel bereitszustellen.

Aber wir konnten den Kauf der Waggons im Staatshaushalt 8,5 Mln. Dollar einplanen. Bald kaufen wir diese Waggons. Das ist ein Zeichen für die realen Möglichkeiten des russisch-aserbaidschanischen Außenhandels.

Frage: Die Ereignisse vom 11. September veränderten die weltpolitische Situation grundlegend. Wie schätzen Sie die Kampagne gegen den Terrorismus in Afghanistan und Aussichten auf die Entspannung der Lage dort?

Antwort: Ich glaube, dass die Antiterrorkampagne in Afghanistan und die antiterroristischen Handlungen die Abfolge der Geschehen nach dem 11. September sind. Ich denke, diese anti-terroristischen Maßnahmen mussten getroffen werden. Die Ergebnisse dieser Maßnahmen sind bekannt. Dennoch hört damit der Kampf gegen Terrorismus nicht auf. Man kann auch nicht behaupten, dass militärische Operationen in Afganistan dem globalen Terrorismus sofort ein Ende bereiten werden. Wir spüren die negative Auswirkung des Terrorismus auf uns. Der internationale Terrorismus ist nicht nur für die USA, die grausamen Terroristenanschlägen ausgesetzt war, eine Gefahr, sondern auch für alle anderen Staaten ist er gefährlich Deshalb erklärten wir von vornherein unsere Bereitschaft zur Teilnahme an antiterroristischen Operationen und schließen uns vollkommen an diese Koaltion an.

Wir erkennen die Wichtigkeit der Terrorismusbekämpfung, insbesondere auf der internationalen Ebene, da wir Schaden des Terrorismus in unserem Land davontragen.

Übersetzt aus der Zeitschrift "Aserbaidschan", vom 30. Januar 2002