Heydar Aliyev: Lieber Slava, wir haben uns verabredet, uns an Sie auf solche Weise zu wenden, ich bin sehr froh, dass Sie wieder in Ihrer Heimat, in Aserbaidschan sind. Es ist Ihnen bekannt, dass wir immer froh sind, Sie hier zu begrüßen. Es ist angenehm, dass Sie Ihr Versprechen halten. Das ist das wichtigste.
Offen gestanden, als Sie den Wunsch äußern, jedes Jahr nach Aserbaidschan zu kommen, hier Ihre Meister-Klassen zu organisieren und andere Tätigkeiten zu entfalten, nahm ich das mit großem Vergnügen und großer Freude an. Aber ich glaubte, dass diese Angelegenheit wegen Ihres weitreichenden und strengen Arbeitsplans nicht real wäre - heute sind Sie hier, morgen - in einem anderen Land, am dritten Tag - im dritten Land. Aber Sie sind ein verantwortungsvoller Mensch. Sie beweisen, dass Sie Ihre Pläne verwirklichen. Ich freue mich darüber. Das ist nicht nur für Musikgesellschaft, sondern auch für uns eine große Freude, ein großes Ereignis.
Sie sind unser Landsmann, vieles verbindet Sie mit Aserbaidschan. Aber es entstand in gegenseitigen Beziehungen zwischen Ihnen und Aserbaidschan eine große Pause. Deshalb begannen viele Menschen etwas davon zu vergessen. Seitdem ich Sie eingeladen habe, um hier Ihr Jubiläum zu feiern, begann eine neue Etappe in Ihren Beziehungen zu Ihrem Heimatland. Ich bin sehr froh, dass diese Etappe gute Ergebnisse hat, dass alle Vorhaben ausgeführt und erreicht werden. Das ist sehr angenehm.
Jetzt, wenn unsere Leute Ihr Auftreten in verschiedenen Ländern hören, sagen sie - sieh mal, er ist der Unsere. Übrigens, als man den zehnten Jahrestag des Berliner Mauerfalls feierte, - das war ein großes Ereignis und wir konnten das nur im Fernsehen beobachten - sahen wir uns das Auftreten des großen Orchesters unter Ihrer Leitung und Ihr Auftreten an. Ehrlich gesagt, bewunderte ich mich und war stolz, dass Slava immer noch berühmt ist. Als ich das im Fernsehen sah, war ich sehr froh.
Es ist gut, dass Sie wieder gekommen sind und wir uns unterhalten, nicht nur Ihre Unterhaltung, sondern auch Ihre Musik anhören können. Ich begrüße Sie.
Mstislav Rastropovich: Wissen Sie, warum ich mein Wort halte? Wie gesagt, so muss ein Mann sein. Ein Mann - ein Wort.
Heydar Aliyev: Sie sind ein echter Mann. Bei uns in Aserbaidschan ist das Wort "Mann" ein umfangreiches Wort. Man muss mit diesem Wort sehr vorsichtig umgehen. Im wahren Sinne dieses Wortes bedeutet "der Mann", der Herr seines Wortes, besitzt alle positiven Eigenschaften, die für den echten Mann typisch sind.
Mstislav Rastropovich: Natürlich. Ich muss sagen, dass viele darüber erstaunt sind, dass ich für eine Woche hierhergekommen bin. Um hierher zu kommen, habe ich einige Konzerte aufgeschoben. Ich habe mein Wort gehalten. Nach dem Jahrestag des Falls der Berliner Mauer hatte ich eine schwierige Periode. In Frankreich - in Lill habe ich zwei Konzerte, in Paris ein Konzert gegeben, danach in Israel, von dort aus bin ich nach Monako gefahren und wurde dort mit einem Orden ausgezeichnet. Während der Konzerte dachte ich, Gott sei Dank, dass ich bald nach Aserbaidschan fahre. Als ich das Flugzeug des aserbaidschanischen Flugkonzerns bestieg, war das für mich ein Fest.
