Das Interview des Präsidenten der Republik Aserbaidschan Heydar Aliyev mit dem Korrespondenten des Fernsehens von Frankreich - Paris, den 11. Januar 1996


Korrespondent: Herr Präsident, Treffen mit Ihnen und Ihr Interview halten wir für eine Ehre für uns, wir sprechen Ihnen unseren tief empfundenen Dank aus, weil Sie uns Zeit gewidmet haben. Mein Name ist Aluni de Polini.Vor einigen Wochen war ich in Aserbaidschan und habe einen Film über Aserbaidschan gedreht, der 300 Minuten dauert. Das heutige Interview wird mit der Sendung "Euro-New" auf Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch übertragen.

Dieses Interview wird in den 80 Ländern der Welt verbreitet werden.

Herr Präsident, Sie haben großen Weg überwunden und sind aus Baku nach Paris gekommen,um an der Begräbnisfeier vom verstorbenen Präsidenten Herrn François Mitterand teilzunehmen. Hatten Sie früher zu Herrn Mitterand freundschaftliche Beziehungen?

Antwort: Ja, ich hatte Sie. Ich kannte seit vielen Jahren Herrn Mitterand. Damals, als ich in Moskau arbeitete, und einer von den Leitern der Sowjetunion-Mitglied des Politbüros, und gleichzeitig der erste Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates von der Sowjetunion war, reiste Herr Mitteran nach Moskau und ich nahm an den Treffen und Gesprächen teil und kannte ihn persönlich. Dann, nach 2 Monaten nach der Prasidentenwahl in Aserbaidschan, also im Dezember 1993, lud Herr Mitteran mich zu einem offiziellen Besuch nach Frankreich ein. Während dieses offiziellen Besuches in Frankreich war ich Gast von Herrn Mitterand und damals führten wir sehr wichtige Verhandlungen, unterzeichneten einige Dokumente. Die Beziehungen auf höchster Ebene zwischen der Souveräner Republik Aserbaidschan und Frankreich knüpften wir mit dem verstorbenen Herrn Mitterand im Dezember 1993. Dann traff ich mich mit Herrn Mitterand auch bei den internationalen Treffen zusammen. Im Mai vorigen Jahres, als ich hier an der 50. Jubiläumfeier des Sieges über den Faschismus teilnahm, hatte ich Treffen und Gespräche mit Herrn Mitteran. Deswegen und wegen seiner sehr großen Dienste in der Weltpolitik, kam ich zu seiner Begäbnisfeier.

Frage: Meine zweite Frage trägt politischen Charakter. Herr Präsident Aliyev, Sie begründeten in Ihrem Land neue Demokratie. Befürchten Sie nicht, dass Kommunisten in Russland an die Macht kommen?

Antwort: Wissen Sie, wir bauten wirklich einen Staat in Aserbaidschan nach den demokratischen Prinzipien auf. Wir nahmen die erste Verfassung von Souveräner Republik Aserbaidschan an. Wir wählten das neue Parlament nach demokratischen Prinzipien. Im Parlamenten und in den Regierungsorganen von Aserbaidschan gibt es keinen Kommunisten. Die Einnahme vieler Plätze von Kommunisten im Parlament von Russland kann, zweifellos im bestimmten Grade zur Veränderung der Lage in Russland führen. Aber ich sehe hier keine große Gefahr. Erstens, viele Stimmen im Parlament bedeuten noch nicht, dass die Kommunisten schon an der Macht sind. Zweitens, ich glaube daran, dass die gawählten Kommunisten nicht ähnlich den ehemaligen Kommunisten sein werden. Sie werden gezwungen den demokratischen Weg zu gehen.

Frage: Herr Präsident, wie ich schon sagte, war ich vor einem Monat in Aserbaidschan. Ich hatte viele Treffen mit einfachen Menschen, den Geschäftsleuten, alten Leuten und Jugendlichen in den Straßen. Als ich in Ihrem Land war, wurde ich der Zeuge, welche reiche Kultur -Aserbaidschan hat. Leider, weiß man bei uns sehr wenig darüber. Sie betrachten Aserbaidschan nur als einen Markt. Sie wissen, dass Aserbaidschan ein Staat ist, der an Erdöl und Erdgas reich ist. Meine Frage ist so: Wollen Sie auch Asserbaidscahns Kultur nach Europa ausführen, außer Erdöl und Erdgas nach Europa zu verkaufen?

Antwort: Wir werden das unbedingt machen. Es geht darum, dass Aserbaidschan früher kein unabhängiger Staat war. Aserbaidschan war ein Bestandteil der Sowjetunion. Deshalb kannte man reiche und eigenartige Kultur Aserbaidschans nicht so gut in Europa und im Westen. Es ist insgesamt schon 4 Jahre, dass wir als ein unabhängiger Staat leben. Während dieser Zeit machten wir Vieles, um Aserbaidschan bekannt zu machen. Ich werde versuchen die reiche, eigenartige Kultur Aserbaidschans noch zu verbreiten. Wir benutzen dafür den Generalstab der UNESCO in Paris.

Frage: Herr Präsident, als ich das letzte Mal in Aserbaidschan war, war ich erstaunt, ich verwunderte mich im guten Sinne. Ich interviewte Jugendliche, alte Leute und Militärpersonen und traff mich mit vielen Menschen. Erstmal in meinem Leben, interviewte ich 100 Personen gleichzeitig und alle sprachen über ihre Liebe zu Ihnen. Ich fand niemanden, der sagte, dass er den Präsidenten nicht mag, und der Präsident nicht bekannt ist. Da ich mich mit solchem Fall das erste Mal traff, stelle ich Ihnen solch eine Frage: Wie erklären Sie Ihren Ruhm und Ihre Popularität?

Antwort: Wahrscheinlich, mit meiner Arbeit. Ich diente immer meinem Volk, meiner Nation und meinem Staat treu. Wissen Sie, ich leitete Aserbaidschan auch jahrelang. Dann war ich einer von den Leitern der Sowjetunion. Aber dann war ich einige Jahre von der Gesellschaft isoliert. Sogar Repressionen wurden gegen mich ausgeübt. Ich lebte 3 Jahre in einer kleinen blockierten Stadt, in Nakhitschewan, wo ich geboren wurde. Aber im Juni 1993, als in Aserbaidschan Bürgerkrieg begann , forderte das Volk , dass mich wieder zurück.

In vergangenen Jahren diente und auch jetzt diene ich meinem Volk treu. Ich bin froh, dass mein Volk es schätzt. Für mich ist, besonders Ihre Meinung darüber sehr interessant. Weil Sie ein ganz fremder, neutraler Beobachter sind. Die Menschen, die diese Worte Ihnen gesagt haben, lügten wahrscheinlich nicht. Weil Sie zu Aserbaidschan keine Verbindung haben. Alle vertrauten einem neutralen, ausländischen Bürger und sagten, was sie wollten. Deshalb sind Ihre Informationen für mich teurer, als die Informationen, die ich aus unseren Organen bekomme.

Frage: Herr Präsident, deshalb möchte ich einen exklusiven Film über Aserbaidschan drehen. Ich habe zwei zusätzliche Fragen. Die Fragen sind bezüglich des Konflikts mit Armenien, mit den Flüchtlingsproblemen. Worin sehen Sie die Lösung des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan bezüglich Berg-Karabach und was möchten Sie über die Drücke von Armenien sagen?