Ich habe hier alle alten Freunde getroffen, gerade heute eine Meister-Klasse gegeben. Sie haben sehr begabte Jugendliche. Erinnern Sie sich, damals, als ich hier war, spielte ein Mädchen Geige. Sie erhielt Geld mit Ihrer Hilfe, um in den USA zu studieren.
Heydar Aliyev: Ja, wie hieß sie? Raktscheyeva.
Mstislav Rastropovich: Als ich am 23. September neue Saison in New-York eröffnete - dort war ein großes Fest - fand ich sie. Dieses Mädchen studiert in der Julian-Schule und hat große Erfolge. Ich habe dort gesagt: "Sorgen Sie für dieses Mädchen! Sie werden mir Rechenschaft geben". Wie Sie sehen, ist alles gut. Im Musikbereich ist hier alles sehr gut.
Heydar Aliyev: Ihre Stunden, Ihre Meister-Klassen sind natürlich keine einfache Arbeit.
Mstislav Rastropovich: Diese Stunden sind schwerer als Konzerte.
Heydar Aliyev: Eben Ihre Meister-Klassen sind eine hervorragende Arbeit. Deshalb, wenn es jemandem gelingt, sich bei Ihnen auszubilden und von Ihnen alles Mögliche zu erlernen, ist das für ihn, natürlich, eine große Freude. Die Menschen, die mit Ihnen in musikalischer Verbindung stehen, haben eine glänzende Zukunft. Natürlich wenn sie begabt sind, Sie lassen sich die Talentlosen nicht nah.
Ich bin mit Ihrem Programm vertraut, es ist ein gutes Programm. Ich will natürlich, dass Sie hier länger bleiben.
Mstislav Rastropovich: Am 29. November habe ich Probe in Amsterdam. Aus Baku fahre ich nach Paris, von dort nach Amsterdam.
Heydar Aliyev: Slava, kurz gefasst, bin ich sehr froh. Übrigens, als ich mich mit Jaques Chirac in Istanbul traf, erinnerten wir uns beide an Sie.
Mstislav Rastropovich: Wann kommt er hierher?
Heydar Aliyev: Er beabsichtigte hierher zu kommen. Er hatte vor eine Reise nach Armenien, Georgien und Aserbaidschan zu machen. Nach dem Rücktritt von T. Petrosyan und dem Auswahl des neuen Präsidenten rief er mich an und sagte: "Ehrlich gesagt, kann ich in diesem Fall nicht kommen. Wenn ich Aserbaidschan und Armenien beide besuche, wird das nicht richtig verstanden werden. Die Reise nach Armenien kommt jetzt einfach nicht zustande." Deshalb hat er seine Reise aufgeschoben.
Wissen Sie, er ist ein idealer Mensch, ein Gelehrter. Je mehr ich mit ihm kommuniziere, desto mehr überzeuge ich mich, was für ein freundlicher und offenherziger Mensch er ist. Außerdem ist er ein berühmter Staatsmann, Politiker. Er ist einfach aufrichtig und Herr seines Wortes. Er hat mich angerufen und mir alles erklärt. Ich habe ihn verstanden und glaube, dass er für diese Reise wirklich eine bestimmte Zeit braucht. Er wird kommen. Wir haben uns in Istanbul getroffen. Wie immer haben wir uns sehr freundlich, ausführlich unterhalten. Wir haben uns an Sie erinnert. Beim Treffen mit Ex-Premierminister von Italien R. Prodi habe ich mich auch an Sie erinnert. Während Ihres Jubiläums in Paris haben wir nebeneinander gesessen. Zurzeit ist er der Vorsitzende der Europäischen Komission, die alle wirtschaftlichen Fragen in der EU löst. Das ist ein großes internationales Amt. Ich habe mich mit ihm zuerst in Rom getroffen, als er Minister war. Dann haben wir uns in Paris während Ihres 70. Jubiläums getroffen. Und jetzt in Istanbul. Als ich ihn an unser Treffen bei Slavas Jubiläum erinnerte, freute er sich viel.
Mstislav Rastropovich: Er ist ein sehr freundlicher Mensch. Wissen Sie, ich habe in Paris einen Brief vom Herrn Chirac erhalten. Er hat mich in die Liste für die Delegation von Frankreich eintragen lassen. Dann habe ich gedacht, dass wir ein Museum...
Heydar Aliyev: Aber es wird geschehen.
Mstislav Rastropovich: Ich werde ihn daran erinnern.
Heydar Aliyev: Irgendwann wird es in Erfüllung gehen.
Mstislav Rastropovich: Heydar Aliyev, darf ich an Sie eine schmerzlich Frage stellen? Ich bin sehr traurig, dass es hier Flüchtlinge gibt. Gibt es irgendwelche Perspektive bei der Lösung dieser Frage?
Heydar Aliyev: Wissen Sie, Slava, das ist eine schmerzliche Frage, eine Wunde in meinem Herzen.
Mstislav Rastropovich: In meinem auch.
Heydar Aliyev: Ja, das ist eine Wunde in meinem Herzen. im April unterzog ich mich einer Herzenoperation. Die Operation verlief sehr erfolgreich. Diese Wunde ist schon geheilt. Es bleibt nur die Wunde, die mit dem Schicksal unserer Flüchtlinge, der heutigen Lage Aserbaidschans, der Okkupation der 20% unseres Territoriums verbunden ist. Glauben Sie mir, ich denke nicht nur daran Tag und Nacht, sondern auch mache ich alles, was es möglich ist. Während des Treffens mit dem Präsident J. Chirac in Istanbul wurden 95% unseres Gesprächs dieser Frage gewidmet. Diese Frage war das wichtigste Thema beim Treffen mit dem Präsident Clinton, Bundeskanzler Schröder, Romano Prodi aus der Europäischen Kommission, dem Präsidenten der Türkei Süleyman Demirel und anderen Staatsoberhäuptern in Istanbul.
Aber ich verliere die Hoffnung nicht. In letzten Tagen regnet es bei uns. Es war so ein Regenguss, dass das Dorf Ramana und andere Orte überschwemmt wurden. Ich habe finanzielle Mittel für die Restaurationsarbeiten bereitgestellt. Von gestern an regnet es in Strömen. Natürlich leidet jeder Mensch. Aber stellen Sie sich die Lage der Menschen vor, die in den Zelten wohnen? Wie kann das Zelt so viel Wasser halten? Deshalb ist die Lage sehr schwer.
Aber trotzdem bin ich optimistisch. Meiner Meinung nach, können wir uns verständigen. Ich habe mir ein Ziel gesetzt - Frieden zwischen Aserbaidschan und Armenien herzustellen. Ich habe in Istanbul vorgeschlagen, einen Pakt über Frieden und Sicherheit im Südkaukasus - also in Georgien, Aserbaidschan und Armenien zu schließen. Ich stellte natürlich die Voraussetzungen und Forderungen für diesen Pakt fest.
D.h., trotz der großen Schaden, der Okkupation unseres Territoriums, dessen ungeachtet, dass unsere Landsleute mehr als 6 Jahre in diesen Zelten leben, versuche ich den Frieden herzustellen. Natürlich den gerechten Frieden. In diesem Zusammenhang hatte ich in letzten Zeiten unmittelbare persönliche Treffen mit dem Präsident Kotscharyan.
Mstislav Rastropovich: Das ist am wichtigsten.
Heydar Aliyev: Übrigens, das wurde im Gipfeltreffen in Istanbul, im Westen und in Amerika sehr hoch geschätzt. Sie glauben, dass es für die Lösung der Frage mehr Nutzen als bisherige Tätigkeiten bringen wird. Überhaupt benutzen wir alle Möglichkeiten. Sie wissen, dass es die Minsker Gruppe existiert. Die Ko-Vorsitzenden sind Russland, die USA und Frankreich. In letzter Zeit arbeiten sie schwächer und ich habe sie im Gipfeltreffen in Istanbul kritisiert. Während unseres Treffens verabredeten wir uns - übrigens, das ist im angenommenen Dokument geschrieben - dass, sie die Verhandlungen weiterführen müssen. Wir werden alle Wege benutzen und auf die Ergebnisse warten. Ich hoffe darauf.