Antwort: Wissen Sie, ich sehe die Lösung dieser Konflikte auf friedlichem Wege. 7 Jahre dauernder Krieg brachte weder Armenien, noch Aserbaidschan positive Folgen. Es ist die Wahrheit, dass Aserbaidschan viele große Schläge bekommen hat. 20 Prozent des Territoriums Aserbaidschans wurde von Streitkräften Armeniens erobert. Aus dem eroberten Territorium wurden über 1 Million Aserbaidschaner zu Flüchtlingen. Trotz alldem finde ich, dass dieser Konflikt friedlich lösbar ist. Um diesen Konflikt friedlich zu lösen, sind unsere Voraussetzungen sehr einfach. Alle unsere von Armenien eroberten Territorien müssen befreiet werden.

Aus eigenem Heim Flüchtling gewordene Aserbaidschaner müssen in ihre Heimstätten zurückkehren. Als ein souveräner Staat muss die territoriale Integrität von Aserbaidschan gewährleistet werden, und Berg-Karabach muss im Bestand der Republik Aserbaidschan neuen Status bekommen. Und die Sicherheit von Armeniern, die im Berg-Karabach leben, muss garantiert werden. So führen wir Verhandlungen nach diesen Prinzipien. Ich möchte meine Hoffnung ausdrücken, dass wir den Frieden, den großen Frieden erreichen werden. Armenien und Aserbaidschan lebten jahhundertelang wie die Nachbarvölker. Ich wünsche mir, dass zwischen unseren Staaten wieder der Frieden und Stabilität entstehen. Darüber führte ich heute hier mit dem Präsident Herrn Ter-Petrosjan kurze Verhandlungen.

Frage: Herr Präsident, Ihr Land ist ein Land, das reich an Schwarz-Gold, Erdöl und Erdgasressourcen ist. Wie planen Sie dieses Reichtum von Aserbaidschan in der Zukunft zu verbrauchen und wie sehen Sie die Zukunft dieses Reichtums?

Antwort: Wir werden versuchen, diese Reichtümer fruchtbar zu verbrauchen. Weil Bodenschätze, Naturressourcen nicht unerschöpflich sind. Mein Ziel ist diese Vorräte so zu verbrauchen, damit heutige und künftige Generationen von Aserbaidschan das auch verbrauchen können. Deshalb arbeiten wir mit einigen großen Erdölgesellschaften vom Westen zusammen. Wir führen Verhandlungen, auch mit dem Unternehmen von Frankreich “Elf agiten “auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, wir werden solch eine Basis schaffen, dass unsere diese Vorräte in der Zukunft viele Jahre dem Wohlstand von aserbaidschanischem Volk dienen würde.

Frage: Herr Präsident, wie Sie wissen, werden unser Interview 80 Millionen Europäer sehen. Wir leben schon die ersten Tage des Neujahres. Was möchten als ein Vertreter von jungen und souveränen Aserbaidschan und als der Präsident von Aserbaidschan Sie den Europäern in den ersten Tagen des Neujahres sagen? Wie sehen Sie die Beziehungen zwischen Ihrem Land und Europa,und auch zwischen Frankreich und Aserbaidschan und was möchten Sie über die Entwicklung dieser Beziehungen sagen?

Antwort: Europa ist ein sehr entwickelter Teil der Welt. Jahrhundertelang hatte Europa große geschichtliche Einflüsse auf die Entwicklung der anderen Weltregionen. Ich respektiere und ehre Europa immer hoch. Lange Geschichte, reiche Kultur und moderne Erfolge von Frankreich bringen uns immer in Verwunderung. Als ich mich heute mit dem Präsidenten von Frankreich Herrn Jak Schirak und Außenminister traff, lud ich sie nach Aserbaidschan ein. Der Primärminister Herr Alen Jüppe nahm meine Einladung schon an. In ersten Tagen des Neujahres wünsche ich allen Europäern, allen Franzosen Glück, Frieden und Wohlstand. Ich hoffe darauf, dass in diesem Jahr, und auch in den nächsten Jahren Europa in der ersten Reihe des Fortschritts der Welt wird.

Korrespondent: Vielen Dank, Herr Präsident.

Die Zeitung "Aserbaidschan", den 20. Januar 1996.