Mstislav Rastropovich: Sie wissen, dass Ihre wohlwollende Handlung Deutschland die Gemälde zurückzugeben, hochgeschätzt wird. Ich halte diese Handlung für eine sehr gute und meine, dass das Sie als einen offenherzigen Staatsoberhaupt charakterisiert.
Das muss unbedingt sein. Man muss auch zurückgeben können. Wie Sie die Gemälde zurückgegeben haben, muss auch Armenien Ihre Territorien zurückgeben.
Heydar Aliyev: Herr Kanzler Schröder hat das sehr hoch geschätzt. Sie wissen, dass ein Teil dieser Werke gestohlen ist und jetzt beim Gericht in New-York ist. Was es bei uns gab, haben wir zurückgegeben. Ich habe ihm einen Brief geschrieben und eine Verordnung erlassen. Wir haben alles, was in unserem Museum seit 1947 erhalten wurde, Deutschland, dem Bremener Museum zurückgegeben.
Mstislav Rastropovich: Das ist eine schöne Handlung. Die Handlung des großen Menschen, des großen Leiters. Ich muss sagen, wenn jemand etwas macht und etwas zurückgibt, müssen auch die anderen darüber nachdenken und so behandeln.
Heydar Aliyev: Es stimmt.
Mstislav Rastropovich: Solch ein Vorbild von Ihrer Seite ist sehr wichtig. Sehr wichtig.
Heydar Aliyev: Die Unterzeichnung in Istanbul des wichtigen Projekts über die Erdölleitung Baku-Ceyhan war für uns ein großes historisches Ereignis. Übrigens, wir haben uns damit 5 Jahre lang beschäftigt, viele Hindernisse und Schwierigkeiten getroffen. Wir haben alles bewältigt. Der Autor dieses Projekts ist Aserbaidschan. Hätten wir im Jahre 1994 den Jahrhundertsvertrag nicht abgeschlossen, könnten wir jetzt darüber überhaupt nicht reden. Wir haben den Vertrag abgeschlossen und verkündet, dass wir große Erdölressourcen haben, wir gewinnen dieses Erdöl seit 1997 und führen durch 2 Pipelines - Nord und Baku-Supsa aus. Im Zusammenhang mit Ereignissen im Nordkaukasus gibt es in der Nordlinie einige Schwierigkeiten. Andere Linie ist Baku-Supsa. Aber für den großen Export brauchten wir eine große Pipeline. Wir haben uns damit 5 Jahre beschäftigt und endlich haben wir feierlich einen Vertrag unterzeichnet. Herr Clinton hat ihn auch unterzeichnet. In diesen Jahren hat er uns nicht nur unterstützt, sondern auch alles für die Realisierung dieses Projekts gemacht. Wir haben ihn unterzeichnet, das ist ein großes Ereignis.
Mstislav Rastropovich: Ich hoffe, dass es mehr Geld bringen wird.
Heydar Aliyev: Jetzt investieren wir für diese Pipeline 2,4 Mlrd. USD. In der Zukunft, zweifellos.... Wir haben auch ein mächtiges Gasfeld entdeckt. Vielleicht werden wir in einigen Jahren auch zum Gasexporteur. In abgeschlossenen Verträgen ist vorgesehen, ungefähr 60 Mlrd. USD im Laufe 15 Jahre zu investieren. Man muss natürlich in diesem Fall hohe Profite erzielen. Sonst gibt es keinen Sinn zu investieren.
Das alles machen wir für die Zukunft. Vielleicht werde ich das nicht sehen, weil die Zeit vergeht und das Alter zeigt sich. Aber ich mache das nicht für mich selbst, sondern für das Volk, die zukünftige Generation, das unabhängige Aserbaidschan. Alles läuft erfolgreich und ich bin darüber froh.
Mstislav Rastropovich: Ich gratuliere Ihnen herzlich.
Heydar Aliyev: Vielen Dank.